Kapitel 6

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Bevor ihr lest: Dieses Kapitel ist zu 80% - 90% ein abgewandeltes Kapitel aus den Heiligtümern des Todes. Schon damals hat mir Harrys Reaktion nicht gepasst. Es erklärt gut wieso die Dinge so verlaufen sind, wie sie sind und weshalb Harry nicht gut auf Dumbledore zu sprechen ist.


»Harry darf es nicht erfahren, erst im letzten Moment, erst wenn es notwendig ist, wie könnte er sonst die Kraft haben, zu tun, was getan werden muss?«
»Aber was muss er tun?«
»Das ist eine Sache zwischen Harry und mir. Nun, hören Sie gut zu, Severus. Es wird eine Zeit kommen – nach meinem Tod – widersprechen Sie nicht, unterbrechen Sie mich nicht! Es wird eine Zeit kommen, da Lord Voldemort offensichtlich um das Leben seiner Schlange fürchten wird.«
»Um Nagini?« Snape wirkte erstaunt.
»Genau. Wenn eine Zeit kommt, da Lord Voldemort diese Schlange nicht mehr hinausschickt, um seine Befehle auszuführen, sondern sie sicher an seiner Seite hält, unter magischem Schutz, dann, denke ich, wird es angeraten sein, es Harry zu sagen.«
»Ihm was zu sagen?«
Dumbledore holte tief Luft und schloss die Augen.
»Sagen Sie ihm, dass in der Nacht, als Lord Voldemort versucht hat ihn zu töten, als Lily ihr eigenes Leben wie einen Schild zwischen sie warf, dass in dieser Nacht der Todesfluch auf Lord Voldemort zurückprallte und ein Bruchstück von Voldemorts Seele vom Ganzen abgesprengt wurde und sich an die einzige lebendige Seele klammerte, die in jenem einstürzenden Gebäude noch übrig war. Ein Teil von Lord Voldemort lebt in Harry, und dies gibt ihm die Macht, mit Schlangen zu sprechen, und eine Verbindung zu Lord Voldemorts Geist, die er nie begriffen hat. Und solange dieses Seelenbruchstück, das von Voldemort nicht vermisst wird, mit Harry verknüpft ist und von ihm geschützt wird, kann Lord Voldemort nicht sterben.«
Harry schien die beiden Männer durch das Ende eines langen Tunnels zu beobachten, so weit entfernt von ihm waren sie, so fremd klangen ihre Stimmen in seinen Ohren.
»Also muss der Junge ... muss der Junge sterben?«, fragte Snape ganz ruhig.
»Und Voldemort selbst muss es tun, Severus. Das ist entscheidend.«
Wieder lang anhaltende Stille. Dann sagte Snape: »Ich dachte ... all diese Jahre ... dass wir ihn für sie beschützen. Für Lily.«
»Wir haben ihn beschützt, weil es notwendig war, ihn zu unterrichten, ihn zu erziehen, ihn seine Stärken erproben zu lassen«, sagte Dumbledore, die Augen noch immer fest geschlossen. »Unterdessen wird die Verbindung zwischen ihnen immer stärker, es ist ein schmarotzerisches Wachstum: Manchmal denke ich, dass er selbst den Verdacht hegt. Wie ich ihn kenne, wird er die Dinge so bestellt haben, dass es, wenn er sich tatsächlich aufmacht, dem Tod entgegenzugehen, wahrhaftig das Ende Voldemorts bedeuten wird.«
Dumbledore öffnete die Augen. Snape blickte entsetzt.
»Sie haben ihn am Leben erhalten, damit er im richtigen Moment sterben kann?«
»Seien Sie nicht schockiert, Severus. Wie viele Männer und Frauen haben Sie sterben sehen?«
»In jüngster Zeit nur die, die ich nicht retten konnte«, sagte Snape. Er stand auf. »Sie haben mich benutzt.«
»Soll heißen?«
»Ich habe für Sie spioniert und für Sie gelogen, mich für Sie in Lebensgefahr begeben. Alles angeblich zu dem Zweck, Lily Potters Sohn zu schützen. Nun erzählen Sie mir, dass Sie ihn wie ein Schwein zum Schlachten aufgezogen haben -«»Aber das ist rührend, Severus«, sagte Dumbledore ernst. »Sind Sie nun doch so weit, dass Sie sich um den Jungen sorgen?«


Er ging weiter, und nun erreichte er den Rand des Verbotenen Waldes, und er blieb stehen.
Eine Horde von Dementoren glitt zwischen den Bäumen dahin; er konnte ihre Kälte spüren, und er war nicht sicher, ob er es schaffen würde, unversehrt hindurchzugelangen. Seine Kraft reichte nicht mehr für einen Patronus. Er konnte sein Zittern nicht länger beherrschen. Am Ende war es doch nicht so einfach, zu sterben. Jede Sekunde, die er atmete, der Geruch von Gras, die kühle Luft auf seinem Gesicht, alles war so kostbar: der Gedanke, dass Menschen Jahre um Jahre hatten, Zeit verschwenden konnten, so viel Zeit, dass sie lang wurde, während er sich an jede Sekunde klammerte. Gleichzeitig dachte er, dass er nicht fähig wäre weiterzugehen, und wusste doch, dass er es musste. Das lange Spiel war zu Ende, der Schnatz war gefangen, es war an der Zeit, aus der Luft herabzukommen ...
Der Schnatz. Seine kraftlosen Finger nestelten einen Moment lang an dem Beutel herum, der um seinen Hals hing, und er zog ihn heraus.
Ich öffne mich zum Schluss.
Rasch und schwer atmend starrte er auf ihn hinab. Nun, da er wollte, dass die Zeit so langsam wie möglich verging, schien sie sich beschleunigt zu haben, und er begriff so schnell, als hätte er gar nicht erst nachgedacht.
Dies war der Schluss. Dies war der Zeitpunkt.
Er drückte das goldene Metall an seine Lippen und flüsterte: »Ich werde gleich sterben.«
Die metallene Hülle brach auf. Er senkte seine zitternde Hand, hob unter dem Tarnumhang Dracos Zauberstab und murmelte:»Lumos.«
Der schwarze Stein mit dem gezackten Riss durch die Mitte lag in den beiden Hälften des Schnatzes. Der Stein der Auferstehung war entlang der senkrechten Linie auseinandergebrochen, die den Elderstab darstellte. Das Dreieck und der Kreis, die den Tarnumhang und den Stein darstellten, waren noch zu erkennen.
Er schloss die Augen und steckte den Stein in seine Tasche.

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