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Ich starre ihm in sein Gesicht.
In seine Gift grünen Augen. Sie hätten mich fast getötet, aber ich habe überlebt.

Ich habe mich alleine an die Spitze hochgekämpft. Habe mir eine neue Identität aufgebaut. Alles musste ich alleine schaffen. Aber dadurch wurde ich stark. Ich wurde eine starke disziplinierte Frau.

Und das bleibe ich auch. Es sind jetzt genau drei Jahre her, seit ich ihn das letzte mal gesehen habe.

Seit meiner Flucht.

Jetzt bin ich ein sehr bekanntes super Model. Im September letzten Jahres war mein großer Aufstieg in meiner Modelkariere.
Mit einen nach vorne gerichteten Blick laufe ich in meinen goldenen High Heels auf dem Laufsteck an ihm vorbei.

Was macht er eigentlich hier? Ich meine ja ich bin berühmt geworden und es gibt ein paar Gerüchte über mich aus diesen ganzen Klatsch Magazinen und was es sonst noch so gibt. Aber er müsste doch verstehen, dass ich nichts mehr mit ihm zu tuen haben will und jetzt mal im Ernst, es war doch klar, dass ich auf der Versage Fall-Winter Fashion Show bin. Konnte er uns beiden nicht einfach diese unangenehme Situation ersparen und auf eine andere Fashion Show gehen auf der ich nicht bin!

Ich muss mich beruhigen, sonst laufe ich noch, wie eine Tomate komplett rot an, wenn ich mich so ärgere. Dieses Problem habe ich schon mein ganzes Leben lang. Ich versuche es immer zu stoppen, aber meistens schaffe ich es nicht. Nur wegen dieser blöden Situation hier, muss ich meine Blutgefäße irgendwie in den Griff bekommen.

Ich muss an irgendwas denken, was mich beruhigt. Popcorn. Popcorn ist ein gutes Stichwort. Ich liebe Popcorn. Immer wenn ich an Popcorn denke, erinnere ich mich daran, dass als ich klein war und mit meiner Mutter und meinem Vater im Urlaub war, Popcorn kaufen durfte. Ich wollte es unbedingt haben und dann habe ich es auch bekommen. Ich weiß noch wie glücklich ich damals war.

Ich erinnere mich nicht an vieles aus meiner Kindheit, aber immer wenn ich daran denke, beruhigt es mich.

Mit einem leichtem Hüftschwung laufe ich an ihm vorbei und setze meinen Sirenenblick auf.

Erst dank diesem Blick wurde ich so berühmt. Damals als ich es in die Vogue geschafft habe, habe ich auch diesen Blick benutzt und habe mein bestes gegeben. Ich dachte mir, wenn ich schon in der Vogue bin, dann richtig. Und es hat sich auch gelohnt. Ich wurde von einem Modelscout entdeckt und jetzt bin ich hier.

An der Spitze vom Laufsteck schaue ich einmal in die Menge und präsentiere mich stolz. Ich weiß, wie unfassbar gut ich heute aussehe. Dann drehe ich mich um und lasse meine blond-braunen Haare schön über meine Schulter schwingen.

Ich weiß, dass ich ihn wieder gleich anschaue, ich kann es nicht verhindern, egal wie sehr ich es will. Es ist als würde mein Kopf sich automatisch zu ihm drehen. Also mache ich mich dieses Mal schon mental dafür bereit und setzte meine unwiderstehliche Maske auf.

Ich schaue ihn mit meinem aufgesetzten Lächeln an. Man könnte schon fast meinen, dass ich ihn direkt in die Seele starre, wenn man genau hinschaut. Mit meinem ganzen Stolz laufe ich an ihm vorbei, drehe mich nochmal kurz mit meinen gestemmten Händen auf der Hüfte um und blicke zum Publikum. Dann drehe ich mich wieder zurück und laufe hinter die Tribüne.

Ein paar Sekunden nach mir taucht auch meine beste Freundin Nadia auf.

Sie nahm mich überglücklich in eine Umarmung, welche ich sofort erwiderte. „ Du sahst super da vorne aus!", brüllte sie in mein Ohr, weil die laufende Musik so laut ist. „Danke, aber hast du dich mal angeschaut?!", gebe ich laut zurück. „ Ach, hör doch auf, du siehst heute mindestens doppelt und dreifach besser aus als ich. Aber nächstes mal wird das wieder anders sein.", neckt sie mich. „Das will ich aber mal hoffen!", meine ich auffordernd zu ihr und nicke zum Frisier und Make-up Tisch, der umzingelt von Stylistin und Stilistinnen ist.

Sie muss noch einmal auf den Laufsteck raus und deshalb noch ihre Frisur und ihr Make-up auffrischen. Schnell macht sie sich auf den Weg um neu gestylt zu werden. „Wir sehen uns dann nachher.", ruft sie mir hinterher. „Viel Glück." , wünsche ich ihr noch und dann mache ich mich auf den Weg zur Bar.

Ich habe sie ungefähr  zwei Wochen nach meinem Aufstieg kennengelernt. Sie ist auch Model und seit ich sie kennengelernt habe, machen wir so ziemlich alles zusammen.

Bevor ich so richtig mit ihr befreunden war, hat sie mit mir geflirtet. Sie hatte  Hoffnung, dass ich auch auf Frauen stehe, wie sie. Sie wollte mit mir aus gehen, aber ich habe sie aufgeklärt, dass ich kein Interesse an Frauen habe und meinte aber dann zu ihr, dass ich gerne mit ihr freundschaftlich ausgehen würde. Wir haben uns gut verstanden und jetzt sind wir hier zusammen.

An der Bar angekommen setzte ich mich auf einen freien Stuhl, der an der Theke steht und bestelle mir erstmal ein Wasser, da ich den ganzen Tag kaum was getrunken habe und mein Mund sich dadurch jetzt, wie eine Wüste anfühlt. Ich nehme einen Schluck und merke, wie gut mir das kalte Wasser tut.

Auf ein Mal spüre ich eine Pressens dicht neben mir, „Für mich bitte einmal einen Bourbon.", höre ich eine tiefe raue Stimme.
Mir steigt ein frischer nach Zitronen riechender Duft in die Nase, den ich sofort wieder erkenne. Nach drei Jahren riche ich den Duft wieder.

Es ist er. Francisco.

Die Kellnerin reicht ihm den Bourbon und als er seinen Arm mit dem Alkohol in der Hand wieder zurück nimmt, kommt er mit einem Ruck gegen mich und somit verschütte ich mein ganzes Wasser auf mein teures und dazu auch noch weises Designer Kleid. Das Wasser fließt meinen Körper runter und ich spüre, gar wie durchnässt ich bin.

Geschockt  schaue ich langsam an mir herunter und sehe, dass mein Kleid durchsichtig geworden ist und man meine rote Unterwäsche durchsieht. Komplett fassungslos gucke ich wieder hoch zu ihm und sehe, wie er mir auf meine prallen Brüste starrt. Dann widmete er sich schnell, als hätte ich grade nicht wegen ihm mein Wasser auf meine ganze Kleidung verschüttet zu der  Kellnerin und lächelt sie mit seinem bitte lass mich dich ficken Blick an, den sie sofort erwidert.

Fassungslos blicke ich zwischen den beiden hin und her. Ich konnte immer noch nicht glauben, was grade passiert ist, bis ich dann auf einmal  Nadia hörte: „Luna, was ist passiert, du bist komplett nass?", ruft sie mir von ein paar Metern Entfernung zu  und kommt dann schnell auf mich zu. „Ich, ich...das Wasser..", ich stotterte.

Alle Konten mich sehen. Alle Fotografen, die da waren. Sie haben Fotos von mir gemacht.

Schnell zog Nadia ihren Blazer aus, den sie an hatte und streift ihn mir über die Schultern. Dankend nehme ich ihn an. Ich bin froh, dass ich sie habe. Dann stehe ich langsam vom Stuhl auf und sie hackt sich bei mir unter. „Versuch so zu tun, als wäre das gewollt. Wir laufen jetzt ganz selbstbewusst zu der Limousine da vorne und dann sehen wir weiter. Aber jetzt müssen wir erstmal den ganzen Fotografen hier entkommen, wir beide legen jetzt eine Performance ab, über die jeder reden wird. Dann haben die ganzen Journalisten das als Thema und nicht wie du ausersehen irgendwie Wasser ausgekippt hast. Okay?", flüstert sie mir zu. Ich nicke. Und dann versuchte ich das zu tun, was sie gesagt hat.

Alle schauen uns an und überall sind Blitzlichter. Aber Nadia hat Recht, wir können versuchen zu kontrollieren, über was in den ganzen Medien geredet wird und was nicht.

In der Limousine sitzend, drücke ich Sie dankend mit Tränen in den Augen. Ich kann garnicht in Worte fassen, wie froh ich bin, dass sie in meinem Leben ist.

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𝐋𝐚 𝐌𝐢𝐚 𝐁𝐞𝐥𝐥𝐚 𝐋𝐮𝐧𝐚Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt