Eigentliche Geschichte

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Sicht Tobi

Da bin ich wieder. Gerade aufgewacht und hatte einen superinteressanten Traum.

Ich erinnere mich an viele meiner Träume, und die meisten haben wirklich Potenzial, eine Geschichte zu werden. Wäre da nicht das Problem, dass ich nie weiter als bis zum Prolog komme, was das Schreiben betrifft.

Seufzend erinnere ich mich an meinen heutigen Traum zurück. So frustriert wie heute war ich noch nie, denn diese Geschichte wäre bestimmt genial!

Wenn sie gut umgesetzt werden könnte.

Ich will nicht eingebildet klingen, aber meine Ideen sind wirklich originell, selbst wenn das Hauptthema klischeehaft klingt, wie zum Beispiel Vampire und Werwölfe oder Highschool-Romanzen. So kommen immer interessante Plots zustande, dass ich mir selbst auf die Schulter klopfen könnte.

Aber diese Geschichten wird niemals jemand hören, geschweige denn lesen, denn ich kann ihnen nicht gerecht werden, sie nicht umsetzen. Es gibt Tage, an denen ist das okay, aber heute, heute könnte ich mich selbst schlagen, dass ich mich nicht einmal zusammenreißen kann. Aber was soll's, vielleicht sind die Ideen ja gar nicht so gut, wie ich denke, und niemand würde sie lesen wollen.

Wir werden es nie herausfinden.

Eine Weile drehe ich mich noch im Bett herum, bevor ich aufstehe und mit anhaltend schlechter Laune frühstücke. Mein Kopf dreht sich weiter um das Thema. Wenn ich doch nur jemanden kennen würde, der meine Idee gut findet, einen Schreibstil hat, den ich mag und der zu meinen Geschichten passt und die Motivation hat, eine Geschichte mit mir durchzuplanen, aber sie letztlich fast alleine schreiben muss. Meine Ideen und Ansprüche müssen umgesetzt und befriedigt werden und vielleicht, wenn ich darüber lese und etwas nicht passt, umgeschrieben werden.

Gott, wenn ich doch wenigstens nicht so hohe Ansprüche hätte. Ich meine, ich kann es schließlich selbst nicht besser.

So müssen sich die Leute bei der Partnersuche auf Tinder fühlen... Tinder... Tinder... Tinder! Das ist es! Wir brauchen Tinder für Autoren! Wobei... gibt es noch mehr Autoren, die dieses Problem haben? Kann man sich dann überhaupt Autor schimpfen? Und die wichtigste Frage: Gibt es das passende Gegenstück zu meinem Problem?

Sicht Allen

Schon wieder wache ich auf mit diesem unbändigen Kribbeln, diesem Verlangen, das einfach nicht verschwinden will.

Unruhig drehe ich mich hin und her, bevor ich genervt aufstöhne, meine Hand ausstrecke und nach meinem Laptop greife, der auf meinem Nachttisch steht. Ich schalte ihn an und öffne wie so oft die App Wattpad. Ich starre die vielen Geschichten an, die ich die letzten Tage geschrieben habe, und nun möchte ich wieder eine schreiben.

Doch was bringt es mir? Ich werde sie eh nicht veröffentlichen. Sie sind nicht gut, und nein, ich will mich nicht schlechtreden. Mein Schreibstil ist echt nicht von schlechten Eltern, würde ich sagen. Aber die Geschichten sind einfach so... so... so... standardmäßig, 0/8/15, klischeehaft, nichts Neues. Es gibt so viele Geschichten, die zwar nicht wortwörtlich gleich sind und es sicher bessere und schlechtere gibt, aber doch irgendwie gleich sind, und keine ist so fesselnd, dass man sagen kann: „Wow, das war eine gute Geschichte!“

Selbst meine ähneln sich alle irgendwie, bis auf die unterschiedlichen Genres.

Woher kriegen diese unglaublich guten Autoren nur ihre Ideen? Nichts funktioniert: nicht Musik hören, andere Geschichten lesen, rausgehen, Kunst betrachten. Ja, ich bin sogar in ein Museum gegangen und habe mir Reportagen über alte Kriminalfälle angeschaut, aber es sind keine originellen Ideen zustande gekommen, weil es schon existiert, und möge mein Schreibstil noch so gut sein, irgendwann wird es langweilig.

Autoriting - Tinder für AutorenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt