jowi

feeling alone

Pov Nowi

Mal wieder war eins dieser Wochenden, ich alleine zu Hause in meiner Wohnung und die drei anderen in Bautzen.
Ich war grundsätzlich völlig okay damit, Thomas und Hannes Mutti hatte Geburtstag und somit sind die drei zu ihr hin.
Steffs und Thomas Sohn freute sich auch schon total auf seine Oma. Ich kannte es seit Jahren schon so, war fein damit und doch war dieses Mal irgendwie etwas anders.
Hatte keine Beziehung, niemanden bei dem ich mich fallen lassen kann. Die Menschen, bei denen ich es könnte, sind nicht in der Stadt.

Ich machte gerne erstmal Dinge mit mir selbst aus und redete dann darüber, doch diesmal war nichts passiert- lediglich ein komisches Gefühl in mir.

Ich setzte mich auf meine Couch und schnappte mir mein Block, wo ich meine Gedanken aufschrieb.
Doch kam nicht wirklich was aufs Papier, konnte das Gefühl nicht in Worte packen.

Dies war nun schon ein paar Tage her und heute war wieder Probe angesagt. Mal wieder viel zu knapp losgegangen, verpasste ich meine Bahn und dank Bauarbeiten, musste ich nun länger warten als sonst und schrieb in unsere Band Gruppe

"Sorry leude, knapp die Bahn verpasst, komme echt später an".

Kurz darauf kam ein
"Alles gut, kenn wir ja von dir Now"
von Steff zurück.

Ich wusste, dass sie mir nicht böse waren und doch traf es mich.
Wusste, dass ich öfters mal kurz vor knapp oder gar zu spät kam.

Ich hatte meine Kopfhörer auf den Ohren und noise cancelling an, war mir das Meer aus Stimmen zu laut.
Endlich in der Bahn und dann vorm Proberaum angekommen, nahm ich meine Kopfhörer ab und lief nach oben.

"Hey ich bin da"

"Na Herr Nowak sie noch zu erblicken" kam von Steff bei der Begrüßung, wo ich es gerade noch schaffte meine Gefühle und Gedanken zu unterdrücken.

Zum Glück fingen wir direkt mit den Proben an, sodass ich gehofft hatte, nicht in Gedanken abzuschweifen. Das gelang auch recht gut und lange, bis ich dann doch an nen Punkt gelang, wo ich unkonzentriert wurde.

"Alles gut Nowi?"

fragte Hannes worauf von mir nur ein

"jaja alles gut, aber vielleicht
können wir kurz mal ne Kaffee
Pause machen" kam.

Die drei waren einverstanden und so ging ich schnell in die Küche, um Kaffee aufzusetzen. Ich dachte an nichts und doch war mein Kopf voll, schreckte zusammen, als Steff plötzlich neben mir stand

"Raus mit der Sprache"

"Was meinst du steff?"

Sie funkelte mich fast schon an, wusste natürlich, dass was los war. Sie konnte es absolut nicht leiden, wenn man ihr versuchte etwas vorzumachen.

Da war ihr Blick, der typische Steff Blick und dann hielt sie ihre Hand auch noch auf mein Herz.

"Andreas Jan Nowak, wir kennen uns lange genug, dass ich merke, wenn irgendwas nicht mit dir stimmt und etwas beschäftigt."

Ich wusste, dass Wiederstand zwecklos war und wollte gerade ansetzen, als Thomas in die Küche kam

"Wollen wir ne Runde spazieren mit dem... oh sorry ich wollte nicht stören"

Ich winkte ab
"Alles gut, hast du nicht, aber ja finde ich ne gute Idee. Ich glaub ich muss eh mal was los und Steff lässt eh nicht locker."

Ich konnte schon immer besser über Dinge reden, wenn ich dabei lief und so kam mir sein Vorschlag sehr gelegen. Wir vier schnappten unseren jeweiligen Thermosbecher und liefen raus.
Schon bei den ersten Metern,
sah Steff mich wieder an

"Ja Steff schon gut"

Wusste sie doch genau, was sie tun musste, dass man redete.

"Wisst ihr, ich saß am Wochenende wieder alleine in meiner Wohnung, hatte wieder die Leere und Stille um mich und in mir. Ihr währenddessen alle drei in Bautzen." Ich atmete durch

"Ich hab damit ja grundsätzlich auch kein Problem und ihr seid nunmal eine Familie und doch war da nach längerer Zeit wieder nen komisches Gefühl."

Steff kam neben mich und blieb stehen, nahm mich einfach in den Arm. Damit wir dann doch besser reden konnten, setzten wir uns auf ne Wiese paar Meter weiter.

"Es tut mir Leid Now" kam von Steff, welche sich anscheinend Vorwürfe machte.

"Nein Steff das muss es nicht. Ich bin cool damit,wenn ihr mal zusammen iwo seid und das ist in eurer Konstellation auch völlig in Ordnung. Ich hab mich nur so alleine gefühlt."

Nun nahm auch Thomas Worte in den Mund
"Aber du bist nicht alleine, du hast uns, wir sind deine Familie" ich lächelte

"Aber das isses nicht ganz oder?
hakte Hannes nach und hatte Recht.

"Ne nicht ganz. Ich hab mir in dem Moment einfach jemanden gewünscht, bei dem ich mich fallen lassen kann, nur hab ich so jemanden gerade nicht. Ihr bei denen ich es kann, wart jedoch mal Kilometer weit weg."

"Hast du häufig das Gefühl allein zu sein Nowi?" sah mich Steff besorgt an.

"Nicht regelmäßig, aber ja manchmal schon. Einfach jemanden an meiner Seite zu haben, aber das ist nicht so leicht." Hannes wusste was ich meinte, war er schließlich mit jemanden zusammen, die nichts mit Musik zu tun hatte, anders als ja mit Thomas und Steff.

"Was fällt dir so schwer dich bei jemandem neuen fallen zu lassen?"
fragte Thomas.

"Also wenn wir mal den Fakt ausklammern, dass die Person mich kennen könnte, isses der Fakt mich zu öffnen. Ich weiß ich hab meine Eigenarten und mache Dinge erst mit mir aus und rede dann drüber."

Steff legte ihren Kopf auf meine Schulter
"Also du hast ja uns und da kannst du dich zu 100% fallen lassen und ich bin mir ziemlich sicher, dass du die Person finden wirst, bei der du es auch kannst. Auch wenn ich sie unter die Lupe nehmen werde."

Bei ihrem letzten Satz musste ich lachen und wusste doch, was Steff damit ausdrücken wollte, schließlich ist sie die, die uns alle immer beschützen will, gerade vor negativen Erfahrungen. Doch muss man manchmal negative Erfahrungen machen, um das Schöne und Positive wieder erblicken zu können. Hab ich zu oft den Fehler gemacht, Leuten zu vertrauen, wo ich dachte ich könnte es und dann doch gemerkt, wenn es ernst wurde, dass sie mich haben auf den Boden fallen lassen.
Oftmals dachte ich drüber nach, warum die Band beziehungsweise die drei mir so viel bedeuteten und merkte dann doch, dass sie die sind, die bleiben. Die, die mich nicht fallen lassen, sondern mir die Hand reichten.

"Nowi?"
stupste Hannes mich an
"Sorry, ich hab mir grad nur mal wieder klar gemacht, wie dankbar ich bin, dass ich euch habe."

"Gruppenumarmung" rief Steff in die Luft und das ließen wir uns nicht dreimal sagen. Das was wir vier haben ist besonders, wahrscheinlich sogar einmalig.

~Ende