Where It All Began...

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And I know it's long gone and that magic's not here no more
And I might be okay but I'm not fine at all...
- „All Too Well" by Taylor Swift

Der Schneefall war schwach. Überall liefen Menschen mit unförmigen Schneestiefeln durch die Gegend, die das kleine Bisschen Schnee, das sich nach letzter Nacht auf den Straßen Dortmunds angesammelt hatte, wieder zunichte machten.
Julian war bei seinen Turnschuhen geblieben. Es kümmerte ihn nicht, dass diese das gefrorene Wasser in keiner Weise davon abhielten seine Füße zu durchnässen. Es kümmerte ihn nicht mit eiskalten Füßen durch die Stadt zu laufen. Julian war all das egal. Ihm kam es übertrieben vor, den ersten Dezember schon wie den tiefen Winter zu behandeln, der zweifellos unmittelbar bevorstand. Er wollte die Gedanken an die kommende Kälte am liebsten so lange wie möglich verdrängen.

Es war nicht so, dass Julian den Winter nicht mochte.
Im Gegenteil, es hatte Zeiten gegeben, in denen Julian die Tage bis Weihnachten gezählt hatte. Zeiten in denen er im Winter glücklich gewesen war. Zwei Jahre zuvor um diese Zeit war er glücklicher gewesen, als er es je für möglich gehalten hatte.
Vielleicht war das der Grund.
Vielleicht hatte er zu viel Glück auf einmal gehabt und vielleicht war sein ganzes Glück jetzt aufgebraucht. Ganz einfach. Ganz natürlich.

Für Julian war das in Ordnung. Er konnte auch ohne Glück leben. Er hatte alles war er brauchte. Zwar nicht alles war er wollte, aber wer hatte das schon? Im Vergleich zu anderen ging es ihm ziemlich gut. Jedes Jahr in der Weihnachtszeit versuchte er sich das vor Augen zu führen. Immer und immer wieder. Er hatte eine schönes Zimmer in einer WG mit den besten Mitbewohnern, die er sich hätte wünschen können. Mit ihnen hatte er endlich Anschluss gefunden, nachdem er vor zwei Jahren völlig fremd in Dortmund gewesen war.
Er kam in der Uni gut zurecht und stand kurz vor seinem Bachelor. Außerdem besaß er eine Dauerkarte für das Stadion und konnte jedes Wochenende mit Marco die Spiele des BVB sehen.
Vielleicht war es also falsch zu glauben, dass er
überhaupt kein Glück in seinem Leben hatte. Vielleicht war es etwas anderes, das fehlte...

Inmitten all seiner Gedanken überholte ein Pärchen Julian auf dem vereisten Bürgersteig. Die Frau rannte etwas und kicherte, während ihr Freund sie spielerisch zu fangen versuchte. Julian beobachtete die beiden. Die dunklen Haare des Mannes weckten eine Erinnerung in ihm, die er sich nicht festzuhalten traute. Er wandte seinen Blick deshalb  zu der Frau. Sie war noch relativ jung. Ihr Gesicht wirkte kindlich und vermittelte einen naiven Eindruck. Sie trug viel zu dünne Klamotten unter denen sie mit Sicherheit fror und hohe Stiefel, deren Absätze bei Julian schon vom Zusehen Schwindel verursachten. Sie hatte augenscheinlich versucht möglichst erwachsen auszusehen und trotz ihrer Bemühungen reichte ein Blick in ihre großen braunen Augen und ihre Tarnung war dahin.

Julian kannte das, den Versuch verzweifelt jemand anderes sein zu wollen. Das endete immer gleich.
Er blickte zu dem Freund der Frau. Er würde ihr das Herz brechen. Julian konnte nicht sagen, woher er das so genau wusste, aber er war sich sicher, dass es genau so passieren würde. Noch bevor er weiter über die Zukunft der beiden Unbekannten philosophieren konnte, rutschte die Frau mit ihren hohen Absätzen auf dem vereisten Boden aus. Ein leiser Schrei entwich ihr, doch bevor sie fiel, war ihr Freund bei ihr und hielt sie fest.
Julian wandte den Blick sofort ab. Er wechselte die Straßenseite, um den verliebten Blick der Frau, mit dem sie ihren Freund jetzt ansah, nicht sehen zu müssen. Es machte Julian wütend. Warum musste die Beziehung der beiden, die hundertprozentig zum scheitern verurteilt war, so perfekt aussehen? Und warum machten der Schnee und die bescheuerte Weihnachtsbeleuchtung in der Einkaufsstraße das alles nur noch kitschiger?
In seiner Wut auf die beiden Fremden änderte Julian seinen Weg.
Er ließ die hell erleuchtete Straße und die vielen Menschen mit ihren albernen Schneestiefeln hinter sich und schlug stattdessen einen Weg ein, den er lange nicht mehr gegangen war.

Der Weg führte über eine kleine Brücke in einen etwas ruhigeren Stadtteil von Dortmund. Einen Stadtteil, mit dem Julian viele Erinnerungen verband. Zwei Jahre zuvor, kurz nach seinem Umzug, einer Zeit, in der sich so vieles für ihn verändert hatte, war er oft hier gewesen. Es war der Stadtteil, in dem er am Anfang gewohnt hatte. In einem hässlichen Studentenwohnheim, in dem Marco und er zwei winzige Zimmer nebeneinander und den Spaß ihres Lebens gehabt hatten.

Julian war damals von Bremen nach Dortmund gezogen, um hier mit seinem Jurastudium anzufangen. Hauptsächlich um seine Eltern zufrieden zu stellen. Dortmund war damals als Unistadt seine erste Wahl gewesen, obwohl weder die Universität Dortmunds noch die Stadt selbst sonderlich schön waren.
Damals war vor allem Fußball der Grund gewesen, der diese Stadt für Julian so besonders gemacht hatte. Für ihn und für Marco, seinen besten Freund aus Bremen.
Mittlerweile, nach unzähligen gemeinsamen Stadionbesuchen, hatte Fußball für Julian alles besondere verloren. Es war Alltag geworden. Normal. Jetzt hielt Julian etwas anderes in dieser Stadt. Er war mittlerweile ein Teil von ihr geworden. Unfähig je wieder an einem anderen Ort zu wohnen, weil sein Herz immer hier wohnen würde.
Weil er in Dortmund lieben gelernt hatte.
Zwei Jahre zuvor mit 18 Jahren und ohne jegliche Lebenserfahrung hatte Julian nichts von Liebe verstanden. Sie war ihm so fremd gewesen, wie sein neues Umfeld. Jetzt, zwei Jahre später war er nicht mehr so naiv.
Das erste Semester hatte damals im Oktober begonnen. Julian war allerdings bereits im September in sein neues Zuhause gezogen.
Und während er abseits aller Menschen durch die verschneiten Straßen ging und in der Ferne den Umriss sein altes Wohnheims erblickte, ließ er sich von den Erinnerungen einholen...

Ja also ich hab mich jetzt nach längerem dazu entschieden mal wieder etwas zu veröffentlichen. Aber bevor ich etwas zu dieser Geschichte sage, möchte ich erstmal sagen, dass ich auf jeden Fall meine andere Geschichte nicht vergessen habe und auch weiterschreiben werde. Ich habe nur in den letzten Monaten iwie einen Punkt erreicht, an dem ich mir nicht mehr sicher war, was ich mit der Geschichte machen möchte und das ist dann iwie zu einer Art Schreibblockade geworden. Deshalb dachte ich das es besser ist jetzt erstmal etwas ganz anderes zu machen auch weil ich das Schreiben echt vermisst hab.
Also zu dieser Geschichte:
Die Grundidee war es eig so eine Art Adventskalender zu machen. Ich plane so circa 12 Kapitel und würde dann versuchen jeden zweiten Tag ein Kapitel zu veröffentlichen, sodass die Geschichte dann Weihnachten fertig ist. Die Geschichte ist, wie man am Titel ja schon erkennt von dem Song „All too well" von Taylor Swift inspiriert also ich denke mal den kennt jeder.
Ansonsten wird die Geschichte denke ich auch wieder mal eher traurig und es werden ernste Themen angesprochen weil ich iwie auch keine glücklichen Storys schreiben kann haha
Ja das war's erstmal und viel Spaß beim Lesen🤍

PS: die Geschichte wird ab jetzt in der Vergangenheit spielen also zwei Jahre zuvor quasi

All Too Well ~ Bravertz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt