Kapitel 10 - Tarnung & Täuschung

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Die darauffolgende Nacht erschien so friedlich, als wäre nichts Furchtbares oder Bemerkenswertes des Tages geschehen

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Die darauffolgende Nacht erschien so friedlich, als wäre nichts Furchtbares oder Bemerkenswertes des Tages geschehen. Das Mondlicht, das hinter schweren Wolken hervorbrach, warf schummrig silberweißes Licht auf Nottinghamshire. Der Wind trieb die Wolken träge über den Nachthimmel und die laue Sommerbrise ließ den Efeu der Burgmauern von Castle de Burgh leise rascheln. Die Gänge der Festung, für gewöhnlich zu später Stunde nur spärlich erleuchtet, erstrahlten seit dem letzten Raubzug der Steuergelder in goldgelbem Licht zahlreicher Fackeln.

Nur noch wenige Dienstboten schlichen auf Zehenspitzen durch die Gänge. Der ermüdende Schleier später Abendstunden legte sich mit der damit einhergehenden Stille über die Flure. Das metallische >>Klonk<< und das leise Kratzen erschien dagegen verräterisch laut.

Stiefelsohlen scharrten über den Steinboden, hüpften über die Erhebung einer Schwelle und verschwanden dann hinter einer Tür. Robin Hood streckte den Kopf aus der Pforte und warf einen prüfenden Blick erst nach links und dann nach rechts.

„Nichts zu sehen", raunte Robin leise.

„Dann hör auf da herumzustehen und hilf mir!" Hinter ihm zerrten Marians Hände unter dem wilden Pochen ihres Herzens an dem Wappenrock des Wachmannes. Gerade bewusstlos geschlagen, versuchten sie nun, jenen in einer der unzähligen Kammern der Burg zu verstecken.

Robin stieß ein empörtes Schnaufen aus, warf einen letzten Blick in den Flur und schloss dann leise die hölzerne Tür. Als er sich umwandte, konnte er ein Glucksen kaum zurückhalten.

„Wie siehst Du denn aus?", presste er keuchend hervor, während er ernsthaft versuchte, nicht in Gelächter auszubrechen.

Marian hatte sich den Wappenrock des Wachmannes übergezogen. Sie trug Hosen - was amüsant genug anzusehen war - doch was Robin den Rest gab, war die unförmige Wölbung auf der Höher ihrer Hüften. Die holde Maid hatte versucht, das seiden-weiße Nachtgewand in den Hosenbund zu stopfen - doch die Falten wölbten sich unter dem Kettenhemd wie ein dicker, fetter Bauch. Besonders amüsant sah es aus, da der Rest der Kleidung an ihr hing wie ein Sack. Der Wappenrock war ihr zu groß, obgleich der Wachmann kein Hüne gewesen war.

„Du siehst aus, als hätte man einer Vogelscheuche die Kleidung eines Wachmannes übergeworfen", raunte Robin und griff nach einer Ecke des Wamses, um dieses irgendwie zurechtzurücken. Obwohl die beiden Langfinger von der zentimeterdicken Eichenholztür und festen Steinwänden umgeben waren, wagte keiner von beiden, die Stimmen über ein Flüstern zu erheben.

„Glaubst Du etwa, Du siehst besser aus?", zischte Marian zurück und zog den Zipfel aus Robins Händen. Es fühlte sich seltsam an, so vertraut mit ihm zu sprechen. Ihm zu erlauben, sie zu duzen. Sie bemühte sich, eine Mauer zwischen ihnen aufrecht zu erhalten. Er hatte sie verletzt, und nur weil sie jetzt zusammen einbrachten würde sie ihm nicht vergeben. Marian schnaubte, dann zerrte sie selbst an ihrem Wappenrock, damit sich ein wenig mehr des Nachtgewandes um ihre Hüfte verteilte.

Die Königin von Pfeil & Bogen ᴮᵃᶰᵈ¹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt