Prolog - Das Ende

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Tick-Tack.

Tick-Tack.

Tick-Tack.

Die Uhr schlug 3.

"Und was tun wir jetzt?"

Müde, grüne Augen sahen in die Runde, wanderten von einer Person zu der nächsten. Es herrschte bedrückende Stille zwischen den 13 Häuptern. Das Uhrwerk liess sich davon nicht beirren, hallte umso verheissungsvoller durch den Raum wider.

"Wie viele Stunden haben wir noch?"

"13 Stunden."

Erneut zog Stille in den Raum, als würden die Anwesenden schon das Atmen fürchten, in ihrer übermächtigen Präsenz. Licht fiel durch das grosse Loch in der Versammlungshalle auf den runden Tisch, Staub und der Geruch von verbranntem Fleisch hingen in der Luft.

Es mochte einem von ausserhalb surreal und skurril erscheinen, wie die 13 Oberhäupter ihrer Häuser in dieser Krise ruhig am Tisch verweilten, während vor den grossen, geborstenen Fenstern der Rauch der Zerstörung aufstieg. Bruchstücke rieselten von der Decke, doch niemand schien sich darum zu scheren. Es war nur ein weiteres, klaffendes Loch in der einst so unantastbaren Festung.

"Wir schicken sie nach unten."

"Bist du des Wahnsinns?!"

"Das ist ein Selbstmordkommando..."

"Zu den Menschen, du willst sie zu den Menschen bringen?!"

Die Stille war gebrochen, mit diesem einen Satz brachen die Stimmen der Anwesenden los, haltlos den Gedanken Gehör verschaffend. Sie waren in einer Krise, nicht am Ende der Welt!

"Ich stimme Norja zu."

"Natürlich stimmst du ihr zu! Du hast dein Leben lang nichts Anderes getan!"

"Können wir uns alle beruhigen?"

"Beruhigen?! Es geht hier nicht um deine Kinder, sondern um unsere!"

Die erzürnten und eingeschüchterten Stimmen vermischten sich mit denen der Einsicht und Ruhe, bildeten eine schier undurchdringbare Geräuschkulisse aus der bald nichts Brauchbares mehr rauszuhören war – da schlug die Tür aus Massivholz auf, sandte ein Donnern durch die hohe Halle und sorgte augenblicklich dafür, dass erneut Stille einkehrte.

Die Blicke zuckten einerseits erschrocken, andererseits voller Erwartung zu der Tür. Gegen das Licht das durch die geöffnete Tür in den Raum hinein fiel, stand das 14. Ratsmitglied.

"Norja hat recht. Wenn wir sie nicht von hier fortschaffen, wird es für sie keine Zukunft mehr geben. Und es wird niemanden mehr nach uns geben, um diesen Ort nach dem Fall wieder aufbauen zu können. Es wäre das Ende der Welt. Unserer Welt."

Dieses Mal herrschte Stille während die Gedanken tobten. Viele von ihnen würden ihre Kinder gehen lassen müssen, sie in eine Welt schicken, die sie nicht kannten, mussten darauf vertrauen, dass Wildfremde sich den Kindern erbarmen und sie als ihre eigenen aufnehmen würden, sie erziehen und lieben würden bis der Tag der Rückkehr eintreffen würde.

Am Tag des Untergangs beschlossen die Häuser Sherja, Vatja, Abrjlla, Nazara, Sjla, Luhanja, Kihjna, Trilja, Starja, Gordelja, Ireola, Yaora, Krashja und Lekuvja, als ein vereintes Königreich, ihre Kinder auf die Erde zu schicken, um das Überleben ihrer Welt zu sichern – Die Stadt über den Wolken.

Die Stadt über den Wolken | LGBTQWo Geschichten leben. Entdecke jetzt