Kapitel 1

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Ashs Sicht:

Oh man schon wieder eine verloreneMeisterschaft. Diesmal schmerzte die Niederlage allerdings nicht sosehr, wie der Gedanke daran, dass ich Gary nun für längere Zeitnicht mehr sehen würde. Gary. Mein ehemaliger Rivale, meinKindheitsfreund und eben auch der junge Mann, in den ich michverliebt habe. Anfangs konnte ich die Gefühle nicht ordnen, die ichempfand, als ich ihn sah aber jetzt bin ich mir dessen bewusst.Allerdings war es sinnlos, es ihn zu sagen. Immerhin würde er sichernicht dasselbe empfinden wie ich. Er war sehr beliebt in derFrauenwelt, also warum sollte er sich für mich interessieren. Warumdachte ich jetzt überhaupt an den Brünetten? Ich hatte schonlängere Zeit nichts mehr von ihm gehört. Das letzte Mal, dass ichihn gesehen habe war, als er mir mit Skorgla geholfen hat und sichdieses zu Skorgro weiterentwickelte. Ein Lächeln umspielte meineLippen und ich ging zu meinen Freunden.

Ein paar Tage später waren wir beiLucia, bei der wir uns ausruhten bevor Rocko und ich nach Kantozurückkehren würden.

„Ash ist bei dir alles in Ordnung? Duwirkst schon seit ein paar Tagen so in Gedanken?" fragte michRocko. „Ja, alles bestens" gab ich zurück und dachte schonwieder an Gary. Was dieser wohl gerade machte? Bestimmt steckte ergerade mitten in einer nächsten Forschungsarbeit. Er würde sichereinen guten Professor abgeben, da war ich mir sicher. Rocko riss michmit einer weiteren Fragen aus meinen Träumereien: „Es ist wegendes verlorenen Halbfinalkampfes, habe ich recht?" „Was? Nein.Klar schmerzt die Niederlage aber es ist wirklich alles in Ordnung.Wenn etwas ist, lasse ich es euch wissen. Ich würde nur gerne etwasalleine sein" ich drehte mich um und verschwand in den mirzugeteilten Gästezimmer. „Ok. Denke dran in zwei Stunden gibt esAbendessen" meinte Lucia noch und ich nickte ihr zum Verständniszu, bevor ich die Tür hinter mir schloss und mich aufs Bett fallenließ. Dort holte ich die beiden Pokeballhälften aus meinen Rucksackheraus und drehte diese in meiner Hand hin- und her. „Pika" meinPikachu legte seinen Kopf schief und sah mich fragend an. „AchKumpel du weißt, dass ich Gary ziemlich vermisse, nicht wahr" ichstreichelte meinen Starter am Kopf und es quietschte vergnügt auf.„Chuuuu" „Ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Sagen kannich es ihm nicht. Das würde unsere Freundschaft nur zerstören. Ichsollte ihn vergessen aber das kann ich auch nicht. Wenn ich nur denMut hätte, es ihm zu sagen" „Chu. Pika" „Weißt du Kumpelich hätte auch nie gedacht, dass es ausgerechnet Gary ist, in denich mich verlieben werde. Ich meine er ist mein Sandkastenfreund undach man" ich hörte auf, Pikachu zu kraulen und vergrub meinen Kopfin den Händen. Je mehr ich versuchte, ihn aus meinen Gedanken zuverbannen, umso mehr musste ich an ihn denken. „Pikachuuu" dasgelbe Mauspokemon stupste mich an und schmiegte sich an meine Wangen,wo bereits die ersten Tränen ihren Weg nach draußen gefundenhatten. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Malgeweint hatte aber es tat gut, die Tränen, die ich schon sounendlich lange zurückgehalten hatte, rauszulassen. „Pikachuuuu"stieß die gelbe Elektromaus aus und fuhr mit seiner Zunge über meinGesicht.

Es dauerte ein wenig, bis meine Tränenverebbt waren. Pikachu wich nicht eine Sekunde von meiner Seite undspendete mir Trost. „Ach Pikachu. Was soll ich nur machen? Soll iches ihm sagen? Oder mache ich mich damit vollkommen zum Deppen? Ichweiß einfach nicht, was ich machen soll" gab ich zu undstreichelte es am Kopf, was ihm sehr gefiel. „Pikachuuu" es legteseinen Kopf schief und schaute mich mit fragenden Blick an. „Ichweiß. Ich kann es mir doch selber auch nicht erklären Kumpel. Ichweiß nur, dass ich ihn nicht aus meinen Kopf kriege und es machtmich wahnsinnig" erklärte ich Pikachu und stand auf, um mich imBad ein wenig frisch zu machen. Ich wollte nicht, dass irgendjemandFragen stellte und noch weniger wollte ich, dass man meineTränenspüren sah. Denn das würde nur Fragen aufwerfen, auf die ichkeine Antwort geben wollte.

Einen Tag später:

Lucia begleitete Rocko und mich nochzum Hafen, bevor es Abschied nehmen hieß. Ich hob zum Abschied meineHand nach oben und Lucia schlug ein. Es war wie eine Art Ritualzwischen Lucia und mir geworden und irgendwie beruhigte mich dieseGeste ein wenig. Nichtsdestotrotz spürte ich dieses Gefühl derTrauer in mir aufkommen und ein Kloß bildete sich in meinen Hals.Ich musste mich sehr bemühen, nicht gleich hier am Hafen loszuheulenwie ein kleiner Junge. Hoffentlich würde der Abstand etwas bewirkenund mir helfen, Gary Eich zu vergessen.

(Un-)erwiderte GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt