1. Ins neue Leben geküsst

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Jetzt stehe hier vor dem Spiegel. Gehüllt im gefühlt schwersten aber auch traumhaftesten Kleid, welches ich mir je hätte vorstellen können. Mein Hochzeitskleid wurde maßgeschneidert und ist mit dutzenden unechten Diamanten besetzt. Für echte Diamanten hatten meine Eltern dann doch kein Geld, aber sie wollten es wenigstens teuer aussehen lassen. Mateo mein Verlobter, hätte mich auch in lumpen geheiratet, aber das ist einfach nicht der Stil vom Kapitol. Ich kenne Mateo jetzt schon seit einigen Jahren und ich würde ihm mein Leben anvertrauen. Seit dem Moment in dem er mir seine Liebe gestanden hat, wusste ich das ich mein ganzes restliches Leben mit ihm verbringen möchte.

Ich zuppel an meinem Kleid herum, wärend meine ankleide Helferrinnen mir die Schleppe richten. Eigentlich habe ich noch ein paar Stunden zeit bis zur Zeremonie aber meine Mutter hat dieses Fotoshooting für mich organisiert, welches ich eher als überflüssig empfinde. Am liebsten würde ich jetzt zu Mateo gehen um zu sehen wie seine Reaktion ist wenn er mich sieht. Allerdings würde meine Mutter das um keinen Umständen erlauben. Also sage ich einfach das ich auf Klo müsse und ich wegen des Rockes auch keine Hilfe brauche.

Ich trete in den Flur und blickte an das Ende welches zum Saal führt. Der Gedanke das ich in wenigen Stunden dort Heiraten werde, bereitet mir Herzklopfen. Bevor ich an Mateos Zimmertür klopfe, entscheide ich mich dafür einen Blick in den Saal zu werfen, der jetzt mit Deko beschmückt sein muss. Kurz vor der offenen Tür höre ich schon ein kiechern. Wahrscheinlich werden noch ein paar Vorbereitungen getroffen und die Leute scheinen Spaß dabei zu haben. Ich sehe den Saal jetzt zum ersten Mal in voller Pracht und ich staune nicht schlecht. Die Säulen die mit weißen Rosen benetzt sind und die Decke mit antiken Bildern lassen den kompletten Raum zum Leben erwecken.

»hihihi Mateo hör auf, du heiratest gleich. Oder hat meine Anwesenheit es dich vergessen lassen?« Ich drehe mich in Richtung der Stimme und sehe Mateo, der am Tresen von einer kleinen Bar über ein Mädchen gebäugt ist. »Glaub mir, nach der Hochzeit gilt meine Aufmerksamkeit nur noch dir.«
»Warum laufen wir nicht einfach weg? Nur du und ich. Dann können wir uns irgendwo ein kleines Leben aufbauen.«
»Das hört sich sehr verlockend an aber ihre Familie würde mich finden und höchstwahrscheinlich hinrichten lassen. Außerdem kann ich das Geld gut gebrauchen.«

Mir stockt der Atem. Ich kann einfach nicht glauben was ich sehe und schon garnicht diese Worte aus dem Mund meines Verlobten. Meine Augen füllen sich mit Tränen. Ich versuche so ruhig wie möglich zu bleiben aber ich merke wie die Wut in mir durchbrennt. Ich gehe also auf die beiden zu und mache mir nicht Mal die mühe dabei unauffällig zu sein. »Ich glaube das war's dann wohl mit deinem Anteil des Geldes.« höre ich das Mädchen sagen, das so unverschämt da steht mit ihren Blonden Locken und dem eng anliegenden rotem Kleid. Dann dreht Mateo sich auch endlich um und in seinem Blick bildet sich so etwas wie Scham. »Morgan ich wusste nicht das du...«

Aber er kommt nicht weiter, denn ich nehme mir eine Wiskey Flasche die in einem Korb auf dem Tresen steht und schleudere sie der blonden Tussi gegen den Kopf. Sie fällt bewusstlos zu Boden, was mich nicht im geringsten juckt. Ich nehme mir noch eine zweite Wiskey Flasche aus dem Korb und mein Blick trifft den von Mateo. »Morgan warte! Bevor du noch mehr unüberlegte Sachen machst, hör mir einmal kurz zu...« Aber ich beachte ihn nicht weiter und öffne die Flasche um ein paar ordentliche Schlucke daraus zu nehmen. »Ich denke nicht das ich die jenige bin die unüberlegte Sachen macht. Verdammt du kannst mich mal!!« schreie ich aus vollem Halz und bevor ich noch irgendwas von ihm hören muss, renne ich so schnell ich in diesem Kleid nur kann, zurück in den Flur. Ich höre noch wie meine Mutter mich ruft aber ich blende alles um mich herum aus und laufe am Haupteingang vorbei durch einen anderen Flur. Irgendwann komme ich an einem kleinen Hinterausgang an und trete hinaus.

Ich stehe in einer kleinen abgelegenen Gasse und halte immer noch die Wiskey Flasche in der Hand. Mein ganzes Leben hat sich gerade auf den Kopft gestellt. Ich habe das Gefühl nicht klar denken zu können. Keine Ahnung ob es an der Situation oder am Alkohol liegt aber bei einer Sache bin ich mir noch ziemlich im klaren. Ich muss aus diesem Kleid raus. Zum Glück kann man den Rock abnehmen. Darunter trage ich ein Zartrosa fabenes Tanzkleid, welches ich eigentlich zur Feier heute abend getragen hätte. Den schweren Rock stopfe ich in eine der großen Mülltonnen neben mir und fühle mich gefühlte fünf Kilo leichter.

 Den schweren Rock stopfe ich in eine der großen Mülltonnen neben mir und fühle mich gefühlte fünf Kilo leichter

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Ich verharrte noch eine Weile in dieser Gasse und trinke meine Flasche bis auf den letzten Tropfen aus. Dann komme ich auf den Entschluss einfach wegzulaufen bevor mich doch noch jemand hier findet. Es ist mir egal wohin mich meine wackeligen Beine führen, Hauptsache weg von hier.

Ich gehe durch verschiedene Straßen und Wohngebiete, bis ich nach einer guten halben Stunde an eine Hauptstraße komme. Für einen Moment starre ich die vorbeifahrenden Autos an und spiele mit dem Gedanken, dass es eigentlich keinen Interessiert, wenn ich mich jetzt vor eines werfen würde. Doch umso länger ich diese Straße an starre desto mehr sinkt das Interesse daran es zu tun. Dann gehe ich weiter die Hauptstraße entlang, an vielen teuren Geschäften vorbei. Die Lichter der Stadt verschwimmen langsam vor meinen Augen, so dass ich das Gefühl habe ich wäre in einer anderen Welt. Ich lasse meinen Blick wieder auf den Weg schweifen und nehme ein paar Meter vor mir, eine Person mit samt Kamerateam wahr.

Eigentlich sieht man solche Leute eher zu besonderen Anlässen wie z.B. zu den Hungerspielen. Das bedeutet das es sich hier um eine wichtige Person handeln muss. Mir fällt ein das so etwas immer in ganz Panem ausgestrahlt wird, und das meine Chance ist, es meinem Verlobten -jetzt ex Velobten- heimzuzahlen. Ich gehe also näher an das Geschehen heran und entdecke einen Blonden jungen Mann der ungefähr in meinem Alter ist. In dem Moment ist mir alles egal. Wahrscheinlich ist der Alkohol daran nicht ganz unschuldig. Aber ich verschwende keine Zeit mehr und tue es einfach. Ich küsse diesen fremden Jungen vor dem ganzen Land.

Meine Arme schlinge ich einfach um seinen Nacken und ziehen ihn so etwas näher an mich heran. Er lässt es über sich ergehen und erwidert schlussendlich den Kuss, was mich überrascht lächeln lässt. Ich habe kein Zweifel daran, dass Mateo das hier gerade sieht und er soll es sehen. Es soll sich für immer in sein Gehirn einbrennen und er soll die gleichen Schmerzen empfinden wie ich. Er soll Schuldgefühle haben. Ich lasse wieder von dem Typen ab, aber nur ein Stück, damit meine Arme immernoch auf seinen Schultern liegen. Ich schaue ihm in seine Eis blauen Augen und das Gefühl ihn zu kennen steigt in mir auf. Ich mustere sein Gesicht, was er mir gleich tut. Meine Sicht ist immernoch benebelt aber langsam dämmert es mir. Ich weiche einen Schritt zurück und blinzel ein paar Mal, bis ich mir zu Hundert Prozent sicher bin.

»Mr. Snow?!«

Snow Is Swirling Over My SkinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt