Wenn es jemals ein zu Hause für mich gegeben hat, dann ist es der Wilde Wald. Ein Leben, das so lang ist wie meines, hat zur Folge, dass viele Dinge an Bedeutung verlieren. Und wenn man bereits an so vielen Orten war, reicht ein einzelnes Haus nicht aus, um als zu Hause herzuhalten. Und auch wenn ich immer wieder gerne nach Arkadia zurückkehre, so bleibt der Sommerhof doch das Herrschaftsgebiet Oberons und Titanias. Der Wilde Wald dagegen gehört niemandem, ist wild und unzähmbar.
Erkennt ihr die Gemeinsamkeiten?
Diesen Ort zu betreten, der seit seinem Entstehen unverändert geblieben ist, weckte alte Gefühle. Die Leichtfüßigkeit, die früher für mich so verständlich gewesen ist - nicht immer sorglos, aber sorglos lachend, kommt wieder hoch und in der Welt der verdrehten Farben und Verwegenheit kam mir auf einmal der Gedanke, dass ich es vergessen könnte, dass Meghan mir mein Herz gebrochen hat. Und ich blicke nach oben in die verworrenen Baumkronen und dann tue ich es. Vergessen.
Von da an verlief meine Reise deutlich lauter. Nicht in Form von Kämpfen und Gefahren, Nein, nach und nach kehrte wieder Leben in meine Gedanken. Ich war erwacht. Und ich genoss es.
Als ich schließlich eine Stelle des Waldes erreichte, an der das dichte Geäst ein wenig Sonnenlicht durchsickern ließ, beschloss ich Halt zu machen und mich ein wenig auszuruhen. Elegant schwang ich mich auf eine stabil wirkende Astgabel, holte einen Apfel aus meiner Hosentasche (Ich hatte ihn auf meiner Flucht erbeutet. So viel Zeit hatte sein müssen) und genoss das Knirschen des Fruchtfleisches zwischen meinen Zähnen (Äpfel sind und bleiben einfach die besten Früchte. Wer etwas anderes behauptet hat einfach keine Ahnung). Der Himmel verfärbte sich gerade rot und mir kam der Gedanke, dass nur wenn man sich selbst für frei erklärt, die Freiheit vollkommen sein kann.
Ich erwachte aus meinem Schlaf mit einem ungutem Gefühl. Für einen Augenblick spürte ich eine bedrohliche Präsenz, doch das Gefühl war so schnell verschwunden wie es gekommen war und so beschloss ich mir keine Sorgen zu machen, schließlich befand ich mich im Wilden Wald und der war manchmal halt ein wenig gruselig drauf.
Meine Füße erreichten den Waldboden, ohne dass ich noch einmal etwas derartiges verspürte und auch die restliche Zeit des Tages geschah nichts Außergewöhnliches, bis ich eine kleine Lichtung erreichte.
Im Zentrum der Lichtung lag ein Körper. Offensichtlich tot.
Schnell blickte ich mich um, konzentrierte mich auf meine Umgebung, doch was auch immer sie getötet hatte, musste bereits wieder verschwunden sein.
Auf einmal musste ich wieder an den Moment denken, als ich aufgewacht war und mir schauderte. Was auch immer sie umgebracht hatte, es war auf jeden Fall etwas Mächtiges.
Vorsichtig trat ich näher um die Leiche genauer zu betrachten.
Sie hätte eine Fee des Sommerhofes sein können: Ihr wie ein Fächer um ihren Kopf ausgebreitetes Haar war von einem Kupferrot und strahlend grüne Augen starrten ins Leere. Tatsächlich trug sie die Kleidung des Lichten Hofes. Ich wollte mich abwenden, denn ich fühlte mich seltsam bloßgestellt inmitten der Lichtung, doch dabei stieß ich ausversehen den Arm des Mädchens an, sodass ihr Kopf ein Stück zur Seite rutschte. Dabei gaben ihre Haare den Blick zu ihren Ohren frei. Sie waren rund. Wie die eines Menschens. Aber das konnte doch nicht möglich sein. Etwas Seltsames geschah hier und fürs Erste musste ich mich aus der Gefahrenzone bewegen.
Was sich als nicht so leicht herausstellte, denn kaum hatte ich mich erhoben und umgedreht, starrte ich in eine wenige Millimeter von meinem Auge entfernte Pfeilspitze.
Das fing ja gut an.

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True Names
FanfictionAls Puck, auf der Flucht vor einer gewissen Sommerkönigin, im Wilden Wald die Leiche eines Menschen findet, ahnt er, dass etwas Schlimmes im Gange ist. Zusammen mit Cloud, einer Jägerin des Lichten Hofes , und einer durchgeknallten Puca macht er sic...