This night is sparkling

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Eli hatte gewusst, dass das hier eine schlechte Idee war. Sie hätten gar nicht erst herkommen sollen. Sie waren nicht einmal wirklich eingeladen worden. Aber auch nicht explizit NICHT eingeladen, und das musste man in seiner Außenseiter-Position schonmal ausnutzen.
Claires hatte nur verkündet, die ganze Stufe sei zu ihrer Party eingeladen. Und dazu gehörten Thrawn und er ja trotz allem noch. Und angesichts der Tatsache, dass er seit seiner Verlegung an die Akademie auf Couruscant keine gescheite Party mehr gesehen hatte, hatte er es sich nicht nehmen lassen, auf dieser hier aufzukreuzen. Wahrscheinlich auch einfach vor allem aus Trotz. Um allen zu zeigen, dass er Spaß haben konnte, auch wenn keiner etwas mit ihm zu tun haben wollte. Doch dass war keine gute Motivation auf eine Party zu gehen, das war ihm schon bewusst. Und bis jetzt lief es absolut mieserabel.
Thrawn war Elis Idee mit einiger Zurückhaltung begegnet, vermutlich da eine Party ja nicht wirklich zielführend zu irgendwas war. Aber nachdem er realiesiert hatte, wie entschlossen Eli war, hatte er sich bereit erklärt, ihn zu begleiten. Eli wusste gar nicht, warum ihn das so seltsam befriedigend war. Wahrscheinlich einfach, weil die Leute Thrawn noch mehr hassten, als ihn und es sie daher noch mehr ärgern würde, wenn er auf der Party auftauchte. Und wie Eli es liebte diese Leute auf die Palme zu bringen!
Wahrscheinlich auch, weil es einfach gut war zu wissen, dass es zumindest einen auf dieser Party gab, mit dem er ein Gespräch führen konnte, ohne direkt von einer Ladung Überheblichkeit und Verachtung getroffen zu werden.
Und irgendwie war es auch seltsam befriedigent zu wissen dass ER THRAWN, der in allem besser war als alle anderen, der so eine überweltliche Ausstrahlung an den Tag legte, dazu bringen konnte etwas zu tun, und wenn es nur war, sich auf eine doofe Party schleppen zu lassen.
Huh, das war ein wierder Gedanke. Er schüttelte ihn ab.
Jetzt schlug sich Thrawn allerdings gar nicht so schlecht, beobachtete alles mit Interesse und sprach sogar auf seine höfliche Weise ein paar Leute an, wobei die Angwiedertheit, mit der seine Gesprächspartner ihn nach spätestens zwei Sätzen wieder abwimmelten natürlich völlig über seinen Kopf hinwegflog. Dann hatte er die paar Deko-Kunstwerke an der hinteren Wand entdeckt und von da an war gänzlich mit ihrer Analyse beschäftigt gewesen, sodass Eli sich sogar getraut hatte, ihn für ein paar Minuten allein zu lassen.
Was allerdings keine gute Idee gewesen war. Denn während die anderen Schüler Thrawn zwar hassten, hatten sie seit der ganzen Leutnant-Marken Geschichte trozdem genug Angst vor ihm, um ihn soweit in Ruhe zu lassen, dass sie nur einen passiv agressiven Bogen um ihn machten. Eli hatte diesen Bonus nicht. Und im Gegensatz zu Thrawn verstand er jede der Beleidigungen, mit denen die anderen Kadetten sie bedachten.
Verdammt, wahrscheinlich hatte er doch zu viel getrunken. Aber ganz erlich, ein Mensch konnte auch nut ein gewisses Maß an Erniedrigungen nüchtern ertragen.
Also holte er sich nach einem besonders anstrengenden Gespräch mit Turuy trotzdem noch einen Drink. Kurz betrachtete er die grüne Substanz zweifelnd, dann zuckte er die Schultern und exte das ganze Glaß auf einmal. Ganz oder gar nicht.
"Hey Vanto!" Oh nein, das war Orbar. Eli hätte kotzen können. Diese ganzen eingebildeten reichen Schnösel hingen ihm echt zum Hals raus. Aber er würde sich nicht so leicht kleinkriegen lassen, oh nein. Er streckte die Schultern durch, reckte dass Kinn und drehte sich zu Orbar um.
"Was?"
"Och nichts, ich hätte nur nicht erwartet dich hier zu sehen. Ich wusste nicht, dass sie unziviliesirte Straßenratten reinlassen."
Eli gab sich alle Mühe zu ignorieren, dass Orbar über einen halben Kopf größer war als er und ihn trotzdem in den Boden zu starren.
"Nun, ich dagegen hatte erwartet dich hier zu treffen und seltsam, ich bin trotzdem enttäuscht."
Das überlegene Grinsen auf Orbars Gesicht bröckelte ein ganz kleines bisschen, nur um dann mit einem gemeineren Unterton noch breiter zu werden als zuvor.
"Glaunb mir, nicht so sehr wie ich. Wo hast du denn deinen blauen Freund gelassen?"
"Er ist nicht mein Freund!", fauchte Eli mit plötzlich aufloderner Wut. Thrawn hatte seinen gesammten Lebensplan ruiniert. Was auch immer für eine seltsame Art von Verbündeter er in dieser Hölle von Akademie war, er war ganz sicher kein Freund. Nicht mit seiner überlegenen, kalten, ermotionslosen Art, seiner unausstehlichen Angewohnheit, ihm ständig irgenwelche Thorien oder Vorschläge aus der Nase zu ziehen, nur um dann ausführlich darzulegen inwiefern sie falsch und unzureichend waren und seinen eigene, viel bessere Idee vorzustellen, seiner tiefen, sanften Stimme, die stehts so ruhig blieb, dass es Eli wahnsinnig machen konnte, seiner stoischen Sturheit, seinen unheimlichen glühenden Augen...
"Oh nicht?", Orbans Stimme triefte süffisant. "Warum gibst du dich dann mit ihm ab? Glaubst du es wird dir später zugute kommen, gut mit ihm zu stehen? Er ist ein Nichtmensch! Er wird allerhöchstens ein Captain von irgendeiner Station auf einem Niemands-Mond am Ende der Galaxis werden und was hat dir deine ganze Arbeit dann gebracht?"
Jetzt war es an Eli verächtlich zu lachen. Seine Stimme war eiskalt als er antwortete: "Falsch. Du weißt wozu Thrawn fähig ist, das wissen wir alle. Der einzige Unterschied ist, dass du es nicht wahrhaben willst." Eli streckte das Kinn durch, standfest in seinem Wissen, die Wahrheit auf seiner Seite zu haben.
"Ach jetzt verteidigst du ihn?"
"Ich verteidige niemanden. Ich lege nur Tatsachen dar."
"Tatsachen??", Orbar lachte spöttisch, "Du kannst diesen blauen Primitiven doch nicht ernsthaft ernst nehmen?"
"Primitiv? Hast du ihm einmal zugehört?"
"Nein? Warum sollte ich? Wir können nicht alle einen seltsamen Nichtmenschen-Fetisch haben!"
Jede Spur eines auch noch so hämischen Lächelns verschwand aus Elis Gesicht. Seine Augen weiteten sich und er legte ungläubig den Kopf schief.
"Wie Bitte?", grollte er und ballte die Fäuste.
Orbar grinste noch breiter, als er erkannte, dass er einen Nerv getroffen hatte.
"Tja, ganz ehrlich, das scheint mir die einzige Erklärung zu sein." Er genoss Elis sprachlose Wut sichtlich. "Es ist ziemlich offensichtlich weißt du, du starrst sogar die ganze Zeit seine Lippen an."
"Ich bin sein DOLMETSCHER!", presste Eli zwischen zusammengekniffenen Zähnen hervor.
*Er meint das nicht ernst!* erinnerte ihn die Stimme der Logik in seinem Kopf, die verdächtig nach Thrawn klang. *Er will dich nur auf die Palme bringen, bleib ruhig!*
Orbar lehnte sich vor, grinste gehässig und flüsterte: "Xenokriffer"
Vielleicht war es, weil Eli zu viel getrunken hatte, vielleicht war es weil das Wort ungute Erinnerungen wachrief. Vielleicht war es, weil er tief in sich wusste, dass Orbar viel weniger weit von der Wahrheit entfernt lag, als ihm lieb war.
Das nächste, was er wusste, war dass Orbar sich stöhend die Nase hielt und ihn verblüfft anstarrte. Seine Knöchel brannten wie Feuer. Er blickte auf seine geballte Faust hinunter und fühlte einen Anflug von Befriedigung, als er das Blut daran sah. Doch die hielt nur kurz an, denn schon hatte Orbar sich wieder gefasst und sein unerwarteter rechter Haken donnerte gegen Elis Ohr.
Er schaffte es mit Mühe, sich auf den Beinen zu halten, doch jetzt waren auch einige andere auf ihre Schlägerei aufmerksam geworden und kamen näher, um dem Spektakel zuzuschauen.
Elis Schädel brummte noch immer und ein seltsamer Schleier hatte sich über seine Augen gelegt. Vielleicht, wenn er sich unter dem nächsten Schlag wegducken konnte... Bam! Ein schmerzhafter Tritt gegen sein Knie ließ Eli erneut taumeln und er knickte kurz ein, bevor er sich wieder aufrappelte und versuchte zurückzutreten, aber Orbar blockte ihn mit Leichtigkeit und schubste ihn so hart zurück, dass er zu Boden ging. Das Lachen der Menge dröhnte in Elis Ohren und grub sich in seinen Schädel, bis es sich anfühlte, als müsse sein Kopf platzen. Er versuchte wieder aufzustehen, aber der Schwindel ließ ihn nicht.
Er hob mühsam den Kopf, nur um zu sehen, dass Orbar grinsend auf ihn zustolziert kam, jetzt mit einigen seiner Schlägertypen im Schlepptau. Alles was er tun konnte, war sich zusammenzukauern, die Hände schützend vors Gesicht zu schlagen und sich gegen die schmerzhaften Tritte ihrer spitzen Uniform-Stifel zu wappnen.
Wie schlimm konnte es schon werden, dachte er mit einem Anflug von Bitterkeit, als ihm der erste Tritt in die Rippen alle Luft aus seinen Lungen presste. Er hatte schon Straßengerangel unter schlechteren Bedingungen durchgemacht. Zumindest hatten die Leute hier keine Dreschwerkzeuge und Holzäxte.
Aber als er den ersten Tritt gegen den Kopf bekam, bekam er langsam Zweifel an dieser Theorie.
Er würde nicht schreien! Oh nein, die Befriedigung würden sie nicht bekommen. Er kniff die Augen zu und versuchte die stechenden Schmerzen in seinem Schädel und seiner Brust auszublenden. Er würde nicht schreien. Die Menge um ihn herum tobte und grölte, lachte und pfiff. Ein weiter Tritt gegen die Rippen. Er stöhnte. Er würde nicht schreien. Nein.
Und dann war es plötzlich vorbei. Die Tritte hörten auf, die pulsierende Menge verschwand plötzlich aus dem Rand von Elis Blickfeld und es wurde still. Still, bis auf das laute Rauschen in Elis Ohren. Er schüttelte den Kopf und versuchte es loszuwerden, während er all seine Kraft zusammennahm und  sich in eine einigermaßen sitzende Position aufzurappeln. Dann erstarrte er. Thrawn stand schützend vor ihm, das Gesicht der Menge zugewandt und er FAUCHTE. Oder zumindest so etwas in der Art. Es hätte auch ein Schlangen-Zischen sein können. So oder so es war furchterregend. Mit seinen glühend roten Augen und seiner kommandierenden Körperhaltung, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er zwei Köpfe größer war als sie alle, wirkte er so schon bedrohlich. Aber jetzt war er WÜTEND und plötzlich war Eli ganz froh um Thrawns typische Beherrschtheit. Das hier war erschreckend. Er hatte die Zähne gfletscht, seine Augen schienen vor Wut zu strahlen und dieses schreckliche Geräusch, dass er machte, ließ Eli eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Er wirkte GEFÄHRLICH. Es war das verdammt nochmal heißeste, dass Eli je gesehen hatte.
Die Menge war eingeschüchtert zurückgewichen und jetzt stockstumm. Thrawn drehte sich zu Eli um und ging neben ihm in Knie.
"Alles in Ordnung?", fragte er in SyBisti.
Eli starrte ihn an und versuchte sich zu erinnern, wie man sprach.
Thrawn nickte, legte kommentarlos einen Arm um ihn und zog ihn auf die Beine. Er ruckelte Eli soweit zurecht, dass er ihn stützen konnte, dann drehte er sich wieder der Menge zu und fauchte erneut. Eli konnte die Vibration im Brustkorb des Chiss spüren, wo er an ihn gepresst stand. Oh Gott.
Die Menge teilte sich vor ihnen und ohne ein weiteres Wort schleppte Thrawn ihn die freigelegte Gasse entlang zur Tür. Schwach registrierte Eli das Starren der anderen Kadetten und das eventuelle Zischen seines Retters, aber hauptsächlich war er damit beschäftigt sich irgendwie auf den Beinen zu halten, um irgendwie noch den letzten Rest Würde zu bewahren, der ihm geblieben war.
Kaum waren sie auß der Tür und außer Sichtweite der anderen, blieb Eli stehen und versuchte, sich aus Thrawns Griff zu winden. Er konnte vielleicht nicht stehen, aber er konnte das auch keine Sekunde länger so aushalten.
Schwerer Fehler. Kaum dass er versuchte, sein Gewicht selber zu tragen, gab sein rechtes Bein nach und er wäre umgefallen, hätte Thrawn ihn nicht geistesgegenwärtig aufgefangen.
"Lass...mich...", versuchte er zu protestierten und wollte Thrawns Hände wegschieben, aber der Schwindel von vorher war wieder da und ließ es eher wie ein schwaches Wedeln seiner Arme aussehen. Thrawns Gesicht tauchte über ihm auf, die Stirn gerunzelt irgendwo zwischen verwirrt und besorgt. Beschämt hörte er auf sich zu wehren. Man war das peinlich. Wahrscheinlich war er feuerrot im Gesicht.
Thrawn warf einen Blick zurück in Richtung der Tür, und dann hob er Eli einfach hoch und fing an ihn in Richtung ihres Zimmers zu tragen. Einfach so. Er wurde nicht einmal langsamer dadurch. Eli spürte seine Wangen brennen vor Hitze und er wusste nicht genau wieso, aber aus irgendeinem Grund glaubte er es sei eine gute Idee, sein Gesicht in Thrawns Schulter zu vergraben, um es zu verstecken. Es half ein bisschen. Thrawns Haut war kühl und und er roch gut.
Das nächste, woran er sich erinnerte, war dass er über das Waschbecken in ihrem kleinen Badezimmer gebeugt stand und sich seines sämtlichen Mageninhalts entledigte. Ob es wegen der Trinkerei oder wegen der diversen Tritte in seinen Magen war, wusste er nicht. Aber er war schon mit schlimmerem fertig geworden.

This Night Is Sparkling (Don't you let it go)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt