"Puh, warum muss er auch so verdammt gut aussehen. Eljna weiss echt nicht, was sie da verpasst.", kam es dem 19-jährigen Mädchen, der der heisse Wind um die Ohren zog, von den Lippen. Sie hatte diese kleine Gruppe beobachtet, wie sie da unten am Munde der Brücke verharrt war.
"Warum ärgert dich das überhaupt? Ich dachte, du stehst auf Bones. Sollte es dir da nicht recht sein, dass sie ihn nur als Bruder sieht?" Unweit hinter der Beobachterin sass ein Junge am Boden, ein Buch auf den angewinkelten Beinen. Dabei hob er nicht einmal den Blick zu ihr, er sass hier schon seit Beginn der letzten Freistunde und lauschte ihren Gedanken, die von dem Erscheinen der kleinen Gruppe abgelenkt worden waren.
"Ihr Jungs versteht das nicht."
"Was? Den – wie hast du es noch gleich genannt – Lady Kodex?"
"Mhm.", kam es bejahend von der Dunkelhäutigen, deren langes, dunkles Haar von hellblauen Strähnen durchzogen war. Heute trug sie die Haarpracht in einem lockeren Zopf, der so schwer von ihrem Nacken hing, dass der Wind ihn kaum zu bewegen vermochte. Was leider auch die hier und da eingeflochtenen Glöckchen somit kaum zum Erklingen brachte.
"Sei mir nicht böse, aber das ist doch Schwachsinn. Wenn dir jemand gefällt, dann mach was daraus. Was ist das Schlimmste, das passieren könnte?"
Sie schnalzte genervt mit der Zunge, wie um ihn zum Schweigen zu bringen. Natürlich verstand er es nicht. Jungs verstanden nie etwas! Mit der Eleganz einer Tänzerin drehte sie sich auf den Zehenspitzen zu ihrem Gesprächspartner um, der nun erst die tiefblauen Augen von der Lektüre hob, um ihr entgegen zu blicken.
"Muss ich dir das jedes Mal erneut erklären?", bei der Frage zuckte der Angesprochene mit den Schultern.
"Wenn ein Junge und ein Mädchen sich schon so lange kennen wie die beiden, ist es nur natürlich, dass sie ihre Gefühle auf etwas Familiäres abschieben. Es ist eben schwer zu erkennen, wann aus der kindlichen 'Geschwisterliebe' mehr wird."
"Und was hat das mit dir und deinen Gefühlen zu tun?"
"Häh? Nichts. Ich bin nicht in Bones verliebt, das ist es ja. Er schaut gut aus und in seiner Gegenwart hat man immer das Gefühl, als gäbe es keine Sorgen. Dieser Mensch ist einfach immer gut gelaunt und das ist anziehend. Nicht so wie du." Sie sagte zwar, sie wäre nicht verliebt, aber es war unmöglich die Schwärmerei in ihrer Stimme zu überhören, weswegen - und mitunter auch wegen des 'Kompliments' - der Junge nur skeptisch eine Augenbraue anhob.
"Danke."
"Gern geschehen."
"Ich sehe das Problem immer noch nicht."
"Oh, Celestials, schenkt mir Geduld.", damit hob sie den Blick flehend gen Himmel, in dem – von Wolken umspielt – die verlassene Stadt aus weissem Marmor und Gold hing.
"Die sind tot."
"... ich schwöre auf alles, was mir heilig ist, Ezrja, du kostest mich noch den letzten Nerv.", es war nicht mehr als ein entnervtes Murmeln, so wie sie den Blick senkte und ihn noch einmal kurz über das Geländer warf, um runter auf die Brücke zu blicken. Für einen Moment kehrte Stille zwischen ihnen ein, eine Stille die sie nutzte, um ihre Gedanken zu sortieren, während Ezrja darauf wartete, dass sie weitersprach.
Er kannte sie zu gut, er wusste, dass das noch lange nicht das Ende der Unterhaltung war. Er liess ihr den Moment, den sie brauchte, hatte er ihrer Aussage doch ohnehin nichts hinzuzufügen.
"Willst du hier festwurzeln?" Ihr Blick schweifte um bei ihren Worten und fixierte den Angesprochenen am Boden, auf eine Antwort oder Regung wartend. Die erwartete Regung folgte schlussendlich, nach kurzem Verharren. Das Buch wurde zugeklappt und in die schwere Umhängetasche geschoben, ehe er sich mit einer Eleganz erhob, die der ihren Konkurrenz machte.
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Die Stadt über den Wolken | LGBTQ
FantasyVor 17 Jahren hat ein Krieg über den Wolken die Arkana Magier ausgelöscht, die die Welt durch ihre Magie fruchtbar und gesund hielten. In ihren letzten Stunden haben 14 der 22 Arkana beschlossen, ihre Kinder auf die Erde runter zu schicken. Nun sind...