Am Ende ist man immer schlauer

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Alles fing an dem Geburtstag meiner damaligen Freundin an. All die zickigen Gespräche, die unschuldigen Blicke wie die eines Hundes, nachdem er die Schuhe des Herrchens Kaputt gebissen hat und der ganze Schmerz, den ich ertrug.
Es war ein Samstagabend, als Anna ihren 17. Geburtstag nachfeierte. Ihre Freund Lars, meine beste Freundin Jana, Daniel, Luis und seine Freundin Luisa waren auch eingeladen. Von unserer Klique waren also fast alle da, bis auf Jonas und Emil, die schon anderweitig beschäftigt waren. Jonas war auf einem Familienfest eingeladen und Emil war mit einigen Kumpels bei einem Autotreff eine Stadt weitet.

Als wir alle draußen unter der grünen Plane an einem kleinen ovalen Tisch saßen, brachte keiner ein Wort heraus. Ich wusste nicht, warum auf einmal alle so leise waren, wenn doch die Hälfte von uns meistens eine große Schnüss hatten. Aber um ehrlich zu sein wusste ich selbst nicht ganz, was ich sagen sollte. Annas Freund und Luis Freundin gehörten zwar jetzt mit zu unserer Gruppe, aber auch nur, weil ihre Partner dieser Gruppe angehörten. Ich kannte beide nicht richtig und wollte nichts Preisgeben, was ich ihnen nicht anvertrauen konnte und später bereuen würde ausgesprochen zu haben. Ich musste erstmal mit den Leuten, die ich nicht kannte, warm werden und das dauerte meistens etwas länger als bei anderen. Deswegen sagte ich vorerst nichts.

Links neben mir saß Daniel, ein recht anständiger und lieber Junge. Dachte ich bis dahin jedenfalls. Wir gingen zusammen in diese Klasse genauso wie Luis, Anna und Jana. In den Pausen standen wir stets zusammen und haben über alles mögliche geredet, im Unterricht schoben wir uns heimlich irgendwelche Zettel zu und auch privat haben wir einiges gemeinsam unternommen. Lasertag spielen, schwimmen, Feiern, einen Film im Kino sehen und auch einfach nur chillige Abende zuhause bei einem von uns. Egal was wir unternahmen, es waren fast alle dabei gewesen.

Gegenüber von mir waren Anna und Lars, die sich mit Pizza vollstopften. Also Lars stopfte sich viel Pizza rein, denn Anna war bereits nach einem Stückchen voll und präsentierte uns anschließend stolz ihr Foodbaby, was sie von einem Stück Pizza in sich trug. Wenn sie schon von einem Stück ein Foodbaby in sich trug, dann war ich nach einer Kompletten Pizza schon im 9.Monat schwanger.

Rechts neben mir saß meine beste Freundin Jana, bei der ich mich so verhalten konnte wie eine Vierjährige, ohne dass sie mich für irgendwas verurteilte. Wenn ich bei ihr war, konnte ich so kindisch sein wie ich wollte und sie machte mit. Sie hatte nämlich den gleichen Schaden wie ich. Zum Glück, sonst wäre ich wahrscheinlich nur mit weiblichen Spielern befreundet und das hätte ich alleine nicht lange ertragen können.

Gegenüber von ihr saßen Luisa und Luis, die aufeinander hockten und sich gegenseitig mit Pizzastüchchen fütterten. Dabei umarmen sie sich ab und zu und gaben sich kleine Küsschen. Die kleinen Küsschen wurden zu langen und innigen Küssen, die irgendwelche echt ekelig wurden an zu sehen. Es war schon nach einer Weile nervig, denn man hörte nur das schmatzen der Lippen, nachdem die Lippen aufeinander trafen und sich Ann wieder voneinander lösten. Ich verstehe, dass sie SO sehr ineinander verliebt sind und ihre Liebe zeigen wollen, aber man kann es auch in der Gegenwart der Freunde mit der ganzen ,,Liebe" übertreiben. Mit ein paar Küssen komme ich gut klar, machen Lars und Anna ja auch, aber vor allen die ganze Zeit so rum zu lecken ist nicht so schön. Dazu kommt dann noch so eine richtig übertriebene Babystimme von Larn ,,Awww meine Zuckerpuppe, möchtest du noch was trinken?" Seine ,,Zuckerpuppe" also soso. Vor seiner Freundin war er mal so gar nicht.....so halt.

Nach dem Essen kippten wir uns einige Klopfer und Feiglinge in den Hals, an denen Anna nur nippte und sie dann ihrem Freund übergab, der sie ohne zu zögern schnell runterschluckte. Sie war eher der Typ von Mädchen die nur Alkohol trank, wenn es in einem Cocktail mit anderem Zeug gemischt war.
Es kamen später noch ein paar Flaschen Flimm, Wodka gemischt mit O-saft und ein paar Kisten Bier dazu, die wir und untereinander aufteilen. Anna blieb jedoch bei ihren Softgetränken.
Nachdem schließlich fast alle etwas Alkohol im Blut hatten wurde die Atmosphäre lustiger und jeder wurde etwas gesprächiger. Vielleicht ein wenig zu gesprächig. Es gab einige Informationen, die ohne den Einfluss von Alkohol nicht ans Licht gekommen wären. Die von den anderen, aber auch einige von meinen Geheimnissen sollten besser nicht gelüftet werden. Das würde nur Mord und Totschlag unter ,,Freunden" führen. Normalerweise liebe ich Drama, aber in dieser Nacht wollte ich einfach nur den Geburtstag meiner ehemaligen zweiten besten Freundin feiern. Doch bevor ich etwas Preisgab, was die gute Stimmung kaputt machen würde, überlegte ich mir drei mal, ob ich es wirklich erzählen sollte oder doch lieber für mich behalten sollte. Es wäre nicht so ein toller Geburtstag geworden, wenn sich alle am Ende nut noch Misstrauten und sich unwohl in ihrer Gegenwart fühlten. Womöglich hätte es auch eine Schlägerei geben können. Wer weiß.

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