1 | ꧁ Blau wie die Tiefen des Ozeans

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𝒢𝓁𝒶𝓊𝒷𝓈𝓉 𝒹𝓊 𝒶𝓃 𝐿𝒾𝑒𝒷𝑒 𝒶𝓊𝒻 𝒹𝑒𝓃 𝑒𝓇𝓈𝓉𝑒𝓃 𝐵𝓁𝒾𝒸𝓀, 𝒫𝓇𝒾𝓃𝒸𝑒𝓈𝒶? 𝒪𝒹𝑒𝓇 𝓌𝒾𝓇𝓈𝓉 𝒹𝓊 𝓂𝒾𝒸𝒽 𝒻ü𝓇 𝒾𝓂𝓂𝑒𝓇 𝒻ü𝓇 𝑒𝒾𝓃 𝑀𝑜𝓃𝓈𝓉𝑒𝓇 𝒽𝒶𝓁𝓉𝑒𝓃?


𝕯𝖆𝖗𝖎𝖆

𝓕euchter, kühler Regen prasselte an diesem Freitagnachmittag auf meine Haut. Erfrischend wehte mir ein kalter Luftstoß durch die Haare. Ich genoss es, denn Regen beruhigte mich, auf eine komische Art und Weise. Doch heute war es anders. Ein Sturm schien aufzukommen, große, dunkle Wolken hatten sich am Himmel gebildet, und ich war dummerweise die große Runde spazieren gegangen. Hätte ich bloß gewusst, dass dies mir zum Verhängnis werden würde...

Der Regen wurde immer stärker, und der mitreißende Wind war da auch nicht gerade besser. Meine Sachen waren schon komplett durchnässt. Verdammt.

Schließlich sah ich mich nach einem Unterschlupf um. Bingo. Nicht weit von mir entfernt sah ich eine kleine Seitengasse, die ein wenig überdacht war. Besser als nichts, oder?

Wie eine Verrückte rannte ich so schnell ich konnte über die Straße zu dieser Seitengasse und blieb dann dort unter einer Überdachung stehen. Ich beruhigte mich und atmete ein und aus. Ein und aus.

Ich spürte, wie sich mein Puls beruhigte und mein Atmen sich wieder normalisierte.

„B-bitte, i-ich h-habe n-nur das g-getan, was S-sie gesagt haben", flüsterte eine weinerliche Männerstimme ganz in meiner Nähe. Es war in dieser Gasse so dunkel, dass ich nicht weit hineinsehen konnte. Mich überkam das Gefühl, mitten in einem Horrorfilm zu stecken, wo jede Sekunde ein Killerclown aus dem Schatten auf mich springen würde. Pah. Ich und meine blühende Fantasie. Und meine Angst vor Clowns.

„Sie haben genau das Gegenteil davon gemacht!", schrie eine tiefere Stimme, die mir Gänsehaut bereitete.

Meine Neugierde ging mit mir durch und ich marschierte so leise wie es ging tiefer in die Gasse, was wohl eine der dümmsten Entscheidungen war, die ich jemals getroffen hatte. Starben dann nicht immer diese Figuren in Filmen auch zuerst? Unsinn.

„B-bitte, n-nur noch eine C-chance", bat die weinende Stimme, die, wie ich sehen konnte, zu einem Herrn Mitte Fünfzig gehörte, der kniend und mit erhobenen Händen vor jemanden saß.

Ich versteckte mich hinter einer grünen Mülltonne und beobachtete das Geschehen von dort aus.

„Eine Chance willst du?" Ein jüngerer Mann, circa achtzehn Jahre alt mit schwarzem Anzug, machte eine kurze Pause, ehe er weitersprach. „Die kriegst du. Aber nicht von mir"

Ehe ich das gesagte erst richtig verstanden hatte, passierte es. Der Jüngere hatte eine Waffe in der Hand und zielte auf den Älteren, der immer noch wehrlos auf dem nassen Asphalt saß.

Sein Finger bewegte sich kurz.

Er betätigte den Knopf.

Ein Schuss fiel.

Und traf den älteren Mann.

Ich hielt es keine Sekunde länger aus und fischte mein Handy aus meiner Hosentasche und entsperrte mein altes Nokia. Mein Herz raste, als ich die Nummer des Notrufs wählte. Doch es funktionierte nicht. Ich hatte kein Netz.

„Gib mir das Handy" Erschrocken fuhr ich herum.

Der Jüngere, pardon, der Mörder stand direkt vor mir und sah mich mit strahlend blauen Augen an. In der Mitte der Aura war er Hellblau, drum herum dunkel wie die Tiefen des Ozeans. Der Anzug betonte nur noch mehr seine Muskeln, die darunter zu schlummern schienen. Sein pechschwarzes Haar stand in verschiedensten Richtungen ab und wirkten dennoch perfekt. Das Interessanteste war aber die Dominanz, der er auszustrahlen schien. Wären das andere Umstände (und wäre er kein Mörder) hätte ich ihn sicher ziemlich attraktiv gefunden.

„Nein", sagte ich mit solch fester Stimme wie möglich. Ich weiß, dass es dumm war, einem Typen mit Pistole, der gerade jemanden getötet hatte, zu widersprechen. Trotzdem musste ich mir irgendwie Zeit verschaffen, um ihn abzulenken und abzuhauen – wenn ich bis dahin nicht bereits tot bin war.

Ein lauter Knall war zu hören.

Zuerst dachte ich, er hätte erneut abgedrückt.

Doch es war kein Knall.

Sondern ein Donner.

Das Dach über uns stürzte ein und wir wurden darunter begraben.

Das letzte, was ich sah, war, wie der Mörder sich fluchend aus dem Desaster befreien wollte.

Dann wurde alles schwarz.

ʙᴇ ᴍɪɴᴇ, 𝓟𝓻𝓲𝓷𝓬𝓮𝓼𝓪  | wird derzeit überarbeitet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt