Beinahe...
Warmer Herbstwind streicht mir durch das Haar und pirscht schnell weiter sodass die Blätter rascheln. Ich reibe mir die Arme denn meine dünne Strickjacke schützte meine Arme im keinsten doch Lilly machte es nichts aus, im Gegenteil es machte sie nur noch Glücklicher, das rascheln des Windes und sie rennt wild in den Blätterhaufen, der sich mittlerweile unter der Alten Kastanie gebildet hatte.
Ihre dunkelbraunen, wüsten, langen Locken fliegen wie ein königlicher Umhang hinter ihr her.
„Mami schau..." schreit sie über den Wind hinweg und fängt sich eines der kreisenden Blätter.
Ich klatsche Laut und die Freude über ihre Freude durchfährt mich wie ein Schock. Früher fand ich sowas lächerlich, wie die Mütter sich über jeden Pups freuten die das Kind machte...heute verstehe ich es, jetzt da ich selbst Mutter bin, jetzt da es mich überglücklich macht wenn sie sich freut.
„Los Lilly lass uns heim gehen ich mach uns einen heißen Apfeltee und Waffeln ja?" fragte ich sie und ihre glühenden Bäckchen bildeten Grübchen als sie daraufhin wild grinsend nickte.
Schnell kommt sie auf mich zu und fasst nach meiner Hand und wir laufen los.
Hüpfend läuft sie neben mir her, erzählt wirre Geschichten über Blättermänner und über den Schnee der bald kommen würde. Sie konnte das gut, Geschichten erzählen, man würde jedes Wort glauben so ernsthaft und überzeugt erzählte sie es.
Dazu fuchtelt sie mit ihren Händen herum, zeigt was sie meinte wenn sie das Wort mit ihren vier Jahren noch nicht kannte oder aussprechen konnte und lacht laut dazu.
Ich dränge sie dazu vorsichtig zu laufen als wir an der Straße angekommen sind und laufe automatisch langsamer. Doch sie stört es nicht, sie kann die Gefahren noch nicht verstehen, sie ist noch zu jung um es einschätzen zu können.
Von weiten konnte ich den schönen Busch sehen den es seit meiner Kindheit gab und den ich jedes Mal bewunderte wenn ich an der Kreuzung rüber lief.
Und dann sind wir endlich an dem schönen Busch und ich streiche wie gewohnt darüber und muss ihn wieder und wieder bewundern. Das stacheln wenn ich gegen den Strich streiche oder das weiche Gefühl wenn ich eine kleine Blüte erwische.
Überwältigt von dem schönen Gefühl überquere ich die Kreuzung in dem kleinen Ort und höre Lilly.
„Mami, schau mal da!" sagt sie und zeigt auf einen Schmetterling. Das musste der letzte sein der noch hier war, sie hatte seit Wochen keinen mehr gesehen. Und dieser schien auch nicht mehr sehr lebendig denn er ließ sich ohne sich zu wehren in Lillys vorsichtige Hände schließen.
Schnell rennt sie auf mich zu ohne zu gucken ohne zu wissen was passieren könnte ...ohne Glück denn in dem Moment kam ein Auto.
Meine blinzelnden Augen blieben zu stehen, ich war starr vom Schock der mich sofort durchzogen hatte.
Ich hörte dafür umso besser besser...hörte lautes quietschen von Autoreifen, hörte eine schreiende Kinderstimme und dann eine Auto Tür.
Tränen liefen mir ungebannt über die Wangen, ich wurde vom Schluchtzen stark durchgeschüttelt und sah ihr kleines Kindergesicht mit den knautsche Bäckchen im Geist vor mir. Sah wie es lacht, sah wie es weint und schreit und sah wie es Grübchen bildete.
Ich erinnere mich als ich sie das erste Mal, knapp nach der Geburt halten durfte.
Da gab es keinen Schmerz mehr an den ich mich erinnern konnte, nichts was ich zu bereuen versuchte nur noch ihr kleines Gesicht das sich dicht an mich presste.
Und dann erinnere ich mich wie sich ihre Hand das erste Mal um mich schloss und ich konnte es körperlich spüren...doch es war nicht die Erinnerung die ich spürte es war Sie.
Lilly sie lebte. Glücklich schloss ich sie in meine Arme spürte die Tränen die immer noch ungebannt flossen und alle erdenklichen Gefühle schossen durch meinen Körper.
Tausend Gefühle, doch nur einen Gedanken der zählte.
Sie lebt...
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Beinahe....
Short StoryJeder kennt diesen Moment, in dem etwas passiert was die ganze Welt plötzlich still stehen lässt und dich nur noch das sehen lässt was vor dir passiert...