2. Knall

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Ich war relativ früh schon halbwegs wach gewesen und hatte mich dazu entschied im Gästebad zu duschen, um richtig wach zu werden. Nun saß ich angezogen auf meinem Bett und wusste nicht, ob ich jetzt einfach runter gehen sollte. Wenn Jannis noch schlief, würde das mit Sicherheit eine komische Situation werden, schließlich kannten seine Eltern mich nicht. Glücklicherweise hörte ich in dem Moment ein Klopfen an der Tür.
„Mila" hörte ich eine Stimme, die ich auf die Schnelle Jascha zugeordnet hätte.
„Ja" antwortete ich und er öffnete die Tür.
„Wir würden jetzt gleich frühstücken, wenn du magst, komm mit runter" sagte dieser und lächelte mich an.
Ich nickte und stand ich auf, um ihm nach untern zu folgen, wo bereits Heike, Jürgen und Jannis am gedeckten Geburtstagstisch saßen.
„Guten Morgen" sagte ich etwas zurückhaltend und hob kurz meine Hand.
„Morgen" trällerte Jannis fröhlich, welcher schon putzmunter zu sein schien.
Mit seiner freien Hand klopfte er auf den Sitz neben sich und ich ließ mich dort nieder.
„Gut geschlafen?" wollte er wissen.
„Ja" sagte ich und irgendwie war es mir fast unangenehm hier am Familientisch zu sitzen als fast Fremde.
„Ich geb dir nach dem Frühstück mal den Föhn. Im Gästebad ist keiner und so erkältest du dich ja" sagte Heike mütterlich und lächelte mich an.
„Darf ich Julian auch wecken?" fragte Jasche mit großen Augen, doch Heike schüttelte streng den Kopf.
„Jetzt lass den armen doch mal ausschlafen. Der genießt es doch mal Samstags frei zu haben" sagte sie und Jascha setzte einen schmolligen Blick auf.
„Können wir jetzt anfangen? Ich hab hunger und will meine Geschenke" jammerte Jannis, als wäre er nicht 24 sondern 14 geworden, was mich lachen ließ.
„Jaja. Also dann guten Appetit" sagte Jürgen und reichte die Schale mit den Brötchen herum.

„Was ist denn euer Plan für heute?" fragte Heike interessiert, als alle aufgegessen hatten und Jannis seine Geschenke ausgepackt hatte.
Ich hatte ihm einen neue Mütze geschenkte, denn seine hatte er vor ein paar Wochen verloren. Außerdem hatte ich ihm in der Karte, welche ich ihm geschrieben hatte, eine Freikart geschenkt dafür, dass ich für ein beliebiges Shooting für sein Studium Model sein würde. Er nervte mich nämlich seit wir uns kannten damit, dass er mich unbedingt mal professionell fotografieren wollte, doch ich hatte immer abgeblockt, weil ich keine Lust hatte in den Unifluren ausgestellt zu sehen zu sein. Über beides hatte er sich unglaublich gefreut.
„Ich zeig Mila Bremen. Wir sind aber pünktlich zurück zum essen und danach steht Club an" informierte er seine Mutter, welche nickte.
„Vorausgesetzt, dass Jule dann mal wach ist" schob Jannis hinterher.
„Das hört sich doch gut an. Ich würde so gegen 20 Uhr sagen essen. Passt euch das?" fragte Heike und Jannis nickte.
„Abräumen braucht ihr nicht. Ich mach das. Genießt ihr beiden mal den Tag in der Stadt" sagte Jürgen, als wir gerade am aufstehen waren und ich natürlich anfing abzuräumen.

Der Tag in der Stadt war schnell vergangen. Auch wenn es natürlich echt frisch war hatten wir uns einen schönen Januartag in Bremen gemacht und Jannis hatte mir fast eine Touri Tour gegeben. Nun waren wir wieder im Haus der Familie Brandt.
„Jungs Essen" hörte man Heike laut aus der Küche rufen.
Ich saß mit Jannis und Jascha im Wohnzimmer und schaute den beiden beim Fifa spielen zu. Dankend hatte ich abgelehnt selber zu spielen. Julian hatte vorhin nur kurz seinen Kopf rein gestreckt, um mitzuteilen, dass er eine Runde joggen gehen würde.
„Ich geh noch flott duschen Mama" antwortete Julian, welcher wohl unbemerkt wiedergekommen war.
„Aber mach hinne Jule" erwiderte sie und man hörte Julian die Treppen hinauf eilen.
„Der hat echt nh Meise" murmelte Jannis nur grinsend.

„Soll ich euch flott hin fahren oder fährt einer von euch?" hörte ich Jürgen fragen, als ich gerade bei der Treppe ankam.
Nach dem Essen hatten wir uns alle fertig gemacht, wobei ich an scheinend am längsten gebraucht hatte. Wie auch schon gestern hatte ich ein dezentes Make Up. Da Jannis mir schon vor ein paar Tagen gesagt hatte, dass wir in den Club gehen würden, hatte ich mir zum glück ein passendes Kleid eingesteckt. Es war schwarz und ging mir knapp bis zu denen Knien. Es hatte einen leichten Wasserfallausschnitt, welchen ich liebte und saß anliegend und gleichzeitig bequem. Dieses Kleid gehörte eindeutig zu meinen Lieblingsstücken, auch weil es so schön unauffällig war und genug Narben bedreckte. Dazu trug ich High Heals. Jedoch nicht zu hohe. Meine Vans wären vermutlich nicht schick genug gewesen.
„Julian trinkt doch safe eh nicht" hörte man Jascha vorwurfsvoll sagen, doch Julian widersprach sofort.
„Ich hab extra mit Edin gequatscht. Ich geh heute genauso feiern wie ihr" sagte dieser entschieden, worauf ein abklatsch Geräusch zu hören war.
„Dann fahr ich euch sobald Mila fertig ist. Zurück nehmt ihr dann Taxis" sagte Jürgen väterlich.
„Du tust gerade so, als würden wir zum ersten Mal feiern gehen Papa" lachte Jannis.
„Wieso brauchen Frauen eigentlich wirklich immer so lange?" hört ich Jascha noch sagen, bevor ich die Treppe betrat und meine Heals mich ankündigten.
Die drei Jungs blicken zur Treppe und ich sah ihre Reaktionen auf mein Auftreten.
Jannis pfiff anerkennend und lachte dann freundschaftlich. Jascha nickte kurz und drehte sich dann weg. Während Julian mich genau betrachtete. Von meinen Schuhen bis zu meinem Gesicht schien er mich zu mustern, bevor seine blauen Augen meine trafen und ich sah, wie er einmal schluckte.
Auch ich betrachtete ihn kurz. Er trug eine normale Jeans, einen Hoodie und dazu eine Cap. Darunter konnte man seine blonden Haare sehen.
„Alle einsteigen ins Papamobil" scherzte Jürgen und erntete einen müden Lacher von allen, bevor sich Jannis und Jascha auf den Weg machten.
„Du siehst gut aus" sagte Julian noch leise, als wir durch die Tür traten und reichte mir gentelmen mäßig seine Hand.
Ich spürte, wie meine Wangen rot wurden und versuchte mein Grinsen zu verbergen, welches sich durch sein Kompliment auf mein Gesicht legen wollte.
Erst wusste ich nicht wieso er mir die Hand hin hielt, doch als ich den ersten Schritt auf dem Kies machte, verstand ich und ließ die Hilfe zu, während wir zusammen zum Wagen liefen.
Ich stieg in die Mitte, da ich deutlich die kleinste war und das auch mit meinen Heals. Ich saß zwischen Jascha und Julian. Vorne drehte Jannis die Musik laut auf und zog aus dem Plastikbeutel mehrere Dosen, die er nach hinten reichte. Verdattert griff ich danach und verteilte diese an Julian und Jascha, bevor ich überhaupt auf die Dose schauen konnte.
„Jack Daniels Cola fertig Mischen? Echt jetzt Jannis? Ich dachte du bist 24 geworden und nicht 18" sagte Julian lachend, doch öffnete in dem Moment die Dose.
„Da trinkt ja heute jemand richtig" applaudierte Jannis vorne, während auch er die Dose öffnete.
„Ohrenschnipser für den, der als letztes leer getrunken hat" rief Jascha laut und öffnete ebenfalls die Dose.
Verdattert schaute ich zwischen den Jungen hin und her.
„Ich würde mich ran halten Mila" lachte Jürgen nur von vorne, der nicht mal verwirrt von der Aktion seiner Söhne war.
Ich öffnete die Dose und fing an die Mische hinunter zu kippen. Im exen war ich schon immer gut gewesen. Ich fühlte mich plötzlich nicht wie fast 21, sondern als wäre ich gerade 16, was irgendwie ein cooles Gefühl war.
„Fertig" grölte Jannis und keine zwei Sekunden später hielt auch ich meine Dose hoch.
„Zweite" rief ich dabei stolz und kurz darauf folgte Julian mit „dritter".
Jascha schaute frustriert auf seine Dose, welche er nun auch geleert hatte.
„Respekt Mila" murmelte er und die beiden älteren begannen zu lachen.
„Beim nächsten Mal erst denken kleener" sagte Julian und beugte sich über mich rüber, um seinem Bruder einen Ohrenschnipser zu geben.
„Aua" beschwerte dieser sich sofort.

Verdammtes kribbelnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt