I.4

151 5 2
                                    

  
„Florent wants to come tomorrow. Are you staying?

„Ähm ...“, konnte Paddy nur hadern und ein Blick zu Mark nahm ihm das nicht. Der schielte auch nicht sicherer zu ihm.

„Ihr könnt es ja noch schauen“, winkte Maite nur selber fast ungewohnt verhalten ab.

„Or ... you can ask him“, erwiderte er eigentlich nur aus Überforderung. „If he wants us here ...“

„Why shouldn't he want that?“, hielt Maite zwar noch dagegen – aber so wie er es nicht mal aussprechen musste, schien sie es nun mal selber zu realisieren. Wenn er scheinbar alles dafür tat, seine Sexualität zu unterdrücken, könnte er sich ja vielleicht doch an ihnen als Paar stören, das ihre Sexualität offen auslebte. Irgendwas würde es wohl sicherlich mit Florent machen. Besonders, als er dem Rosenkranz um seinen Hals nachfühlte.

„Wann kommt er denn?“, fragte Mark auch bloß komisch monoton. Er wusste nur wohl am besten, dass allein ihre Präsenz zusammen so manche Fragen fast schon unausweichlich machen würde.

„Am Nachmittag“, antwortete Maite kurzangebunden und da wunderte es ihn gar nicht, dass sie sich ganz ausgiebig dem Wein widmete. Oder, als sie ihm in vollen Kontrast auf einmal anstrahlte. „Oh, Paddy, did I tell you about our plans?!“

„No ...?“, antwortete er langgezogen und dementsprechend selber fast schon rhetorisch. 

„Jimmy is turning fifty next February and ...“, strahlte sie noch mehr und zögerte es viel zu sehr raus, „... and we're planing a ... surprise party!“

„Ah“, würgte er eigentlich nur hervor, statt sich zu freuen. Er musste sich schon beherrschen, nicht in sich zusammenzusinken. Damit er sein „With ... whom?“ auch nur ansatzweise neutral hinbekam, musste er sich echt zusammenreißen.

„Everyone“, lächelte Maite aber auch schon verhaltener – das konnte er auch nicht ertragen.

„What about Corona?“, fragte Paddy einfach, obwohl es ihm selbst ein wenig zuwider war, jetzt so pingelig rüberzukommen.

„Es ist doch Jimmys Fünfzigster!“, verschränkte Maite ihre Arme vor der Brust. „I think the lockdown will be over in February. So you both are coming too!“

Er starrte nur zu schönen weihnachtlichen Tischdeko – mehr musste er gar nicht machen, damit Maite ihn mit ihrem „Paddy!“ wirklich tadelte. Ungeniert flehentlich sah er sie einfach an, dass sie das scheiß Thema jetzt bleiben lassen sollte, doch da stellte sie ihre sonst so feinen Antennen natürlich einfach mal aus und sah ihn noch fordernder an.

„Warum nicht?“, fragte Mark zu seiner Rechten nur ruhig. Aber er konnte schlichtweg nicht antworten. Er wollte nicht mal darüber nachdenken.

„At one point someone has to make the first step, Paddy!“, sprach Maite wieder beschissen eindringlich auf ihn ein. „Paddy ... You know it's you who has to do that.“

Er schnaubte nur komisch, obwohl er am liebsten in sich zusammengesunken wäre und sich irgendwo hin verkrochen hätte. Vielleicht dachte er schon daran, einfach seine Ohren zuzuhalten. Oder sich ebenfalls dem Wein zu widmen.

„He's happy you've shown more of your true self lately“, wurde Maite dann nur kontrastreich sanft – das machte so viel mit ihm, dass er jetzt auch nicht aufsehen konnte.

„He ain't ... anymore ...?“ Er bekam es nicht mal richtig ausgesprochen, aber das musste er auch gar nicht für seine Schwester. Genauso eindeutig war dann aber auch ihre Stille.

„Wenn du kommst, könnt ihr ja endlich mal richtig reden“, sah sie jetzt weder eindringlich noch sanft, sondern einfach nur ernst drein – was ihn am liebsten flüchten lassen wollte.

DevotionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt