Kapitel 1

33 1 0
                                    

Thoma pov

Müde rieb ich mir über die Augen als ich langsam von meinem Futon aufstand. Wenn ich mich morgens um den Haushalt kümmerte, stand ich immer gegen 4 Uhr morgens auf, um später auch pünktlich für den Herrn und die Dame des Hauses Frühstück vorzubereiten. Meist saß allerdings nur letztere am Frühstückstisch oder aber Kamisato Ayato kam später zu uns gestoßen. So oder so nahm ich schnell meine Putzutensilien zur Hand und machte mich an die Arbeit. Da es Winter war, war es noch immer zappenduster draußen, weshalb ich mit einer Kerze in der Hand durch die Flure lief und nur in den Räumen das Licht anmachte, um niemanden zu wecken. Kurzerhand fegte und putzte ich überall ordentlich durch, sodass ich pünktlich zum Vorbereiten des Frühstücks fertig war. Allmählich wurden auch die Leute des Personals wach, die keine Nachtschicht hatten und kamen auf die Flure, um ihren Arbeiten ebenfalls nach zu gehen.

Ich lief währenddessen sofort in die Küche und bereitete das Essen vor. In Windes Eile war der Tisch gedeckt und das Essen serviert, woraufhin wie aufs Stichwort Ayaka hineinkam und sich hinsetzte. "Wird Ayato wieder später kommen?" Fragte ich sie daraufhin. Ayaka zuckte nur mit den Schultern. "Ich hab ihn gestern Abend noch sehr spät zurück kommen sehen. So erschöpft, wie mein Bruder gestern aussah, wird er wahrscheinlich den ganzen Vormittag schlafen." Antwortete sie und aß weiter. Seufzend kniete ich mich auch an den Tisch und aß meine eigene Portion. Ayaka wusste nicht, weshalb Ayato so spät erst heim kam. Ich konnte es mir allerdings alle mal denken: er musste wohl wieder jemandem über den Weg gelaufen sein, der es auf ihn abgesehen hatte. Ich fand es zwar gut, dass er stets mit allen Mitteln versuchte, Ayaka von all dem abzuschirmen, aber irgendwann wird sie wissen müssen, was alles für Risiken mitwirken, Oberhaupt eines ganzen Klanes zu sein. Vor allem, sollte Ayato irgendwann etwas zustoßen, wäre es wichtig, dass Ayaka wusste, was sie tat. Keiner von uns beiden sagte so wirklich ein Wort, als wir so gegenüber am Tisch knieten. Nach dem Essen lief Ayaka aus dem Anwesen auf die Terrasse im Vorgarten, während ich das verbliebene Geschirr abspülte. Kaum hatte ich den letzten Teller sauber wieder beiseite gestellt, vernahm ich ein Geräusch aus dem Flur und als ich mich umdrehte, stand Ayato im Türrahmen und lehnte sich an diesem an.

Obwohl er laut Ayakas Aussage gestern schon sehr erschöpft war, schien er nun fast so, als hätte er dennoch nicht geschlafen: er wirkte etwas schwach als er am Türrahmen lehnte, war sehr blass und deutlich erkennbare, fast schwarze Augenringe zierten sein Gesicht. "Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr bereits gefrühstückt habt?" Fragte er leise. "M-mein Herr! Ihr seht... sehr müde aus. Ihr scheint nicht gut geschlafen zu haben?" Merkte ich an. Ayato seufzte. "Nicht wirklich. Ich muss mich wohl verlegt haben und habe nun Schulterschmerzen." Sagte er und rieb sich deutend über die rechte Schulter. "Ihr müsst mir nichts vormachen, Ayato. Ich weiß selbst, dass Ihr mal wieder irgendwen am Hals hattet, nicht wahr?" Sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Geschlagen ließ Ayato den Kopf sinken. "Allerdings. Im Kampf hab ich zu sehr ausgeschwungen und mich an der Schulter verletzt. Ich hatte in der Nacht noch einen Arzt zu mir rufen lassen. Er meinte, es sei nur eine Muskelzerrung und es würde in ein paar Tagen von selbst wieder in Ordnung sein. Also kein Grund zur Sorge." Erklärte er mir und kam in die Küche. "Ich werd mich nachher wieder hinlegen. Aber im Moment hab ich riesigen Hunger." Sagte er und kniete sich an den Tisch. Ich wärmte seine Portion mithilfe meines göttlichen Auges wieder auf und stellte ihm den Teller hin. "Braucht Ihr sonst noch etwas, mein Herr?" "Nicht wirklich. Allerdings würde es mich freuen, wenn du mir noch etwas Gesellschaft leisten würdest, Thoma. Das heißt, wenn du Zeit hast?" Ich nickte und setzte mich ihm gegenüber im Schneidersitz an den Tisch.

"He, Thoma?" "Hm?" "Würde es dir etwas ausmachen, mich später nach Ritou zu begleiten, nachdem ich noch etwas geschlafen habe?" "Aber selbst verständlich nicht, Ayato! Darf ich jedoch fragen, weshalb Ihr dorthin wollt?" Ayato lächelte schwach. "Nun, ein Spaziergang tut immer gut. Außerdem wollte ich dort noch ein wenig nach dem Rechten sehen. Und wenn ich Glück habe, ist der Junge Mann mit seinen Milchmischungen wieder vor Ort. Wenn du dabei bist, kannst du gleich dort wieder eine außergewöhnliche Mischung für mich probieren!" Meinte er und grinste schelmisch. Ich seufzte und schüttelte leicht den Kopf. "Hach, mein Herr..." es hatte mir das letzte Mal bereits voll und ganz gereicht, als er mir eine Flasche zugesendet hatte, während er mit dem Reisenden und Paimon unterwegs war. Und dabei dachte ich schon, Ayato wollte mir bloß eine Freude machen! Allerdings müsste ich zugeben, dass ich schon oft auf solch kleinere Streiche und Neckereien von ihm reingefallen war. Mittlerweile war ich mir schon gar nicht mehr sicher, ob ich es wirklich nicht besser wusste oder ich unterbewusst so tat, als würde ich nichts merken. Höchst wahrscheinlich letzteres, da ich wusste, dass es Ayato oft sehr effektiv aufheiterte. "Und...Nach dem, wie es gestern gelaufen war, wäre es wohl besser, wenn jemand da ist, der mich beschützt, hmmm?" Fragte er mich flirtig. Ich schluckte schwer vor Verlegenheit und schüttelte erneut den Kopf während ich spürte, wie mein Gesicht rot wurde.

Wie angekündigt begab Ayato sich nach dem Frühstück zurück in sein Schlafzimmer. Ich wusch diesen letzten Teller noch ab, bevor ich mich Ayaka draußen anschloss. Der restliche Tag war eigentlich nicht sonderlich außergewöhnlich. Ich sprach mit Ayaka, säuberte die Terrasse und ging auch nach Inazuma um Einkäufe zu tätigen. Am späten Nachmittag kam Ayato wieder aus seinem Zimmer. Er sah noch immer ziemlich müde aus, aber wenigstens waren die Augenringe nicht mehr so sichtbar. Dann machten wir uns auf nach Ritou, wie wir abgemacht hatten. Für eine Weile liefen wir durch die Straßen und an den Geschäften vorbei. Ayato redete auch noch mit dem Vorsitzenden des Handelsvereins, was wahrscheinlich der Hauptgrund war, weshalb er herkommen wollte.

"He, ist das nicht Thoma? Und Ayato ist auch da! Haaaallllooo!" Hörte ich jemanden über den Platz rufen. Und diese pipsige Stimme konnte nur einer Person gehören. "Hey, Paimon und Aether! Lange nicht gesehen." Sagte ich und winkte den beiden zu, als sie uns entgegen kamen. Ayato hatte mittlerweile auch sein Gespräch beendet und hatte die 2 ebenfalls bemerkt. "Hallo, Reisender. Paimon." Sagte er. "Hey! Stimmt, es ist schon eine Weile her, nicht wahr? Gibt's irgendwelche Neuigkeiten?" Fragte Aether. "Nicht wirklich. Die letzten Monate war nicht viel los. Was auch sehr gut so ist." Meinte ich. "Was macht ihr 2 eigentlich gerade? Gibt es schon neue Anhaltspunkte zu deiner Schwester?" Aether seufzte. "Gerade kümmern wir uns um ein paar Missionen. Und so wirklich weiter gekommen bin ich mit der Suche nach ihr auch nicht so wirklich. Allerdings geht es für uns schon sehr bald nach Fontaine, daher hoffe ich da auf mehr Glück." "Warum schließt ihr beide euch uns nicht den restlichen Abend hier an? Insofern eure Missionen nicht wichtiger sind, versteht sich." Sagte Ayato. Aether und Paimon tauschten kurz einen Blick miteinander aus, bevor ersterer sich uns wieder zu drehte und mit den Schultern zuckte. "Meinetwegen gern. Ich kann das alles auch morgen noch machen." Somit war es beschlossene Sache: gemeinsam spazierten wir durch Ritou, während Aether uns von seinen Abenteuern in Sumeru erzählte.

Die Nacht brach an und schon bald tanzten die Sterne bereits glitzernd am Nachthimmel. Wir beschlossen, uns alle was zum Essen zu holen und uns dann irgendwo hinzusetzen. "Wie geht's eigentlich Ayaka?" Fragte Paimon Ayato, während sie kaute. Aether stieß sie kurz mit dem Ellenbogen an und sagte: "Mit vollem Mund redet man nicht, Paimon." Ayato schmunzelte. "Ist nicht schlimm, Reisender. Ayaka geht's jedenfalls sehr gut, danke der Nachfrage." Nach dem Essen und der Realisation, wie spät es bereits war, verabschiedeten wir uns voneinander und Ayato und ich kehrten in aller Seelenruhe zurück nach Hause.

Von Sakurabäumen und Windmühlenaster (Thoma x Ayato)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt