Prolog: Schatten der Vergangenheit

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Der Kampfplatz, auf dem Yuta Okkotsu und Suguru Geto sich einst gegenüberstanden, lag nun still und verlassen da. Das Mondlicht tauchte die Ruinen in ein gespenstisches Licht, und der Boden, durchzogen von den Narben der magischen Kräfte, erzählte stumm von der Heftigkeit des Kampfes.
In dieser Szenerie des Verfalls lag Geto, sein Körper erschöpft und gebrochen, ein trauriges Abbild des mächtigen Zauberers, der er einst war. Seine Augen, halb geschlossen, blickten ins Leere, als ob sie die Welt um ihn herum nicht mehr wahrnehmen könnten.
Gojo, stehend am Rande dieser Szene, war eine Statue der Nachdenklichkeit. Seine Augen, verborgen hinter der weißen Augenbinde, schienen dennoch jede Regung Getos zu erfassen. Die Luft um ihn herum vibrierte vor unausgesprochener Spannung, als er den ersten Schritt in Richtung seines alten Freundes machte.
Jeder Schritt widerhallte in den Trümmern des Kampfplatzes, während Gojo den Mann betrachtete, mit dem er einst Schulter an Schulter gegen Feinde gekämpft hatte. Die Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit an der Jujutsu-Hochschule, an die unzähligen Kämpfe, die sie Seite an Seite bestritten hatten, fluteten sein Bewusstsein.
Er kniete sich neben Geto nieder, dessen Atemzüge flach und ungleichmäßig waren. Getos Gesicht, einst voller Entschlossenheit und Stärke, war nun von Schmerz und Erschöpfung gezeichnet. "Suguru...", begann Gojo, seine Stimme ein Flüstern in der Stille der Nacht. "Wie konnte es nur so weit kommen?"
Für einen Moment glaubte Gojo, eine Regung in Getos Augen zu erkennen, ein schwaches Aufblitzen des Kampfgeistes, der ihn einst auszeichnete. Doch es verblasste schnell, zurückbleibend nur die tiefe Müdigkeit eines Mannes, der zu viel gesehen und erlebt hatte.
Gojo spürte den Druck der Erwartungen, die auf ihm lasteten. Die Jujutsu-Welt verlangte Gerechtigkeit, verlangte, dass er den Mann vor sich seinem Schicksal überließ. Aber in seinem Herzen wusste Gojo, dass er das nicht konnte. Nicht jetzt. Nicht so.
"Ich kann dich nicht sterben lassen, Suguru. Nicht nach allem, was wir geteilt haben", sagte Gojo, während er sanft eine Hand auf Getos Schulter legte. "Ich werde dir eine letzte Chance geben. Eine Chance auf Erlösung."
Mit diesen Worten hob Gojo Geto behutsam auf. Er war sich bewusst, dass er damit einen Pfad betrat, der kein Zurück mehr kannte. Ein Pfad, der ihn möglicherweise in Konflikt mit seinen eigenen Kollegen und der Jujutsu-Welt bringen würde.
Während sie den Kampfplatz verließen, warf Gojo einen letzten Blick zurück. Er wusste, dass dieser Moment ein Wendepunkt sein würde, nicht nur für ihn und Geto, sondern auch für die gesamte Jujutsu-Welt.

Als Gojo Geto von dem Kampfplatz trug, spürte er, wie die Last seiner Entscheidung schwer auf seinen Schultern lag. Die Nacht umhüllte sie, und die Stille war fast erdrückend. Getos Körper, in Gojos Armen, war ein stummer Zeuge der Zerstörung, die dieser Krieg angerichtet hatte.
Gojo wusste, dass diese Entscheidung nicht nur Geto, sondern auch sein eigenes Leben verändern würde. Er würde sich den Fragen und dem Urteil seiner Kollegen stellen müssen. Doch in diesem Moment war ihm das gleichgültig. Alles, was zählte, war der Mann in seinen Armen, der einst sein engster Freund gewesen war.
Während er durch die nächtlichen Straßen ging, erinnerte sich Gojo an die Tage ihrer Jugend, als alles einfacher schien. Sie hatten zusammen trainiert, gelacht und von einer Zukunft geträumt, in der sie gemeinsam die Jujutsu-Welt verändern würden. Doch diese Träume waren längst verblasst, ersetzt durch die harte Realität des Lebens und der unausweichlichen Konflikte.
Geto, der einst so lebhaft und charismatisch war, schien nun wie eine leere Hülle. Der Krieg, die Macht und der Verrat hatten ihren Tribut gefordert. Gojo fragte sich, ob es überhaupt möglich wäre, Geto zurückzuholen, ihn von dem Pfad abzubringen, den er eingeschlagen hatte.
In einem abgelegenen Versteck angekommen, legte Gojo Geto vorsichtig ab. Er wusste, dass er ihn hier vorerst verbergen musste, um ihn zu heilen und um Zeit zu gewinnen. Zeit, um zu entscheiden, wie es weitergehen sollte.

In den folgenden Tagen und Nächten wachte Gojo über Geto, behandelte seine Wunden und dachte über die kommenden Herausforderungen nach. Er erkannte, dass es nicht einfach sein würde, Geto zu retten. Es würde Geduld, Verständnis und vielleicht sogar ein Wunder benötigen.
Trotz allem hielt Gojo an der Hoffnung fest, dass er und Geto wieder auf einen gemeinsamen Weg finden könnten. Einen Weg, der sie vielleicht sogar näher zusammenbringen würde als je zuvor. In den stillen Momenten, in denen er Geto beobachtete, spürte Gojo eine Verbindung, die trotz aller Geschehnisse nie vollständig verloren gegangen war.
In diesen Momenten erlaubte sich Gojo, an eine Zukunft zu denken, in der Geto und er nicht als Feinde, sondern als Verbündete, vielleicht sogar als mehr, gegen die Ungerechtigkeiten der Jujutsu-Welt kämpfen würden. Eine Zukunft, in der ihre einstigen Träume vielleicht doch noch Wirklichkeit werden könnten.
Während Gojo so über die Zukunft nachdachte, begann in der Ferne der erste Schimmer des Morgengrauens den Himmel zu erleuchten. Ein neuer Tag brach an, und mit ihm die Möglichkeit eines Neuanfangs – für beide Männer.

Zwischen Schatten und ErlösungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt