Ich hätte früher niemals gedacht, dass man in einer erfüllten, glücklichen Beziehung sein kann, und sich gleichzeitig einsam und leer fühlen kann. Wie fühlt sich Einsamkeit überhaupt an? Von außen betrachtet habe ich neben einem Partner viele Freundinnen und eine Familie, die ich alle jederzeit kontaktieren kann. Ich habe sogar das Glück, mehrere richtig gute Freundinnen zu haben, die ich seit Kindertagen kenne. Außerdem wohne ich in einer WG, bin also räumlich selten komplett allein. Dennoch begleitet mich das Gefühl der Einsamkeit ständig, mal mehr, mal weniger. Oft bemerke ich die Vorboten gar nicht. Und dann ist es plötzlich Freitagabend, ich sitze allein in meinem Zimmer und frage mich: Warum hat niemand Zeit, um etwas mit mir zu unternehmen? Weshalb habe ich dieses Wochenende nichts Besonderes vor? Natürlich kann ich jederzeit zu meinem Freund gehen. Selbstverständlich habe ich häufiger ausprobiert, in einsamen Stunden zu ihm zu flüchten, um in Gesellschaft zu sein und etwas zu unternehmen. Doch merkwürdigerweise ging es mir dadurch immer nur bedingt besser, denn was mir wirklich fehlt, ist die Gesellschaft einer Gruppe an Menschen. Seit ich denken kann, war ich stets in Cliquen und Gruppen mit anderen Menschen integriert. Schulfreund*innen, Familienmitglieder, Hobbys ... Selbst als ich für das Studium vom Land in die Stadt gezogen bin, habe ich mir schnell einen neuen, großen Freundeskreis aufgebaut. Durch die Corona-Pandemie hat sich vieles verändert, allerdings liegt diese inzwischen (Gott sei Dank) etwas zurück und es gibt keine Einschränkungen mehr. Doch jetzt fehlen mir die Menschen, mit denen ich mich treffen und in Bars, Restaurants etc. gehen könnte. Von all meinen Freundinnen wohnt keine einzige in der gleichen Stadt wie ich. Und durch mein Online-Studium mit anschließenden zahlreichen in der Bib verbrachten Tagen, um die Masterarbeit zu schreiben, haben sich keine neuen Freundschaften ergeben. Tendenziell suche ich bei mir selbst den Fehler, denn heutzutage gibt es Apps, wie Bumble oder Jodel, um sich mit Menschen zu verabreden. Habe ich ausprobiert, hat nicht funktioniert. Ich fühle mich dann wie gefangen und blockiert, traue mich nicht, Menschen anzuschreiben. Dabei ist meine soziale Ader höchst ausgeprägt und ich kann im wahren Leben gut Leute ansprechen. Mehrere Menschen meinten bereits zu mir, ab einem gewissen Leidensdruck suchen sich Leute bei Problemen immer Hilfe und werden aktiv. Ist daher mein Leidensdruck nicht hoch genug? Geht es mir vielleicht gar nicht so schlecht, wie ich denke? Immerhin bin ich gesund, habe ein Dach über dem Kopf, keine finanziellen Probleme und gerade mein Studium abgeschlossen. Doch die Einsamkeit holt mich immer wieder ein. In solchen Momenten halte ich mich kaum selbst aus. Ich schicke Nachrichten an meinen Freund, die mich selbst nerven. Je schlechter meine Laune, desto negativer meine Ausstrahlung. So komme ich erst recht nicht aus meiner Situation heraus. Aus Erfahrung weiß ich, dass praktische Arbeit mir guttut. Bis ich anfange, in meinem beruflichen Feld zu arbeiten, sind es allerdings noch vier lange Wochen. Bis dahin kann ich auch nicht jeden Tag shoppen gehen und meine Wohnung aufräumen. Warum habe ich niemanden, der ab und zu mit mir einen Kaffee trinken geht oder abends auf ein Glas Wein vorbeikommt? Bin ich zu passiv? Manchmal habe ich das Gefühl, allmählich verrückt zu werden. Ständig die eigenen Gedanken hören ... Wie oft habe ich schon gegoogelt, was ich in meiner Situation machen kann. Ja, ich habe mir neue Hobbys gesucht und regelmäßig gepflegt. Ja, ich bringe Routine und Aktivität in mein Leben. Der versprochene Erfolg hielt sich sehr gering. Das Schlimmste ist, dass ich mit niemandem darüber sprechen kann. Ich kenne niemandem, dem es so geht wie mir. Jede*r hat Probleme, klar, aber eben unterschiedliche. Manchmal versuche ich es dennoch. Richtig verstanden fühle ich mich durch solche Gespräche nie und mache dann meist selbst schnell einen Rückzieher. Außerdem möchte ich niemanden nerven. Also versuche ich es jetzt mit schreiben. Ich mache das nicht, um Mitleid zu bekommen. Ich möchte mir selbst helfen.