Carla P.O.V.
Unglaubwürdig zieht er seine markanten Augenbrauen hoch. Grade als ich anfing zu glauben, irgendwas in seiner Präsenz hätte sich nach meiner Frage geändert, kam mir sein langsames, allbekanntes höhnisches Grinsen wieder zu Gesicht.
„Welches von meinen vielen Talenten meinst du?"
Wie mich dieses Macho-Getue nervt..
Dennoch erstaunt und neugierig halte ich den Moment aufrecht und bleibe stumm, damit er mit seiner Lobeshymne fortführen kann.
„Gut du kannst nicht wissen, wo meine Talente liegen... Vielleicht sollten wir das ja Mal ändern"
Ich fasse mich schnell wieder.
„War ja klar, dass du wieder mit sowas ankommst, anstatt dein anscheinend hochintelligentes Gehirn anzuschmeißen und dir damit diese Note selbst zu verdienen"
„Selbstverständlich spreche ich hierbei von meinen schlauen Genen, oder was dachtest du, Blondie?"
Bei diesem Spitznamen erschaudere ich. Das Spiel, so zu tun als sei nichts gewesen, konnte ich auch noch lange mitspielen. Aber dieser Spitzname... Warte mal- Fuck das ist jetzt ultra peinlich.
Wie rette ich mich denn jetzt hieraus?
Obwohl es mir doch eigentlich gleichgültig sein sollte...
„Achsoo - Du dachtest ich spreche von meinem ganz besonderen Talent! Macht mir nichts aus, dir auch diese Begabung zu zeigen, aber wir sollten erstmal auf der professionellen Seite bleiben, findest du nicht?" Er zwinkert mir zu.
Es klingelt und ich könnte nicht glücklicher darüber sein.
Unordentlich schmeiße ich leicht wütend alle Sachen in meinen Rucksack und begebe mich flüchtig ohne auch nur Tom noch eines Blickes zu würdigen, zu Jenny, um unsere gewohnheitsmäßige Pause zu beginnen. Sein Spiel kann und werde ich genauso gut mitspielen.
Doch als ich mich auf dem Hof umblicke, wartet sie nicht wie gewohnt allein beim Tor der Nachbarschule auf mich sondern hat Gesellschaft. Sie scheint ganz angetan von ihren Bio-Partner zu sein.
Kurz überlege ich, ob ich ihnen die Zweisamkeit gönnen soll, doch dann fällt mir ein, dass hier eigentlich niemand anderes ein verzweifeltes Gespräch über mein (Bio) Partner mit mir anfangen würde.
Also gehe ich dennoch entschlossen auf die Beiden zu.
Jenny begrüßt mich mit ihrem bekannten lächelnden Nicken. Ihr würde man auch in solch einer Situation nie anmerken, dass ich sie störe. „Na wie liefs bei dir ?"
Froh darüber, dass sie diese Frage stellte, fing ich gedanklich schon mal damit an meinen nächsten Temperamentsausbruch auszuholen.
Plötzlich schließt sich ein Arm um meine Schulter und ich zucke zusammen.
„Jetzt wäre doch der perfekte Zeitpunkt, um auf unser Gespräch von vorhin zurückzukommen, stimmts?"
Wieso taucht er wieder aus dem Nichts auf?
Dass er mir bei den Wörtern so nah kommt und mir praktisch in die Seele starrt passt mir fast gar nicht. Er hat die Sache letztes Jahr wohl vergessen. Mistkerl.
„,Ich passe."
„Also ich würde-"
Ein Standard Iphone Klingelton erklingt. Tom holt sein Handy aus seiner Hosentasche und seufzt kurz genervt auf.
Ich ,zu meinem Teil, glaube tatsächlich, dass mich der Himmel heute erhört hat, um mich zum 2.Mal vor Peinlicherem zu bewahren.
Er dreht sich leicht weg und beginnt sein
Telefonat.
Aufmerksam versuche ich seinem Gespräch zu
folgen.
Doch als ihm mein mehr oder weniger unauffälliges Lauschen auffällt, wechselt er auf einmal die Sprache.
Klingt Polnisch.. Will er etwa nicht, dass ich sein Gespräch mithöre? Wovor hat er bitte Angst? Als ob ich irgendetwas ausrichten könnte.
Vielleicht sollte ich anfangen Polnisch zu lernen.Mir fällt jetzt erst auf wie Jenny erstaunt zwischen uns Hin und Her guckt.
„Bro Julius ich geh, sag einfach mir gehts mies" sein Telefonat war offensichtlich ein Notfall?
„Wie wo willst du hin?" Mal wieder gewinnt meine Neugier über meinen Verstand.
„Nicht so wichtig, Hab was zu Erledigen"
Während er das sagt, schaut er auf den Boden.
Was verheimlicht er?
Julius räuspert sich
„Mhm Mach ich"
„Jo danke ich schuld dir was" Er wendet sich noch zu mir
„Wir schreiben später noch" und zwinkert mal
wieder.
Mir wird schlecht. Einfach mal mitspielen...
Ich rufe ihm noch ein
„Ganz sicher nicht- bild dir mal nichts ein ,du Idiot!" hinterher, doch er war wohl schon außer Reichweite. Vielleicht auch besser so.
Julius und Jenny schauen sich vielsagend an.
Irgendwie reizt mich das grade besonders.
„Was ist?"
„Wie lange läuft das schon mit euch beiden?" Jetzt rammt Jenny ihm ihren Ellenbogen in die Seite. Jedoch grinsen beide bis über die Ohren.
„Wie, was meint ihr?" Ich merke jedoch auch, wie meine Wangen anfangen immer mehr zu glühen.
„Na du und Tom, ist doch offensichtlich."
Unwillkürlich schüttelte ich mit den Kopf.
„Ich glaube ihr verwechselt uns mit euch" fällt mir nur dazu ein in der Hoffnung, damit raus aus der Nummer zu sein.
„Nachvollziehbarer Gedanke, aber lenk nicht vom Thema ab"
Jenny zieht die Augenbrauen hoch und riskiert einen flüchtigen Blick zu Julius, welcher erstmal anscheinend Gesagtes verdauen muss.
„Da läuft nichts und wird auch nichts passieren"
Gebe ich nun nur noch von mir. Ich lasse dabei aber aus, dass da vielleicht schon mal was gelaufen sein könnte.
Die Beiden sind gerade sowieso mehr mit sich und ihren Gefühlen zueinander beschäftigt.
Trotzdem fügt Jenny noch ein „Was sich liebt, das neckt sich hinzu" als wir uns wegen des wieder ertönendem Klingelns zurück auf den Weg ins Gebäude machten.
Ich kann nur meine Augen verdrehen, während wir dem Mathe-Unterricht zusteuerten.
Grade als ich mich auf meinen allbekannten Platz fallen lasse, um aus dem Fenster zu schauen, erscheint auf meinem Handy-Display eine neue Nachricht.Unbekannte Nummer schreibt...
Na, wer das wohl sein kann?
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Stay With Me
Teen FictionSeit Beginn der weiterführenden Schule geht die 16-Jährige Carla mit dem äußerst attraktiven Tom Waška in die selbe Klasse. Doch die temperamentvolle Griechin sieht in Tom nicht den heiß begehrten Jungen der Schule ,sondern viel mehr das, was er hin...