Kapitel 6

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Ein dichter Nebel behinderte Mondglanz' Sicht und sie irrte durch die dichten Bäume. //Schon wieder dieser komische Ort//
Die Bäume ragten in den Himmel und schienen kein Ende zu finden. Der Nebel lag unheimlich in der Luft und es roch nach unzähligen Katzen in der Nähe. "Was wollt ihr?", rief Mondglanz in den Wald, doch es kam keine Antwort. Eine ganze Weile irrte sie herum und jeder Ort sah gleich aus. Plötzlich erfasste sie das Geräusch eines Flusses, aber es klang merkwürdig. Nicht so, wie der Fluss in ihrem Territorium. Sie spähte zwischen den Bäumen hindurch und fand den Fluss. Das Wasser war dunkel und furchteinflößend. Eine Katze hockte am Ufer und sah Mondglanz direkt in die Augen. Es war wieder die orangefarbene Tigerkätzin, die Mondglanz schon öfter gesehen hatte. "Du schon wieder?"
Mondglanz erhob sich und legte den Kopf schief. "Was willst du-"
Die Kätzin preschte ohne Vorwarnung vor und griff Mondglanz mit ihren scharfen Krallen an. Mondglanz jaulte auf, als sie ihre Wange aufkratzte. "Lass niemals deine Deckung fallen!", knurrte die Katze, war aber wieder verschwunden. Mondglanz sah sich nach ihr um, doch die Stimme schien überall gleichzeitig zu sein. "Vertrau auf deine Instinkte und sei auf alles gefasst"
Nach den Worten der Kätzin, kam sie wieder angeprescht und knallte so doll gegen Mondglanz, das diese zu taumeln anfing und das Gleichgewicht verlor. So ging es mit den Angriffen weiter und Mondglanz steckte einen Kratzer nach dem anderen ein. "Fang doch endlich mal an auf meinen Rat zu hören", knurrte die Angreiferin und verpasste ihr noch einen Kratzer. Mondglanz konzentrierte ihr Gehör und bewegte ihre Ohren in jede Richtung. Doch auch wenn sie die Kätzin auf sich zukommen hörte, war sie noch immer nicht schnell genug um zu handeln. Sie musste noch ein paar weitere Schläge einstecken, bevor sie sich fassen konnte und sich voll und ganz auf ihre Verteidigung konzentrierte. Sie began damit sich nicht nur auf ihre Ohren, sondern auch ihre Nase zu verlassen. Als sie die Fremde wieder auf sich stürmen hörte, drehte sie sich so schnell sie konnte, hob eine Pfote und schlug die Kätzin kraftvoll zu Boden. Aber sie stand sofort wieder auf. Mondglanz ließ sich in Kampfposition fallen, Angst davor, dass sie erneut angreifen würde. Doch die Kätzin lächelte nur. "Naja nicht schlecht nehm ich an"
"Wer bist du?", knurrte Mondglanz. "Du hast den Kampf zwischen den SandClan beobachtet oder? Du warst das nicht wahr? Also wer bist du?"
Eine Stille überkam den Wald und es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, bis die Kätzin sprach. "Mein Name ist Dämmerstern. Merk ihn dir, wir werden uns wiedersehen"

Mondglanz schreckte auf als sich Unruhe über das Lager legte. Sie konnte Silberglanz riechen, die scheinbar vor kurzem von ihrer Suche nach Felsenmond zurückgekehrt war.
Rasch sprang Mondglanz auf die Pfoten, ihren komischen Traum bereits vergessen und schlüpfte aus dem Kriegerbau.
"Was ist los? Hat sie Felsenmond gefunden?", erkundigte sich Mondglanz bei Eulenschwinge, der grade an ihr vorbeilief.
"Wissen wir nicht. Sie möchte es direkt dem Clan berichten"
Mondglanz sah dem braunen Kater nach und trabte vorher zur Kinderstube um nach Abendpelz zu sehen. Sie erschrack, als der rote Pelz ihrer Schwester bereits aus dem Bau geschlichen kam. Sie zischte, als Zeichen, dass sie still sein sollte und deutete auf die schlafenden Jungen im Bau hinter ihr. Mondglanz nickte nur kurz und lief dann mit Abendpelz zum Hochfelsen, Pelz an Pelz.
"Ich habe irgendwie Angst", murmelte Mondglanz besorgt.
"Wovor? Bist du etwa ein Angsthase!", neckte Abendpelz sie liebevoll. Mondglanz konnte sich echt nicht erklären, wie Abendpelz so sorgenlos klingen konnte. Dabei konnte sie die Sorge ihrer Schwester ganz klar riechen.
Die beiden setzten sich dicht nebeneinander vor den Hochfelsen. Silberglanz saß bereits an der Spitze, Teufelstern direkt hinter ihr.
Als der Blick der Heilerin auf Mondglanz und Abendpelz traf zuckte Mondglanz zusammen und ihr Bauchgefühl began sich zu verschlimmern. Der rote Pelz ihres Vaters kämpfte sich nach vorne zu seinen Töchtern.
Er ließ sich neben Abendpelz nieder und sah nervös zu Silberglanz auf. Nachdem sich der Clan versammelt hatte und endlich Stille eingekehrt war, schien die Heilerin noch Probleme zu haben ihren Bericht anzufangen.
Sie musste ihren Blick von Mondglanz und Abendpelz lösen, bevor sie anfing.
"Ich habe den gesamten Wald nach Felsenmond abgesucht, aber als ich sie fand..."
Silberglanz stockte und die nächsten Worte ließen Mondglanz erstarren. "war es zu spät..."
Es fühlte sich an, als würde sich ihr Magen umdrehen oder als würde jemand ihr eine Kralle nach der anderen ausreißen.
"Ich würde gerne eine Patroullie zusammenstellen, die ihren Leichnahm zurück ins Lager trägt"
Mondglanz versank in ihren Gedanken und nahm ihre Außenwelt gar nicht mehr wahr. Feuerpelz hatte sich ganz dicht an sie und an Abendpelz gedrückt und auch er schien fürchterliche Schmerzen zu haben.
//Es war meine Schuld... Wäre ich bloß nicht mit auf diese Patroullie gekommen... Dann wäre sie gar nicht erst losgegangen um mich zu suchen!//
"Lasst mich durch!", knurrte Dornenschweif und kämpfte sich rasch zu Mondglanz, die ihre Augen weit aufgerissen zum Boden wandte.
Als der braun-schwarze Kater sie erreichte, drückte er sie fest an sich und leckte ihr mehrmals tröstend über die Stirn.
Langsam kehrte ihre Wahrnehmung zurück und Mondglanz sah die Patroullie, die das Lager verließ, um Felsenmonds Leichnahm zu holen. "Wieso nur... Das ist alles meine Schuld", murmelte Mondglanz vor sich hin und bohrte ihre Krallen in den Schneeboden. "Das stimmt nicht", flüsterte Dornenschweif ihr tröstend zu und drückte seine Wange an ihre.
Silberglanz sprang vom Hochfelsen herunter und tappte unsicher zu Mondglanz hinüber, wobei sie wohl zu überlegen schien, ob sie es wirklich tun sollte.
"Mondglanz das hier ist nicht deine Schuld. Du hättest nichts dagegen unternehmen können", meinte Silberglanz. "Ich hätte hierbleiben sollen! Dann wäre sie mir nicht hinterhergekommen! Tüpfelfell hatte recht, ich habe alle nur behindert und jetzt bin ich am Tod meiner eigenene Mutter Schuld!", schrie Mondglanz, wütend auf sich selbst und preschte wortlos davon. "Mondglanz!", rief Dornenschweif ihr nach.
Doch die junge Kriegerin hörte ihn vor lauter Emotionen nicht, während sie im Wald verschwand. //Das ist alles meine Schuld! Ich bin eine grauenhafte Tochter!//

Kurz vor Sonnenuntergang kam Mondglanz wieder ins Lager und sofort kam Dornenschweif angerannt. "Du bist zurück!", schnurrte er und drückte sich an sie.
Mondglanz seufzte und sah mit traurigen Augen auf den Leichnahm ihrer Mutter, der für die Totenwache bereit gemacht wurde.
Um sie herum saßen bereits Feuerpelz und Abendpelz. Ohne Worte gesellte sie sich zu ihnen und sah auf ihre Mutter hinab.
"Kommt wieder rein!", hörte sie Blütenfells Worte. Blutjunges und Blitzjunges kamen aus der Kinderstube gerannt, gefolgt von Waschbärjunges und Flammenjunges.
"Wir wollen auch Totenwache halten! Immerhin war sie unsere Großmutter", miaute Blutjunges entschlossen und setzte sich zwischen Abendpelz und Mondglanz.
"Aber-", wollte Abendpelz mit einem strengen Ton anfangen, doch Mondglanz unterbrach sie mit einem liebevollen Zischen. "Lass sie doch. Es war immerhin auch ihre Familie"
Abendpelz zögerte, gab dann allerdings nach und ließ ihre Jungen an der Totenwache teilnehmen.

Warrior Cats Verlorene HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt