Don't you let it go

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Irgendwann war alles raus und Eli spülte sorgfältig das Waschbecken und seinen Mund aus, bevor er es wagte, in den Spiegel zu schauen.
Thrawn stand in respektvollen Abstand hinter ihm und erwiderte Elis Blick durch den Spiegel mit immer noch dem gleichen besorgten Ausdruck in den Augen. Eli seufzte und wandte seinen Blick wieder dem Waschbecken zu. Es war schon wieder voller Blutschlieren. Er realisierte, dass die Fingerknöchel seiner rechten Hand, mit der er sich am Rand des Waschbeckens festklammerte, offen klafften und außerdem hatte er Nasenbluten. Na wunderbar.
"Tut mir Leid", entschuldigte er sich mit rauer Stimme bei Thrawn.
"Wofür?"
Jetzt war wohl nicht die Zeit, um ihm zu erklären, dass das in Basic nicht richtig war. Stattdessen gestikulierte er wage auf das Chaos, in das er ihr Badezimmer verwandelt hatte.
"Das war wohl kaum deine Schuld."
Eli zuckte die Schultern. "Ich hab angefangen."
Thrawn schwieg überrascht und Eli wäre fast stolz gewesen, wenn es nicht so eine absolut dämliche Aktion gewesen wäre, die Thrawn ihm da nicht zugetraut hatte. Sattdessen fühlte er sich ziemlich schlecht, dass er offenbar Thrawns Meinung von ihm unterboten hatte. "Ich hätte nicht so viel trinken sollen."
Darauf runzelte Thrawn verwirrt die Stirn.
"Ich wüsste nicht inwiefern weniger Flüssigkeit deinem Körper in dieser Situation von Vorteil gewesen wäre."
"Nicht Flüssigkeit" Fast wäre Eli belustigt gewesen. Er warf Thrawn im Spiegel einen Blick zu, während er sich ein Stück Tuch suchte, dass er in seine Nase stopfen konnte. "Alkohol."
Thrawn blickte immer noch ratlos drein. "Ich fürchte ich bin nicht vertraut mit diesem Phänomen."
Eli wusste nicht ob er belustigt grinsen sollte, weil es so typisch zu dem spaßbefreiten Bild von Thrawn passte, alles über Kriegsführung und so weiter zu wissen, aber noch nie etwas von Alkohol gehört zu haben, oder ob er laut seuftzen sollte, weil er jetzt einem kritischen Chiss das Prinzip von Alkohol erklären musste. Naja, dass war sein Job, besser, es mit Humor zu nehmen.
"Es ist eine Art Droge", erklärte er, zu SyBist wechselnd, während er etwas rudimentär versuchte. die Blutung in seiner Nase zu stoppen, "enthalten in den meisten Drinks, die auf so einer Party ausgeschenkt werden. Sie beeinträchtigt das Urteilsvermögen und wenn man zuviel davon auf einmal konsumiert, wird man schneller agressiv, allerdings auch wehrloser, weil sie das Gleichgewicht, die Sicht und die Reaktionsgeschwindigkeit stört. Außerdem will der Körper sie eigenlich möglichst schnell wieder loswerden, was zu so was führt." Er wieß auf das Waschbecken.
Thrawn hatte aufmerksam zugehört, während er Elis Verarztungsversuche kritisch verfolgte. Seine Verwirrung war aber nicht gewichen. Er wiederholte alles ganz langsam, wie um Eli zu bitten ihn zu unterbrechen.
"Ihr konsumiert freiwillig eine Droge, die euch extrem schwächt und die der menschliche Körper eigentlich nicht verdauen kann, sodass ihr euch übergeben müsst?"
"Nur wenn man zu viel davon hatte. Sonst macht es nur höllische Kopfschmerzen."
Thrawn blinzelte langsam.
"Und es ist üblich diese Droge auf kulturellen Zusammenkünften zu konsumieren. Mit so vielen Menschen wie möglich. Obwohl sie die Agressivität und Gewaltbereitschaft steigert."
Ja gut, so klang es als würde es überhaupt keinen Sinn machen. Er drehte sich um, lehnte sich gegen das Waschbecken und bereitete sich auf ein langes Gespräch vor.
"Es steigert nicht primär die Agressivität. Es setzt vor allem deine Hemmschwelle runter. Das kann befreiend für Feiern sein. Vor allem auf Partys, wenn man die Leute nicht so gut kennt. Es lockert die Stimmung auf, dreht die sozialen Filter runter. Man wird ehrlicher und entspannter. Vielleicht auch unterstützt durch den Fakt, dass man sich am nächsten morgen unter Umständen nicht mehr an alles erinnert."
"Es verursacht auch noch Gedächtnisverlust?"
"Nur im Extremfall!"
"Wirst du Erinnerungslücken haben haben?"
Er schütelte den Kopf, was aber leider den Propfen in seiner Nase löste. Er schlug sich reflexartig gegens Gesicht um ihn aufzuhalten und stöhnte schmerzerfüllt, als er seine Nase traf. "Nein, nein", versicherte er Thrawn nuscheld während er in seinem Gesicht herumfimmelte um das Tuch wieder zurechtzuruckeln, "höchstens ein paar verschwommene Momente."
"Stehst du jetzt noch unter dem Einfluss der Droge?"
Eli schnaubte und gestikulierte auf das Waschbecken. "Das meißte müsste wohl inzwischen draußen sein."
"Ich glaube nicht, dass das so funktioniert", platzte Thrawn plötzlich unvermittelt hervor und deutete auf den blutverschmierten Fetzten in Elis Hand, den er irgendwie nicht mehr in seine Nase bekam.
Eli warf seinem Mitbewohner einen vernichtenden Blick zu. "Bessere Idee?"
Thrawn scheuchte ihn zu seinem Bett. "Setz dich hin", befahl er, holte ihren Erste-Hilfe-Kasten, in dem sich natürlich ein echter Watte-Propfen fand und fing er an, Eli zu verbinden. Gut, das war vermutlich wirklich eine bessere Idee.
Eine Weile schwiegen sie und Eli merkte, wie er schnell schläfrig wurde. Und da gab ihm eine andere Art von Aufrichtigkeiz, die die nichts mit Alkohol, sondern mit der Ruhe vor dem Einschlafen und vielleicht der Friedlichkeit der Situation zu tun hatte, plötzlich das Gefühl, dass er etwas vergessen hatte.
"Hey", hob er nochmal die Stimme, "danke, dass du mich da raus geholt hast."
Thrawn nickte nur.
"Tut mir leid, dass ich dich da reingezogen habe", fuhr er mit derselben leisen Stimme fort.    
"Es war meine freie Entscheidung", antwortete Thrawn ebenso ernst.
Eli schüttelte den Kopf, enttäuscht von sich selbst. "Ich hätte mich nicht provozieren lassen sollen."
Thrawn ging vor ihm in die Knie, nahm Elis blutende Hand in seine viel größere und fing an, seine aufgeplatzten Knöchel zu verbinden. Eli beobachtete vorsichtig seine langen blauen, Finger, seltsam fasziniert von ihrer Sanftheit und ihrem Geschick.
"Dein Urteilsvermögen war geschwächt von einer Droge. Du kannst dir keinen Vorwurf machen."
"Ich weiß nicht, ob ich es nicht auch so getan hatte", gab Eli zu. Thrawn hielt in der Bewegung inne und Eli wusste, dass er ihm einen Blick zuwarf, aber er erwiederte ihn nicht, sondern hielt den Blick immer noch auf ihre verschränkten Hände gesenkt.
"Was hat er getan?", fragte Thrawn, immer noch ruhig, aber Eli, der inzwischen mit den schwer zu lesenden Stimmungen des Chiss vertraut war, meinte eine Spur einer Art Alarmiertheit oder Neugierde in seinem Ton zu entdecken.
Er blickt zur Seite und spürte wie seine Wangen schon wieder puterrot wurden.
"Er hat mich einen Xenokriffer genannt."
Als Thrawn nicht reagierte, schielte Eli kurz zu ihm auf und erkannte, dass er auf weitere Erkärungen wartete. Aber es war ihm ein bisschen peinlich das zu erklären.
"Es... Es ist ein Schimpfwort für Leute, die sich von Mitgliedern anderer Spezies sexuell angezogen fühlen. Im Imperium gilt das natürlich als verwerfllich."
Thrawn schwieg einen Moment, während er sich das durch den Kopf gehen ließ. Dann hakte er nach: "Also hat er angedeutet, dass du dich mit mir abgibst, weil du mich sexuell attraktiv findest?"
Eli zuckte zustimmend die Schultern und wich immer noch Thrawns Blick aus.
"Und den Gedanken fandest du so abstoßend und beleidigend, dass du zu körperlicher Gewalt greifen musstest?"
"Nein!", beeilte Eli sich zu versichern. Dann fiel ihm auf, dass das vermutlich zu schnell gewesen war und er wurde noch röter, wenn das überhaupt ging. Panisch fand er Thrawns Blick und war erleichtert und überascht nur eine leichte Spur eines amüsierten Funkelns in seinen Augen zu erkennen.
"Es ist nur... Es ist eine sehr schlimme Beleidigung."
"Warum? Das würde voraussetzten, dass eine Beziehung zu einer anderen Spezies etwas schlechtes ist. Aber ich sehe daran nichts verwerfliches."
Eli fragte sich, ob sein Gesicht sich jemals von diesen Überschuss an Durchblutung erholen würde. "Nein, ich auch nicht. Aber im Imperium mit ihrer schrecklichen Xenophobie gilt ja jedes Abgeben mit 'minderwertigen Nichtmenschen' schon als widerlich. Und da ist sowas halt so ungegähr der Gipfel der Frivolität. Ich meine, ich sehe das jetzt auch nicht so, aber man lernt schnell das zu verschweigen, wenn man kein Freak sein will. Ich finde es schrecklich, dass sie sowas als Beleidigung benutzen, aber ich.. ich habe ein paar schlechte Erfahrungen gemacht, wenn ich zu dieser Meinung gestanden habe. Das kommt dann natürlich alles wieder hoch. Vielleicht macht es mich deswegen so aggressiv. Und außerdem ist es extrem respektlos dir gegenüber."
"Warum?"
"Weil sie andeuten meine Loyalität käme von irgendwelchen sexuellen Trieben und nicht davon, dass du einfach genial bist und ich dir vertraue."
Diesmal sah er Thrawn direkt in die Augen. Thrawn erwiderte seinen Blick und Eli meinte etwas wie ernsthaftes Erstaunen darin zu sehen. Jetzt war das rote Glühen viel sanfter. Ein bisschen erinnerte es Eli an den wohltuenden Schein einer Wärmelampe. Er erinnerte sich daran, wie seine Augen gefunkelt hatten, als er fauchend über ihm stand. Er glaubte nicht, dass das ein Bild war, dass er schnell wieder loswerden würde.
Diesmal war es Thrawn, der zuerst wegschaute und sich wieder Elis Hand zuwandte, um sie fertig zu verbinden.
"Danke, Eli Vanto."
Eli nickte nur und den Rest der Prozedur verbrachten sie in Schweigen.
Als er ins Bett krabbelte, fiel ihm auf, dass er eigentlich außer sich sein müsste, wegen den Gefühlen, die seine Rettung durch Thrawn in ihm ausgelößt hatte. Aber das war er nicht. Anscheinend war die Realisation, dass er Thrawn verdammt attraktiv fand, eigentlich nicht besonders neu, geschweige denn überraschend. Auch wenn er noch nie darüber nachgedacht hatte. *Xenokriffer* dachte er zu sich selbst und grinste in sein Kissen. Es machte ihm nichts aus. Gar nichts.
Er rutschte tiefer in sein Kissen, murmelte ein "Gute Nacht" auf Chenu, dass Thrawn ihm erst ein paar Tage zuvor beigebracht hatte, und noch bevor Thrawns Antwort ganz verklungen war, war er schon weggedämmert.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 20, 2023 ⏰

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This Night Is Sparkling (Don't you let it go)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt