Im Mondschein

7 0 0
                                    

Eine erfrischende Brise kühlte endlich den Tag ab auch wenn es bereits nach Mitternacht war. Man mochte meinen ich sei Hitze gewöhnt doch die Wahrheit war das ich es nicht ausstehen konnte, die stickige Luft, das Schwitzen und vorallendingen die stechende Sonne.
Immerhin trug ich nicht mehr meine Rüstung, ich hatte sie nach dem Turnier sofort abgelegt und war duschen gegangen.
Das Turnier... ein weiteres Jahr in Folge hatte ich versagt. Daran war nur Kali Schuld. Ich hätte es für mein Team entscheiden können, wir hatten Ash und Dokaebi genau da wo wir sie haben wollten oder etwa nicht? Ich weiß es doch auch nicht so genau. So ein Scheiß aber auch.

Langsam schlenderte ich durch das Stadion, ließ die Feierlichkeiten hinter mir und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Mir war nicht nach feiern zu mute. Ich war nur kurz dort gewesen aus Höflichkeit um mit meinem Team anzustoßen danach hatte ich mich raus geschlichen und nun war ich hier. Bei Nacht und ohne all die Menschen im Publikum war es sehr friedlich doch auch befremdlich. Ein so großes Stadion ohne jegliches Leben fühlte sich seltsam an.
Kein Geräusch war zu hören dafür war der Ort zu abgeschirmt. Die einzige Lichtquelle war der Vollmond, das dachte ich zumindest erst. Beim zweiten hin schauen sah ich ein kleines Licht in Richtung der Teambänke leuchten und in diesem Lichtkegel saß eine Gestalt. Aus der Ferne konnte ich nicht wirklich erkennen um wen es sich handelte. Ich hätte umdrehen können doch meine Neugier siegte. Wer saß ganz alleine und mitten in der Nacht hier draußen? Als ich näher kam konnte ich die Silhouette einer Frau erkennen. Angestrengt versuchte ich mich daran zu erinnern wen ich auf der Party nicht gesehen hatte doch mir fiel niemand ein. Ich war eh sehr schnell abgehauen, woher sollte ich also wissen wer dort war.
Wenige Meter vor der Person kam ich zum Stehen. Jetzt konnte ich auch erkennen um wen es sich hielt, es war Ash.
Sie saß im Schneidersitz auf dem Rasen, den Rücken hatte sie an den Rand der Bank gelehnt. Sie hatte mich offensichtlich nicht bemerkt denn ihre Augen waren geschlossen und sie trug Kopfhörer. Während ich so unbemerkt vor ihr stand und sie ansah fiel mir auf wie anders sie ohne ihre Uniform und dem ernsten Blick aussah. Ihre roten Haare trug sie offen und der Wind wehte ihr vereinzelt Strähnen ins Gesicht, ihre Haut sah im Mondlicht noch blasser aus, fast schon schneeweiß. Ihre Lippen waren rosa und stachen auf ihrer hellen Haut besonders hervor, sie waren bestimmt samt weich und... Moment wieso dachte ich über die Lippen von Ash nach? Was zum Teufel?!
Wahrscheinlich war es nur dieser ungewohnte Anblick von ihr, sie sah aus wie ein anderer Mensch. Völlig ungewohnt.

Gerade als ich mich umdrehen und gehen wollte hörte ich ihre Stimme,
"Oh hey Mira. Was machst du denn hier? Ich dachte ihr seid alle auf der Party?"
Ich schüttelte den Kopf und drehte mich wieder in ihre Richtung.
"Ich war kurz dort aber mir ist nicht feiern. Und was ist mit dir? Du hast immerhin gewonnen, du solltest deinen Sieg genießen."
Ich meinte es aufrichtig doch sie schnaubte und ihre Miene verdunkelte sich, ihre Stimme nahm einen abfälligen Ton an als sie antwortete, "Das war kein richtiger Sieg, jedenfalls nicht von meiner Seite aus. Kali... Sie... Argh. So eine Bitch!"
Nachdem sie merkte was sie da gesagt hatte schlug sie sich die Hände vor den Mund doch ich lächelte nur.
"Keine Sorge, ich verstehe dich. Wenigstens konntest du es ihr ein wenig vermiesen. Schöner rechter Haken übrigens..."
Ash wusste erst nicht ob ich es ernst meinte doch dann lächelte sie auch. Es war das erste mal das ich sie so sah. Wunderschön...
Nachdem wir ein wenig gelacht hatten, sah sie mich verlegen an, rutschte ein wenig zur Seite und klopfte einladend neben sich auf den Boden. Eigentlich wollte ich nur einen kleinen Spaziergang machen und dann schlafen gehen aber etwas verleitete mich dazu mich hinzusetzen.
Sie griff neben sich und holte eine Weinflasche hervor welche ich vorher nicht bemerkt hatte. War Ash schon immer so locker oder waren es nur die Umstände?
Ich nahm die Flasche und nahm einen kleinen Schluck.
Der Rotschopf neben mir tippte auf meine Schulter und sagte,  "Keine Sorge ich habe noch eine. Eigentlich wollte ich sie alleine vernichten doch in Gesellschaft lässt es sich besser trinken."
Da hatte sie recht, was sollte schon passieren.

Anfangs redeten wir nicht viel. Wir tranken, hörten ihre Musik und beobachteten die Sterne. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich richtig wohl. War es ihre Gegenwart? Der Alkohol? Beides?
Mit der Zeit tauten wir beide immer mehr auf. Erst redeten wir über das Turnier, die Arbeit, Kollegen doch umso mehr Zeit verging und Wein getrunken wurde umso privater wurden die Themen. Ich erzählte von meinem Vater, meiner Schwester, meiner Schulzeit und wie peinlich ich als Teenager doch war. Ich erwarte das sie plötzlich abbremsen würde und wieder zu der kalten Anführerin werden würde doch das geschah nicht. Sie amüsierte sich offenbar genauso wie ich. Auch sie erzählte aus ihrer Vergangenheit, dem Hund den sie als Kind hatte, ihrer Rolle der perfekten Tochter die sie zu spielen hatte und sogar die Probleme welche sie mit einer ihrer Großmütter hatte.
Diese Vertrautheit fühlte sich wunderschön an. Noch vor wenigen Stunden kannten wir uns kaum, waren Rivalen und nun saßen wir nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und lachten gemeinsam als wäre es nie anders gewesen.
Ihr so nah zu sein löste etwas in mir aus. Eine Wärme die sich von meinem Bauch bis hin in jeden Ecke meines Körpers ausbreitete. War ich gerade dabei mich in Eliza Cohen zu verlieben oder war es nur der Alkohol?
Unsere Hände berührten sich kurz als ich ihr die Flasche reichte. Viele kleine Blitze strömten durch die Stelle an der sich unsere Haut traf. Sie drehte sich zu mir und sah mich mit ihren wunderschönen grünen Augen an. Waren sie schon immer so strahlend? Ihr Blick durch bohrte mich beinahe. Ganz kurz konnte ich erkennen wie sie verstohlen auf meine Lippen und dann wieder in meine Augen schaute. Wie eine unsichtbare Anziehungskraft näherten wir uns langsam einander. Ihre Haare kitzelten meine Nase und ein wohliger Geruch betörte mich während ich ihren Atem auf meiner Haut spürte. Das war der Tropfen der das Fass zum überlaufen brauchte. Ich überwand die letzten Millimeter und legte meine Lippen auf die ihren. Sie schmeckte so unglaublich süß.
Sie hielt plötzlich inne als wäre es ihr unangenehm und Angst machte sich in mir breit doch entgegen meiner Erwartungen nahm sie mein Gesicht in ihre Hände und erwiderte den Kuss.
Diese Nacht würde uns Beide zu etwas wundervollem führen.

NachspielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt