𝟎𝟏 | 𝐄𝐫𝐥𝐨̈𝐬𝐮𝐧𝐠

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»Ich habe die Hälfte meines Lebens auf den Straßen verbracht und habe nichts weiteres als Leere verspürt, Leere, die mich mit sich ziehen sollte. Doch als du in mein Leben getreten bist, hast du mich aus der Tiefe der Leere geholt und mir einen Grund geben, nicht weiter zu
versinken, Reina




𝐑 𝐄 𝐈 𝐍 𝐀  S A I Z E W A




»Hast du wieder zugenommen, Reina?«

Ich hielt in meiner Bewegung inne und meine Augen fanden die Präsens meiner Mutter, welche mich mit einem strengen Blick ansah. Die Gabel ließ ich ohne ein weiteres Wort wieder auf den Tisch nieder. Ich konnte spüren, wie sich in meinen Augen Tränen bildeten, die ich immer schwerer zurückhalten konnte. Ich atmete tief durch und senkte meinen Blick auf den Teller, der allein mit Salat befüllt war.

»Nicht das ich wüsste, Nadja. Elsa hat sich stets an ihren strikten Ernährungsplan gehalten.« Ruslan legte seine Hand auf meine und drückte einmal fest zu, um mir damit mitzuteilen, kein Wort mehr zu sagen. Du bist ein nutzloses Wesen, Reina.

»Sicher. Dann muss es an deinen Klamotten liegen. Wie oft habe ich dir gesagt, keine breite und lockere Kleidung zu tragen? Frauen kleiden sich elegant und edel, aber du zeigst dies gerade in keiner Weise.« Tut mir leid Mutter, jedoch hatte ich einen fünf Stunden Flug hinter mir und ich wollte diesen nicht in hautenger Kleidung überstehen. Aber wer würde mir schon zuhören, wenn ich das als Antwort geben würde?

»Entschuldige, Mutter.« Hatte ich je jemanden etwas getan, um solch ein Leid ertragen zu müssen? Ich verstand es nicht. Seit klein auf wuchs ich ohne Liebe und Zuneigung auf. Ich tat alles, was man von mir verlangte und hielt immer den Mund. Und selbst jetzt genügte es nicht.

Jedes Mal, wenn wir meine Eltern besuchten, kritisierten sie alles an mir. Egal was, Hauptsache sie hatten etwas, an dem sie mich runtermachen konnten. Für meine Mutter hatte ich immer noch nicht die perfekte Figur für das Ballett und für meinen Vater verhielt ich mich nicht wie die Tochter eines Politikers.

Ich war einer Verlobung mit einem Mann eingegangen, der mich wie das letzte Stück behandelte und oben drauf betrog. Auf Ansage meiner Mutter hielt ich mich an den Ernährungsplan und litt Dank ihr nun an einer Essstörung. Alles, was ich in meinen 25 Jahren bislang getan habe, war auf Ansage meiner Eltern. Jede Entscheidung und jeder Schritt basierte auf sie zurück.

Ich konnte es niemand recht machen, ich war und bin für jeden nutzlos.

Eine starke Hand, die sich fest um meinen rechten Oberschenkel umschloss, ließ mich aus meinen Gedanken wecken. Ruslan drückte so stark zu, dass es beinahe schon wehtun sollte. Doch diesen Schmerz war ich gewöhnt, egal ob seelisch oder physisch. Mittlerweile empfand ich den Schmerz sogar als befreiend. Er zeigte mir, dass ich mich immer noch in der krankhaften Realität befand und nicht in meinen Vorstellungen, wo mein Leben lieblich und befreiend war.

Meinen Kopf hob ich wieder und sah
meinen Verlobten fragend an. »Deine Mutter hat dir eine Frage gestellt, moja radnaja.« Meine Liebe. Er nannte mich meine Liebe. Das ich nicht lachte. Ruslan war der Innenbegriff von schlechter Mensch. Seit unserer Verlobung, welche mittlerweile zwei Jahre her war, zeigte er sich von seiner echten Art.

Auch wenn ich zu der Beziehung und Verlobung gezwungen war, wollte ich dieser eine Chance geben. Wer wusste, ob mein Vater mir vielleicht doch einen liebevollen Mann gewählt habe, dem er die Aufgabe geben hatte, mich glücklich zu machen. Doch meinem Vater war mein Glück nicht von Wichtigkeit. Ihm ging es nur um Macht und eine perfekte Familie, welche er der Öffentlichkeit präsentieren konnte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 20, 2023 ⏰

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𝐁𝐎𝐔𝐍𝐃 𝐁𝐘 𝐏𝐀𝐈𝐍Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt