Kapitel 4 - Keine Ehre unter Dieben

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„Ich habe Euer Leben gerettet

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„Ich habe Euer Leben gerettet. Mehr als einmal, wenn man es genau betrachtet. Verdiene ich dafür nicht eher Dank, als euren Groll?" In seiner Stimme lag ein schäkernder Unterton, als der Dieb die wenigen Meter zwischen ihnen überwand und die grünen Augen ihr Antlitz eingehender musterten.

Marian rümpfte angewidert die Nase über diesem plumpen Versuch von Schmeichelei. Als junger Bursche war Robin von Locksley nicht nur dafür bekannt, ein besonders guter Reiter oder Kämpfer zu sein. Sondern auch dafür, mit hübschen Damen zu schäkern sowie Wein und Musik zu frönen, wann immer er konnte. So war er weniger der noble Erbe eines stolzen Hauses, als ein Lebemann und Frauenheld. Offenbar hatte er im Exil nicht viel von dieser Attitüde eingebüßt.

„Alles, was du verdienst, ist eine Lektion für dein vorlautes Mundwerk", gab sie deshalb barsch zurück. Marian verlagerte ihr Gewicht von einem Bein auf das andere und verschränkte die Arme vor der Brust. Und doch... als er sich näher neigte, schlug ihr Herz für einen Augenblick verräterisch schneller.

Robin schien ein klein wenig enttäuscht darüber, dass sein Charme nicht in dem Maße zu wirken schien, wie er es gewohnt war.

„So viel Feuer im Herzen", raunte Robin leise und neigte sich ein Stück näher. Sofort lösten sich Marians Arme und sie stemmte eine davon gegen seine Brust, um ihn auf Abstand zu halten.

„Lass das. Spar dir das für irgendwelche einsamen Milchmädchen."

Sein Blick verweilte noch ein wenig länger auf ihren weichen Zügen und blitzenden Augen, ehe er mit der Zunge schnalzte und offenbar aufgab. „Nun... dann nehme ich zumindest meine Beute", raunte er plötzlich und als er einen Schritt von ihr zurücktrat, hielt er die beiden schweren Münzbeutel in den Händen.

Marians Mund klappte auf, sofort griff sie nach ihrer Tasche - doch der Taschendeckel war geöffnet und nur noch die gestohlene Kassette darin verblieben.

Deine Beute?" Sofort schritt sie auf ihn zu und griff beherzt nach den Beuteln. „Ich war vor dir dort!" Scheinbar unterschätzte er sie - oder er ließ sie absichtlich danach greifen, denn nur einen Moment später lag das Gewicht der prall gefüllten Münzbeutel wieder in ihren Händen. Es war alarmierend einfach gewesen, sie ihm wieder abzunehmen.

Hood stieß ein Lachen aus und eine seiner Augenbrauen rückte in einem Ausdruck spielerischer Skepsis höher. „Wäre ich nicht aufgetaucht", setzte er an und griff seinerseits nach dem Geld, doch Marian drehte sich beiseite und er machte einen Schritt ins Leere.

„... wäre mein Raub ohne Zwischenfälle verlaufen." Beendete sie den Satz an seiner statt. Da fiel ihr eher zufällig etwas zwischen Laub und Schatten ins Auge - und Marians Lippen umspielte ein kleines Lächeln.

„Wofür Ihr auch immer dieses Geld wollt," fing Robin indessen das Gespräch wieder auf und trat erneut näher, „Ich brauche es zweifellos dringender als Ihr, Madame. Immerhin muss ich eine Rebellion gegen einen falschen König unterstützen." wobei er sich herausfordernd näher neigte, „Gebt es zu: Ihr bewundert mich..." Dabei hob er die Hand und griff nun nach einer der kupferroten Strähnen, die sich aus dem Zopf gelöst hatten, um sie sich um den Finger zu wickeln. Ein zweites Mal wollte Marian es ihm nicht so leicht machen. Als ob sie es nicht bemerken würde, wie er versuchte, zeitgleich heimlich nach den Beuteln zu fassen! Glaubte er, sie würde so einfach auf ihn und seine Süßholzraspelei hereinfallen?

Marian schnalzte mit der Zunge und ihre Finger stemmten sich erneut gegen seine Brust. Sie spürte den Widerstand fester Muskeln unter seinem Wams, während sie ihn mit sachtem Druck dazu brachte, ein Stück zurückzuweichen. Sie war sich bewusst, dass er sie als ehemaliger Soldat sie leicht hätte überwinden können. Zumindest was die körperliche Kraft und sicherlich auch Kampferfahrung anging. Doch Robin verwandelte diese Auseinandersetzung in einen frechen Tanz, ein Katz-und-Maus-Spiel, ohne dabei zu ahnen, dass vor ihm keine kleine, wehrlose Maus saß, die sich von seinen Spielchen beeindrucken ließ. Marian folgte ihm mit Leichtigkeit nach, als hätten sie diesen Reigen schon viele Male miteinander getanzt.

„Oh, ich kenne dein ach so edles Ansinnen, Robin Hood", meinte sie, die Stimme zu kaum mehr als einem Raunen gesenkt. Sie konnte sehen, wie seine Lippen sich zu einem selbstgefälligen Grinsen formten, weil er sich im Vorteil sah. Marian machte einen Schritt voran. Er noch ein Schritt zurück.

„Andere würden das, was du tust, Verrat an England und der Krone nennen - aber das weißt du natürlich." Ihr Blick traf auf den seinen. Ihr Saphirblau auf das helle Grün, das sie an die Tannen im Sherwood Forest erinnerte. Offensichtlich todesmutig neigte er sich weiter nach vorn, ihrem Gesicht näher entgegen. Gold reichte ihm scheinbar nicht. Ihr einen Kuss zu stehlen, schien dem übermütigen Schürzenjäger verlockend genug, unachtsam zu werden. Seine Lippen trennte nur noch ein kleines Stück von den ihren und warmer Atem streifte ihr Gesicht. Die Luft zwischen ihnen schien vor Spannung zu knistern. Marian drängte ihn einen weiteren Schritt nach hinten.

Dann raschelte es, ein fauchendes Surren durchschnitt ihre Unterhaltung und Marian trat sofort ein Stück nach hinten, als sich eine verborgene Schlaufe um Robins Knöchel schloss und sein Körper ruckartig in die Höhe gerissen wurde. Er stieß einen kurzen Aufschrei aus, dann trudelten die Blätter, welche die Schlingfalle verdeckt hatten, wie Schnee nach unten. Marian konnte sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen.

„Tut mir sehr leid. Aber dieses Geld gehört dem Volk von Nottingham. Und die brauchen es nötiger als du." Damit hob sie die beiden Beutel auf und das Gold darin klirrte, ehe sie es zurück in ihre Tasche schob.

„Das war ein hinterhältiger, dreckiger Trick. Junge Dame!" Robin fluchte und wischte sich den Umhang aus dem Gesicht. Trotzdem alledem sah sie keinen Zorn in den Zügen des Diebes. Als könnte er die Situation einfach nicht ernst nehmen. „Nennt Ihr das etwa ehrenhaft? Verhält sich eine Dame des Hofes so?", maulte er. Er schien dabei offenkundig höchst bemüht, besonders empört zu klingen.

„Keine Ehre unter Dieben, Hood." Dabei zuckte nun Marian mit den Schultern und konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. „Das war ein nettes kleines Treffen, oh großer, unglaublicher Robin Hood, König der Diebe." Sie vollzog eine angedeutete Verneigung. Das Schmunzeln setzte kleine Grübchen in ihre Wangen, während sie in das gerötete Gesicht des Diebes sah und dann auf dem Absatz kehrtmachte. „Du solltest dir zukünftig ein anderes Ziel für deine Raubzüge suchen. Earl de Burgh und vor allem der Sheriff werden das sicherlich nicht so leicht auf sich sitzen lassen."

Er hatte sie nicht erkannt und darüber sollte sie froh sein. Jahre lagen zwischen Robin Hood und Lady Marian de Burgh. Eine Grenze, die lieber nicht überschritten wurde. Es war besser für sie beide, wenn es nur bei dieser Begegnung blieb.

Marian war kaum ein paar Schritte gegangen, da drang das Lachen des Diebes an ihre Ohren.

„Wir sehen uns sicherlich wieder!", rief Robin laut und seine Stimme hallte zwischen den Reihen der Bäume wider. Sie war schon hinter der nächsten Biegung verschwunden, sodass sie nicht hören konnte, wie er sich selbst zuraunte: „Dafür werde ich auf jeden Fall sorgen... Marian."

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