Du und ich? (short story)

Your kiss on my lips

Als ich von der Schule nach Hause komme, werde ich schon sehnsüchtig erwartet. Mum und Martin sitzen am Tisch und bitten mich, mich zu setzen. Das kann ja heiter werden!
"Gibt's was neues?" Typisch, meine Mutter macht auf 'Alles ist gut und normal' ich tue ihr trotzdem den Gefallen.
"Wir gehn bald ins Landschulheim"
Meine ich also.
"Schön, Ähm Schatz, wir müssen, also wir wollen, wir sollten dir was sagen. Erstens mal ist es so wir hatten mal vor so demnächst mal. Na ja zu heiraten." Stammelt sie rum. Meine Augen werden schmal und ich Presse den Mund zusammen.
"Sonst noch was? "
Frage ich dann.
"Du bekommst ein Geschwisterchen" wie von selbst stehe ich auf, gehe in mein Zimmer und schließe zu. Scheiße. Was mach ich denn? Hätte ich mich freuen sollen? Ich mein warum sollt ich. Das freut doch niemand oder? Oh shit. Es klopft.
"Alles gut? "
"Ja"
was soll ich denn auch sagen?
"Wir holen die restlichen Sachen von der Wohnung"
ich gebe ein Brummen von mir.
"Ich hab dich lieb Mäuschen"
"Ich dich auch"
dabei betone ich das Dich besonders. Schritte entfernen sich. Nach wenigen Minuten fällt die Haustür ins Schloss. Ich verharre ein wenig dann atme ich durch und beschließe mich auf den Weg in die Küche zu machen, als es klingelt. Wer klingelt den jetzt? Ich öffne. Liam mir Schürze und Rührbesen steht davor.
"Hi. Ähm hast du Zeit? Ich sollte einen Kuchen backen, aber irgendwas ist schief gegangen. " er grinst.
"Ja, das glaub ich auch."
Seine Haare sind mit Mehl überdeckt und irgendwas komisches hängt an seiner Schürze. Ich lache und schließe die Tür hinter mir.
"Was ist mit deinen Eltern oder Vinc? "
"Meine Eltern sind weg, Vinc ist bei Vio und Meg ist mir keine große Hilfe"
"Meg?"
"Meine Schwester, 6 Jahre alt und rotzfrech. "
"Wusst gar nich das du eine hast." Er lächelt.
"Tja, wir ham uns lang nich mehr gesehen. " meint er. Und er hat recht. 8 Jahre ist eine verdammt lange Zeit.
Wir gehn in die Küche. Pures Chaos!
"Da steht der Teig" er zeigt auf eine große Schüssel. Etwas weißliches schwimmt an der Oberfläche, was sehr verdächtig nach Eiweiß aussieht. Vorsichtig probiere ich. Sofort spuck ich das Gebräu in die Spüle.
"War auch meine Reaktion."
lacht Liam.
"Das ist salzig, und des Weiße an der Oberfläche ist Eiweiß, außerdem liegt ne halbe Eierschale drin."
Stelle ich fest.
"Ja, ich habs genau nach Rezept gemacht! Ich hab die Eier getrennt und da ist halt ein bisschen was reingekommen. Dann stand da soll ich das Eiweiß reinkippen."
Rechtfertigt er sich.
"Ja aber da Eiweiß solltest du vorher fest schlagen."
Ich muss lachen.
"Die Brühe kannst du auf jeden Fall weg kippen."
Er zieht eine beleidigte Schnute.
"Hast du grade Brühe gesagt? "
"Ohhhh"
Ich schütte das Zeug den Abfluss runter und beginne von vorne.

Nach einer knappen halben Stunde steht der Kuchen im Ofen.
"Für was brauchst du den überhaupt?"
"Omas Geburtstag" stöhnt er.
Ich lache und nehme unauffällig Mehl in die Hand. Dann klatsche ich sie über seine Haare. Für einen Moment ist er perplex dann überhäuft er mich ebenfalls mit Mehl und in kurzer Zeit fliegt das ganze Mehl in der Küche rum. Eine Schicht hat sich auf dem Boden gebildet und es dauert nicht lang da rutsche ich aus. Liam versucht mich noch zu halten doch ich ziehe ihm mitrunter und wir liegen im Mehl. Lachend stehen wir auf und klopfen uns das Mehl von den Klamotten. Liam schaut kurz in den Ofen.
"Tja wenn du mich nich hättest" sage ich und lege instinktiv meine Arme um seinen Hals. Er lacht
"Dann wär ich total aufgeschmissen"
Seine Hände ruhen auf meiner Hüfte und plötzlich sind wir uns so nah, dass kein Blatt mehr zwischen uns passen würde. Ich schaue zu ihm hoch. Er betrachtet mich, dann lächelt er. Fast zögerlich, als wollte er um Erlaubnis bitten beugt er sich zu mir runter.
In dem Moment lugt ein Kopf um die Ecke. Ich zucke schnell zurück.
Ein kleines Mädchen steht da und grinst frech.
Schnell fahren wir auseinander.
"Bist du Avril? "
fragt (Ich vermute) Meg.
"Ja woher weißt du das? "
"Ach Liam hat..."
weiter kommt sie nicht, denn Liam fährt dazwischen und Unterbricht sie indem er seine Hand auf ihren Mund legt.
"Wir gehen besser hoch."
Meint Liam und zieht mich in sein Zimmer.
Leise sitzen wir da und wagen es nicht uns anzusehen.
"Vielleicht sollte ich besser gehn"
Murmele ich und stehe auf.
"Warte" ich sehe ihn an.
Er scheint selbst überrascht dass er mich aufgehalten hat.
"Ich ähm bring dich noch rüber."
"Ach was, mich wird schon kein Auto überfahren"
Er lächelt leicht.
"Ich will mich auch nur vor dem Abwasch drücken. Meine Eltern kommen nämlich gleich.
"Ich kann dir auch noch helfen aufräumen, wenn du willst"
Biete ich an.
"Passt schon. Lass mich dich einfach heimbringn, dann schinde ich Zeit."
Er grinst sein altgewohntes Grinsen.
"Na schön"
Wir verlassen das Zimmer und treten aus der Haustür. Da fällt mir ein, dass mein Handy noch in der Küche ist. Ruckartig drehe ich mich um und laufe in Liam rein, der hinter mir läuft. Er fällt fast durch die noch offene Haustür. Ich versuche noch ihn festzuhalten,  doch dadurch zieht er mich mit. Gerade noch so schaffe ich es ihn einigermaßen oben zu halten. Auch er stämmt sich mit aller Kraft die er aufbringen kann hoch. Verdammt, das war viel Kraft. Er drückt mich gegen die Wand hinter mir. Sein Körper gegen meinen gepresst. Schon wieder sind wir uns so nah.
"Tut mir leid. Ich hab nur mein Handy vergessen, ich dachte nicht dass du so direkt hinter mir läufst und" sage ich  stockend, verstumme aber weil es irgendwie eh keinen Sinn macht.
"Ich hol es einfach und" 
Er presst seine Lippen auf meine. Überrascht reiße ich die Augen auf. Und schließe sie sofort wieder als ich bemerke, wie ich den Kuss erwidere. Das scheint ihm eine Bestätigung zu sein, denn er vertieft den Kuss augenblicklich und mir bleibt nichts anderes übrig als meine Hand in seinen Nacken zu legen und mich noch näher an ihn zu drücken. Er fährt langsam meine Seite auf und ab und ich lächle in den Kuss hinein. 
Als ich Motorengeräusche höre, lass ich langsam von ihm ab. Schweratmend stehn wir voreinander. Ein Auto kommt die Einfahrt hochgefahren. Schnell löse ich mich von Liam und hole mein Handy aus der Küche.
Plötzlich stehn er und auch seine Eltern in der Küche und beschweren sich über das Chaos. Ich stammle eine Entschuldigung und vermeide einen weiteren Augenkontakt mit Liam. Dann stürme ich mehr oder weniger aus dem Haus. Fuck! Ich muss erstmal Viola anrufen und mit ihr reden.