(Dieser Oneshot ist ab dem 21.08.24 auch als Kurzgeschichte verfügbar. Unter dem Titel: "Oskar; Only human - but a little bit different")
Faszinierend, wie ein Körper aussieht, nachdem er regelrecht ausgeblutet ist.
Wie die rote Flüssigkeit sich ihren Weg aus dem Körper in die Freiheit gebahnt und der Haut jegliche Farbe entzogen hat.Schon gefühlt seit Stunden beobachte ich den roten See, der so faszinierend im Kerzenschein schimmert.
Ich weiß, das ich Papa bescheid geben sollte, damit er weiß das Mama tot ist, aber ich komme von dem Anblick einfach nicht los.Es war fast schon abzusehen, das es so kommen wird!
Tagelang, ach was, schon seit Wochen hatte sie mit Depressionen zu kämpfen.
Mit fürchterlichen Dämonen im Kopf, die nichts gutes im Sinn hatten.
Papa hat gekämpft, Steven hat geheult und ich habe nur zugesehen.
Ob es der Tatsache geschuldet ist, daß ich nicht wirklich akzeptiert wurde?
Ich weiß es nicht.
Kenne ich das Gefühl der Akzeptanz doch gar nicht.
Weiß nicht, was es bedeutet, wenn man von Liebe spricht.
Vielleicht sollte ich meinen Eltern dankbar sein.
Dankbar, das sie mich nicht so verletzlich gemacht haben, wie meinen Bruder, das Wunderkind.
Der Erstgeborene, das Wunschkind.
Der, der beim Anblick unserer Mutter hier am Boden, innerlich sterben wird.
Nicht so wie ich dasitzen und das Meer an Blut bestaunen wird.
Natürlich werde ich meine Mutter vermissen.
Ihre Stimme.
Ihr leichtes Lächeln, wenn sie versucht hat mir vorzuspielen, das ich genauso wertvoll bin wie Steven.
Ihre Hand, die mir mein Kinn zurechtgerückt hat, wenn ich wieder nicht gut genug war.
Doch ich bin auch der, der diese Sache hier nüchtern betrachten kann.
Ich weiß, das es Mama jetzt besser geht, da sie ihren Dämonen entfliehen konnte.Als ich die knarzenden Schritte über die Flurdielen höre, schließe ich die Augen.
Frage mich, ob ich ihn weinen sehen werde, wenn er seine tote Frau hier liegen sieht.
Ob er mich schimpfen wird, weil ich hier bei ihr bin."Oskar? Bist du im Badezimmer?"
Verschlafen hört er sich an.
Warum er wohl aufgewacht ist?
Hat ihm die Frau an seiner Seite gefehlt?
Oder hat er es vermutlich gefühlt?
Wenn ja, dann sollte er seine Gefühle trainieren, denn die haben viel zu spät ausgeschlagen.
"Oskar?"
Gleich ist er hier.
Hier bei seiner Frau, die endlich befreit ist und bei seinem Sohn, der nie gewollt war.
Ungerecht, wenn man es aus seiner Perspektive betrachtet.
Wird einem doch das genommen, was man liebt und es bleibt einem das erhalten, was man gerne abgeben möchte.Das Licht geht an und blendet meine, an den Kerzenschein angepasste, Sicht.
Automatisch halte ich mir die Hände vor meine Augen, da sie fürchterlich zu brennen anfangen.
"Was machst du denn... Oh mein Gott!"
Er ist geschockt.
Gerne würde ich seinen Gesichtsausdruck sehen, doch meine Augen schmerzen immer noch.
Unerwartet werde ich gegen seinen Körper gedrückt und mit einer Hand festgehalten.
Mit der anderen Hand fuchtelt er spürbar umher.
Vielleicht prüft er, ob sie noch lebt.
Absurder Gedanke, wenn man das Meer aus Blut am Boden sieht."Nein.... Warum tust du uns das an?" die brüchige Stimme ist neu.
Normalerweise hat er eine feste, dunkle Stimme.
Nun legt sich auch der zweite Arm um meinen Körper und ich spüre, wie mein Vater am ganzen Körper zittert.Als sich meine Augen an das Licht gewöhnt haben, versuche ich einen Blick nach oben zu erhaschen.
Dort, wo sich das Gesicht meines Vaters aufhält und dem Feuchtigkeitsstand meiner Haare zu urteilen, doch sehr traurig sein muss."Komm mit, Junge. Wir müssen den Notarzt rufen und die Polizei!" schneller als ich die gesagten Worte verarbeiten kann, werde ich in die Höhe gezogen und von Papa davon getragen.
Gerne wäre ich noch hier geblieben, aber wahrscheinlich möchte das Papa nicht, denn er hat mir keine Wahl gelassen.
Er drückt mich auf den Weg ins Wohnzimmer fest an seinen Körper.
Etwas zu fest für meinen Geschmack, was ich durch etwas Gezappel verdeutlichen möchte.
"Pssscht. Ich bin ja da!"
Ich weiß das er da ist, das braucht er mir nicht zu sagen.
Ich höre und spüre ihn.
Möchte ihn gar nicht spüren, denn jede Berührung schmerzt.
Doch da Er zu kämpfen hat, lasse ich es zu.
Ertrage den Schmerz, denn er wird auch wieder vorüber gehen.
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Gedankenfreiflug
FanfictionKennst du das? Dir schießt ein kleiner Dialog, eine ganze Szene, ein komplettes Kapitel durch den Kopf? Du weißt nicht, ob daraus mal etwas wird oder ob es einfach bei einem kurzen Gedankenblitz bleibt? Mir geht es zumindest desöfteren so und dessh...