Kapitel 2

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Ich saß im Klassenraum und hatte Bauchschmerzen. Vor Angst. Hoffentlich hatte ich keine drei im Zeugnis. Dann wäre ich tot.
Die Tür öffnete sich. Aber der Lehrer war es nicht.

Der neue Junge war es. Matteo Lorenzo Torrés.
Echt schön der Name. Sogar sehr schön oder?
Ist ein schöner Name.
Und jetzt halt die Klappe Ella.

Er setzt sich neben mich? Mich mag keiner aus der Klasse. Warum setzt er sich dann neben mich? Ich war ein Loser.

„Buongiorno Stella.", sagte er schmunzelnd.

„Buongiorno Enzo."

Ich lächelte leicht. Ich bin froh, dass mal jemand freiwillig neben mir sitzt.

„Bist du sicher das du mit mir zu tun haben willst Enzo?"

Er runzelt verwirrt die Stirn. „Warum sollte ich nicht sicher sein Stella?" Stella...

„Weil ich ein Loser bin."

„Finde ich nicht. Allein schon weil du Italienisch sprichst, direkt sympathisch für ein Neue Freundin zum kennenlernen.", sagte er und zwinkerte zum Ende hin zweideutig.

Für eine neue Freundin zum kennenlernen...

Ich schlug ihn leicht.

„Also das du mich schlägst wird bald echt zur Gewohnheit oder? Das muss ich bald mal unterbinden Stella."

Ich kicherte leicht. Irgendwie ironisch.
Bitte zerstör mir das jetzt nicht Ella.

Der Lehrer kam rein. Mit den Zeugnissen.
Meine Hände fingen leicht an zu schwitzen und zu zittern. Ich sah im Augenwinkel das Lorenzo mich fixierend analysierte. Was mich zum Teufel hin noch nervöser macht.

Einige haben es schon bekommen. Nur Lorenzo kriegt es halt nicht, weil er ja erst dazu gekommen ist. Und dann war es soweit.

„Elóra Estrélla Sanchéz."

Ich ging nervös nach vorne und holte es mir ab.
Ich verschaffte mir einen Überblick, während ich meinen Platz aufsuchte. Ich hatte überall Einsen. Außer in Mathe.... Nein.

Eine Vier. Dafür werde ich nicht nur tot sein. Meine Seele wird auch nicht mehr existieren.

„Stella?"

Meine Hände zittern wie verrückt. Ich brauche frische Luft. Ich muss hier raus.

„Könnte ich bitte kurz rausgehen?"

„Aber na klar Elóra."

Ich ging hastig raus.

Matteo

Sie rannte schon förmlich hinaus. Was war denn mit ihr jetzt los? Eben erst dieses Zittern. Und jetzt dieses schnelle Atmen. Ich wette sie hat nicht mal gemerkt, dass sie schon fast die ganze Klasse damit unterhalten hat.

Ich verschaffte mir einen Überblick von ihrem Zeugnis. Sie hatte ein Eins-A Zeugnis. Ja gut, in Mathe eine Vier, aber sie hat doch noch ein Halbjahr um das aufzubessern. Was übertreibt sie denn so? Ich gehe mal nach ihr schauen.

„Dürfte ich bitte auf die Toilette?"

„Natürlich Matteo."

Ich stand auf und bewegte mich zum Schulflur. Ich hielt Ausschau nach ihr. Ich hörte Geflüster.

„Sie wird mich enthaupten. Ich kann nicht nach Hause. Mum wird mich töten. Scheisse. Wie soll ich das erklären? Sie wird mich Windelweich schlagen. Ich will das nicht mehr."

Bitte was sagt sie da? Ich war geschockt. Ihre Mutter schlägt sie? Deswegen war ihre Wange so blau gestern... Sie hat versucht es zu überschminken, aber man konnte es vom nahen noch sehen.

„Stella?"

Sie blieb abrupt stehen.

„Wie viel hast du gehört..?", fragte sie schwach.

„Ich hab genug gehört Stella."

Sie drehte sich leicht um. Ich riss meine Augen leicht auf, als ich ihre geröteten Augen sah.
Ihr Gesichtsausdruck war die pure Angst.

„Deine Eltern sind nicht nur streng oder?"

„Meine Mutter will nur das beste für mich Teo."

Teo...
Gefühle..
Lass sie zu.

„Stella, wenn sie das tun würde, würde sie dich nicht töten wollen."

Ich hielt inne. Scheisse ist das lange her, als ich einen Mädchen sowas anbot. Dennoch setzte ich fort.

„Ich weiß wir kennen uns nicht wirklich. Aber wenn du wirklich so eine Angst hast, dann komm doch für eine Weile mit zu mir und dann sagst du mir alles, was dich belastet okay? Wir finden eine Lösung Lora."

Ich mag sie. Ich glaube sie kann eine sehr gute Freundin werden. Das kann ich gut, nach all dem was passiert ist gebrauchen.

Richtig so, lass die Gefühle in dein Herz eindringen, sie werden dich erwärmen und du wirst vor Glück strahlen.

Das glaube ich erst, wenn es so weit ist...

„Das ist wirklich nett, aber ich muss nach Hause.", sagte sie stumpf.

„Lora wenn du aber-"

„Nein!", schrie sie den ganzen Schulflur dicht.

Ich riss perplex meine Augen auf. Ich wollte doch nur nett sein Lora. Sie ging an mir vorbei und anschließend in den Klassenraum zurück.
Dieses Mädchen ist auf eine Art fesselnd, aber auch einfach merkwürdig.

Ich spürte wie sich die Kälte wieder in mir verbreitete und mich kaltherzig werden ließ. Niemand hat mein Lächeln mehr verdient. Niemand hat meine Aufmerksamkeit verdient.
Und niemand hat meine Liebe mehr verdient.
Nie. Wieder. In. Meinen. Leben.

Das ist es? Du willst wieder alle von dir stoßen Lorenzo? Das ist der falsche Weg und das weißt du ganz genau. Lass mich in Ruhe. Du wirst sowieso in das tiefe schwarze Loch verbannt. Du redest mir nur ein Gefasel ein der mir nur am Ende schaden wird.

Ich ging zurück in die Klasse und setzte mich auf meinen Platz. Elora würdigte ich nicht mal mehr eines Blickes. Ich spürte aber ihren wehmütigen auf mir. Aber mir ist es egal. Mir ist es einfach nur egal. Wer meine Hilfe nicht würdigt, würdigt meine Familie auch nicht.

Und da war es. Die Schutzmauer die sich wieder erbaute um mich. Um mich zu schützen von all dem Leid auf dieser Erde.

Cara Mia - Ein Blick ins GlückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt