Feuer gegen Eis - Teil 2

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Lyth, welcher dieses Anliegen schwer auf der Seele lag, suchte nicht viel später das Polizeipräsidium auf, in welchem sie ihre Anzeige erstattet hatte. Nur beabsichtigte sie heute, sie zurückzuziehen.

Warum? Weil sie die Angst verfolgte, dass sich in einem Moment der Unachtsamkeit schlussendlich doch noch die Handschellen um Zacks Handgelenke schlossen. Das wünschte sie sich aber nicht länger. Auch hatte sie es satt, ständig über ihre Schulter zu blicken, wenn sie mit ihm rausging. Erst recht, da sie durchaus beabsichtigte, sich öfter mit ihm blicken zu lassen. Das hieß, wenn ihr der Wunsch gewährt wurde. Da konnte sie den dunklen Schatten, der sie verfolgte, nicht gebrauchen.

Also füllte sie mit Paragraphen versehene Papiere aus, die sie allesamt unterschrieb. Die Beamten, die sie lange genug ausgefragt und minutiös den Grund für das Zurückziehen ihrer Anzeige dokumentiert hatten, machten ihr wiederholt klar, dass sie unter denselben Voraussetzungen keine erneute aufgeben konnte. Nicht ohne eine neue Beweislage vorzulegen. Lyth verstand es durchaus und unterschrieb auch hierfür.

Sobald sie das Präsidium verließ, fühlte sie sich augenblicklich besser. Jetzt fühlte es sich durch und durch wie ein Neustart mit Zack an. Nur ihre Erkältung machte ihr zu schaffen, weshalb sie sich Zuhause noch ein bisschen aufs Ohr legte.

Doch der Moment kam zu schnell, sich für die Arbeit fertig zu machen und so sprang sie unter die Dusche, bevor sie ihren Weg zum Six foot deep antrat.

Leider kam ihr der Weg heute auch deutlich länger als die übliche Stunde vor. Der Wechsel zwischen Bus und Bahn nervte sie gewaltig, ebenso das Stück, das sie noch zu laufen hatte. Selbst mit Zack an ihrer Seite war es anstrengend, obwohl er es immerhin immer wieder schaffte, sie von ihrem brummenden Schädel abzulenken. Dabei sprach er nicht viel. Aber einfach zu wissen, dass er da war, genügte ihr schon.

Noch vor dem Losgehen hatte sich Lyth eine weitere Schmerztablette eingeworfen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die erste nichts bewirkt hatte, doch sobald sie ihre Arbeitsstelle erreichte, glaubte sie, sich ein bisschen besser zu fühlen.

Lyth wurde von einem geschäftigen Kollegen begrüßt, der sie herzlich Willkommen zurück hieß. Viel mehr Zeit hatte er aber nicht für sie, da er gleich weiterlief, um die Bestellung ein paar Teenager aufzunehmen.

Lyth begab sich in einen der hinteren Räume, die nur für Mitarbeiter vorgesehen waren, um sich ihrer Jacke und ihres Schals zu entledigen, bevor sie in Arbeitsuniform hinter die Bar getreten kam, wo sie ein anderer Kollege kurz drückte und sich dann den letzten Getränken widmete, ehe er seinen Feierabend einläutete.

Zack hatte sich derweil auf der Kundenseite niedergelassen, den Blick durch die Lokalität schweifend. Der Anblick amüsierte Lyth. Obwohl er nicht mehr als das tat, besaß er dennoch das Rampenlicht. War ihm das bewusst? Dass er keine Chance hatte, jemals in der Masse unterzugehen?

Natürlich war sein gutes Aussehen ein riesiger Faktor, aber auch seine Ausstrahlung war ungewöhnlich. Die meisten Weiber linsten so verstohlen wie nur möglich zu ihm herüber, so auch die Hälfte der Kerle.

Schon auf dem Weg hierher war es Lyth aufgefallen. Sie war eindeutig nicht die Einzige, die sich ihm nicht erwehren konnte.

„Irgendwelche speziellen Wünsche?", fragte sie ihn direkt, woraufhin er seine Aufmerksamkeit auf sie lenkte. Sie langte nach ein paar dreckigen Gläsern und begann, diese zu reinigen.

Zack schüttelte den Kopf, woraufhin sie sagte: „Dann mache ich dir einfach einen Drink." Lyth bereitete ein alkoholisches Getränk vor, das sie ihm wenig später vorsetzte. Fast hätte sie über seine Reaktion gelacht, weil er ewig daran roch und auch sehr zögerlich davon kostete. „Hast du noch nie einen Negroni probiert?", fragte sie grinsend.

Zwischen Himmel und Hölle [Neue Auflage]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt