Epilog

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Es waren mehr als zwei Jahre seit der Schlacht um Hogwarts vergangen und im alten Schulschloss war Ruhe eingekehrt, soweit man das bei über fünfhundert zaubernden Kindern sagen konnte. Minerva saß immer noch an ihrem Pult, von wo aus sie den Verwandlungsunterricht gab. Obwohl sie als Schulleiterin schon genug zu tun hatte, so gab sie dennoch immer noch ihr Bestes als Verwandlungslehrerin an der Schule, auch wenn sie bisher mehr als zwanzig Anfragen für diese Stelle erreicht hatten.

'Als ob ich mit fünfundsechzig nicht dazu in der Lage bin, Schüler zu unterrichten!', dachte sie sich. Es war eine Kränkung, dass die Hexen und Zauberer sie in letzter Zeit so umsichtig behandelten, als ob sie dank ihren Alters zu nichts in der Lage wäre. Auch wenn ihre blässliche Haut mehr Falten zierten als jemals zuvor, so hatte sich nichts von ihrer Willensstärke und ihrem Enthusiasmus verloren. Was sie tat, das tat sie perfekt, da gab es gar keinen Zweifel.

Trotz allem war sie müde geworden. Die Jahre hatten schon an ihr genagt, so wenig sie sich das auch anmerken lassen wollte. Fast alle ihrer ehemaligen Lehrerkollegen waren verstorben oder gegangen und Hogwarts war nichts so überfüllt wie früher einmal. Müsste sie aufzählen, wen sie alles in diesem einst so turbulenten Schloss vermisste, bräuchte sie Stunden dafür. Für die, die sie schon Jahre kannte, die hier immer noch wohnten, jedoch nur wenige Minuten. Die Welt der Hexen und Zauberer war einsam geworden, etwas anderes konnte sie nicht sagen. Sie wünschte sich nicht allzu selten, dass es so wie damals war, als pausenloses Lachen durch die Korridore drang und jeder nur mögliche Unfug vonstatten ging. Der Unterschied zwischen den Jahren wirkte beinahe wie der Unterschied zwischen den Universen.

Minerva seufzte und drückte ihren ein wenig zusammengesackten Rücken durch. Nur keine Müdigkeit, schließlich musste sie noch alles für ihre nächste Stunde in etwa zwanzig Minuten vorbereiten, was ihr ein Blick auf die Uhr sagte. 'Wie die Zeit doch nur verfliegt', dachte sie sich, kurz bevor sie aus ihren trüben Gedanken gerissen worden ist.

"Ach, immer diese Kinder! Immer dieser Lärm, das kann man ja nicht aushalten! Beinahe zerspringt mir da meine Tasse in der Hand, da kann ich doch nicht in Ruhe meine Teeblätter lesen!", schimpfte Sybill Trelawney vor sich hin, während sie die Tür hinter sich zuschloss. Im ersten Moment bemerkte sie nicht einmal, dass sie nicht alleine im Raum war. Ihr wild abstehendes Haar sah noch zerzauster aus als jemals zuvor und ihr abscheuliches grün-braunes Kleid war vollkommen zerfranst.

Die ältliche Frau drehte sich um und erblickte ihre Lehrerkollegin Minerva. Ein wenig überrascht aber dennoch positiv erfreut setzte sie ihren nicht enden wollenden Redeschwall fort. "Ach, hallo, Minerva! Was für ein Tag heute nur ist. Du kannst es dir bestimmt nicht vorstellen, aber auf dem Innenhof ist gerade die Hölle los, nicht dass ich das sagen sollte, da ich eine ganz ganz ganz schlimme Vorahnung über die Hölle hatte, die wirklich unheimlich war, aber nichts mit den Schülern zu tun hat, auch wenn ihre Frechheit manchmal wirklich der von Dämonen gleicht. Aber nein, was rede ich schon wieder, süß sind diese Kleinen doch, ganz Besonders die Jüngeren von ihnen, die noch nicht all die komplizierten Zauber kennen, mit denen sie ihre armen Lehrer in die Weißglut treiben können. Und wie begeistert manche von ihnen sind, wenn ich ihnen die Grundlagen der Zukunftsvoraussage beibringe! Ach, diese Kleinen sind einfach so zauberhaft, dass man sie einfach zum Knuddeln gern haben muss. Und ihre Voraussagen in der letzten Stunde waren wunderbar, auch wenn sich manche von ihnen sehr tollpatschig angestellt haben. Ach, ich rede und rede und habe ganz vergessen zu erzählen, weshalb ich so unhöflich hier hereinplatze! Aber bestimmt willst du nur, dass ich schnell wieder weggehe, nicht wahr?"

Nach dem langen Monolog musste Sybill erst einmal ein- und ausatmen. Manchmal kam sie sich selbst lächerlich vor, wie sie vor sich hin redete, ohne dass ihr jemand zuhören zu schien.

Minerva hingegen war ein kleines Lächeln aufs Gesicht gewichen. Auch wenn ihre Kollegin ein wenig seltsam war, so mochte sie sie. Sie gab sich niemals gestellt wie die meisten hier und wenn sie erzählte, wollte sie niemals auf ein bestimmtes Ziel hinaus, das es herauszufinden galt. Nein, ihre selbstbewusste und extrovertierte Art beeindruckte Minerva, die nichts mehr zu schätzen wusste als Offenheit und Verlässlichkeit. Sie musste zugeben, würde sie jemanden zum Reden brauchen, so würde sie sofort Syabylliana, wie ein frecher Schüler die Lehrerin einmal zum Spaß genannt hatte und wie Minerva den Namen übernommen hatte, ansprechen.

Hogwarts letzte WeihnachtWhere stories live. Discover now