Kurzgeschichte WaCa

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       Nachtfrosts Heldentat

Nachtfrost begann, ihren versteiften Körper zu bewegen. Sie bewegte ihre Ohren und drehte ihren Kopf. Außerdem zuckte sie mit der Nase um noch mehr Gerüche aufzunehmen und ihr Nase wieder aufzutauen. Ihre Nase fühlte sich wie versteinert an. Sie hasste kalte Nächte, da sie kein sonderlich dickes Fell hat. Eher im Gegenteil- Sie hat sehr dünnes Fell. Sie leckte ihr schwarzes, zerzaustes Brustfell wieder glatt und schaute in den Himmel. Ihr Schwanz lag seit dem letzten Abend auf ihren Pfoten.

Auf einmal fiel es der schwarzen Kätzin wieder ein. Sie war am vorherigen Tag zur Kriegerin geworden und hatte diese Nacht ihre Nachtwache gemacht! Leider hatte sie das alles alleine machen müssen, weil sie ihre einzige Schwester schon früh verloren hatte. Sie war am Anfang ihrer Schüler Zeit von einem Fuchs getötet worden, der in das Territorium des Laub Clans eingedrungen war. Aber trotzdem hatte die junge Kätzin viel Spaß in ihrer Schüler Zeit gehabt. Natürlich war es auch schwer gewesen, aber ihr Mentor  Eibenblatt hatte sie immer unterstützt.

In diesem Moment trat ihr ehemaliger Mentor aus dem Kriegerbau, streckte sich und trabte dann leichtfüßig auf die frisch ernannte Kriegerin zu. "Du kannst dich nun ausruhen und dir ein Nest im Krieger Bau suchen. Du hast es dir verdient." Er schnurrte und Nachtfrost seufzte erleichtert auf. Sie stand auf und streckte sich erstmal etwas. Dann trottete sie los in Richtung des Schüler Baus, bis ihr auf einmal wieder in den Sinn kam, dass sie ja nun im Krieger Bau lebte. Auch wenn ihr ehemaliger Mentor es eben gesagt hatte, hatte sie es schon wieder vergessen.

Sie machte kehrt und trottete dann in Richtung des Brombeergebüsches, das als Krieger Bau diente. Als die geschmeidige Kätzin sich gerade hinein schieben wollte, kam ihr Mondblüte, ihre Mutter, entgegen. "Nachtfrost!" Sie leckte Nachtfrost über den Kopf und schnurrte. "Meine Tochter...Zum Glück bist wenigstens du mir noch geblieben..." Mondblüte schien in Gedanken versunken, aber Nachtfrost war das dann doch etwas zu peinlich. "Mama! Ich bin kein Junges mehr, um das du dich sorgen musst oder das du putzen musst. Ich verstehe deine Sorgen ja, aber ich bin jetzt eine Kriegerin." Nachtfrost fügte noch nach kurzem überlegen sanft hinzu. "Außerdem wird mir das gleiche wie Sonnenpfote nicht passieren. Und wenn es doch passiert, dann kann ich Sonnenpfote wenigstens rächen. Ich bin nun eine Kriegerin und fertig ausgebildet. Damals waren wir erst seit ein paar Tagen Schüler und konnten uns noch nicht gut verteidigen." Sanft stupste Nachtfrost ihre Mutter an und schon sich dann an ihr vorbei in den Kriegerbau. "Du hast ja Recht..." Hörte die junge Kriegerin ihre Mutter noch flüstern, bevor diese sich weiter nach draußen schob und auf die Lichtung tappte.

Nachtfrost seufzte und wandte sich wieder dem Bau zu. Welches Nest konnte sie wohl nehmen? In den meisten Nestern lagen noch zusammen gerollte Fellbündel in allen Farben. Doch dann entdeckte sie ihre Freundin Schwalbenflug in der hinteren Ecke in ihrem Nest. Die beiden waren, als sie noch Schüler waren, unzertrennlich gewesen. Jedoch hatte Schwalbenflug nicht mehr so viel Zeit für sie gehabt, nachdem sie zur Kriegerin geworden war, weil sie die meiste Zeit auf Patrouillieren war. Aber sonst hatten die beiden jede freie Minute zusammen verbracht.

Sanft stupste die schwarze Kriegerin ihre Freundin an. Die hellbraune Kätzin schlug ihre Augen auf und grummelte. "Wer hat mich geweckt? Ich will noch weiter schlafen." "Ich bin's Schwalbenflug. Ich wollte dich nur fragen, ob du weißt, welches Nest ich nehmen kann . Danach kannst du meinet wegen weiter schlafen." "Nachtfrost?" Schwalbenflug sprang auf und schaute sich um. Als sie Nachtfrost erblickte, jaulte sie begeistert auf und warf sich auf die schwarze Kätzin die unter ihrem Gewicht weg kippte. "Ich bin so froh, dass du nun auch einen Kriegerin bist!" Die schwarze Kätzin konnte keine Antwort geben, da sie zu müde war und außerdem Fell im Maul hatte. "Oh Tschuldigung!" Schwalbenflug ging eilig von ihrer Freundin runter und tippte dann mit der Nase auf ein Nest neben ihr. "Du kannst dort schlafen. Das ist noch frei." Erleichtert ließ sich Nachtfrost im Nest nieder und rollte sich zusammen. Mit dem Gedanken, dass zum Glück nichts in der Nacht passiert war, schlief sie ein.

Seit Nachtfrosts Kriegerzeremonie waren nun mehrere Monde vergangen. Sie war jetzt schon seit mindestens 9 Monden Kriegerin und hatte auch bereits eine Schülerin namens Tulpenpfote. Sie hatte bereits ihre erste Beute gefangen und konnte schon relativ gut kämpfen. Der Laub Clan hatte in dieser Zeit ein paar Grenzkämpfe, aber es war nichts spektakuläres passiert.

Heute waren Nachtfrost und ihre Schülerin draußen, um weiter an Tulpenpfotes Jagdkünsten zu arbeiten.. “Nun Tulpenpfote, was kannst du riechen?" Tulpenpfote streckte ihre Nase in die Luft und schnupperte. "Mh... Eine Maus!" "Du hast Recht. Du weißt, was du tun musst." Tulpenpfote ließ sich in ein Jagdkauern fallen und verlagerte ihr Gewicht auf die Oberschenkel. Mit einem hohen und leisen Sprung landete Tulpenpfote auf der Maus und bevor diese ein Quieken von sich geben konnte, biss Tulpenpfote ihr ins Genick und tötete das kleine braune Tierchen. Sie erhob sich stolz und trottete mit der Maus im Maul auf Nachtfrost zu. "Gut gemacht! Vergrab sie dort unter dem Baum und komm dann mit." Tulpenpfote nickte, grub ein Loch unter dem genannte Baum, legte die Maus hinein und schaufelte dann wieder etwas Erde über sie.

Danach folgte sie Nachtfrost durchs Unterholz auf eine Lichtung. "Hier kann man meistens gut Vögel fangen. Sag mir, was du riechst." Nachdem Tulpenpfote erneut ihre Nase in die Luft gestreckt hatte, zuckte diese erschrocken zurück und presste sich auf den Boden. Nachtfrost schaute ihre Schülerin kurz verwirrt an, bis sie ihre Nase ebenfalls in die Luft reckte. "Fuchs! Überall Fuchs! Und er ist frisch!" Nachtfrost fuhr herum und fauchte mit angelegten Ohren. Sie schaute ruhelos über die ganze Lichtung, bis neben ihr das Gebüsch erzitterte und ein ausgewachsener Fuchsrüde aus dem Gebüsch sprang.

"Los lauf Tulpenpfote und hol Hilfe aus dem Lager!" Es schien, als wollte sie erst wiedersprechen, besann sich dann aber eines besseren und machte eine Kehrwende, um in Richtung des Lagers davon zu sprinten.

Nachtfrost knurrte den Fuchs an und sprang in einem hohen Satz auf ihn zu. Sie landete auf seinem Rücken und krallte sich mit den Vorderpfote an seinem Nackenfell fest, während sie mit ihren Hinterpfoten seinen Rücken zerkratzte. Sie versuchte, an seine Kehle zu kommen, aber der Fuchs wälzte sich und so musste sie von ihm runter springen um nicht unter ihm begraben zu werden. Danach sprang er in ihre Richtung, aber Nachtfrost konnte sich noch rechtzeitig zur Seite rollen, bevor er bei ihr ankam. In der Zeit, wo er aufkam, zerkratzte Nachtfrost die linke Seite des Fuchses komplett, sodass sein Fell in Fetzen herunter hing. Daraufhin knurrte er entrüstet und zielte mit seiner Pfote auf den Kopf von ihr. Sie sah die Pfote nicht schnell genug kommen und wurde so von ihr getroffen. Nachtfrost taumelte und fiel hin. Diesen Moment nutzte der Fuchs, packte sie am Nackenfell, schüttelte sie wild hin und her um sie dann an einen Baum zu schleudern. Nachtfrost blieb liegen, denn ihr wurde kurz schwarz vor Augen und sie schien eine große Wunde am Kopf zu haben, die beim Aufprall an den Baum, entstanden war. Als der Fuchs kam, rappelte sie sich auf und sprang im knurrend an, auch wenn ihre Sicht etwas geschwächt war, da sie Blut im Auge hatte. Die schwarze Kriegerin krallte sich auf seinem Rücken fest und biss in seine Kehle, solang, bis der Fuchs unter ihr zusammen sackte und seine Brust sich nicht mehr hob und senkte.

Sie hatte es geschafft. Der Fuchs war besiegt, ihre Clan Gefährten wieder sicher und sie hatte ihre Schwester gerächt.

Nachtfrost taumelte noch ein paar Meter vom toten Fuchs weg und brach dann zusammen. Sie spürte, dass ihr Ende nahte, da sie einfach zu viel Blut verloren hatte.

Auf einmal hörte sie im Gebüsch auf der anderen Seite der Lichtung etwas rascheln, aber sie hatte keine Kraft mehr, um nach zu schauen, was dort war. Doch kurz darauf folgte ein Aufschrei und eine hellbraune Kätzin kam über die Lichtung auf sie zu. "Nachtfrost! Nein... Bitte nicht..." Schwalbenflug hockte sich vor ihr hin und stupste ihre Freundin mit der Schnauze an. "Bitte! Wir bringen dich ins Lager und dort wirst du dann wieder gesund! Ich verspreche es!" Nachtfrost klappte unter großer Anstrengung ihre Augenlieder hoch und flüsterte. "Oh Schwalbenflug. Du weißt genau so wie ich, dass meine Zeit jetzt gekommen ist. Aber bitte höre mir zu. Ich möchte dich bitten, diesen Katzen das auszurichten, was ich dir jetzt sage: Sag Mondblüte und Streifenpelz, dass ich jetzt zusammen mit Sonnenpfote über sie vom Sternen Clan aus wachen werde. An Tulpenpfote richtest du bitte aus, dass ich immer stolz auf sie sein werde. Sie soll mir nicht nach trauern und ihr Leben weiter führen. Und auch dich, Schwalbenflug, bitte ich, mir nicht nach zu trauern. Außerdem werden wir uns bestimmt, hoffentlich in nicht allzu schneller Zeit, im Sternen Clan wieder sehen. Das ist mein letzter Wunsch."

Nachtfrost hörte noch schwach, wie andere Katzen zu den beiden stießen, bevor sie ihre Augen für immer schloss und ihr Herz ein letztes Mal in ihrer Brust schlug, bevor es für immer still stand.

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