9 | Gedanken

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Maxwell 

"Das ist nicht dein ernst, alter?" John aka Bonze MC sah mich genervt an. Mit mäßigen Erfolg versuchte ich seinen Blick seit mittlerweile drei lagen Minuten zu ignorieren. Der Mann mit den blonden Locken, der mir am Tisch gegenüber saß, riss sich für uns alle Tag täglich den Arsch auf und konnte nicht mal an einen einfachen Insta Post denken? Wie dumm musste man sein. Ich erwiderte nichts auf seine rhetorische Frage.

John starte mich regelrecht nieder. Ich schluckte. Hier ging es um Geld. Um viel Geld das er und die Jungs definitiv verdienten. So wie ich im Moment meinen Job machte, verdient ich nicht mal einen Cent von unseren einnahmen.

Ich merkte wie sich in meinem Kopf wieder ein leichtes Pochen breit machte wie in den letzten Wochen. Häufig, wenn es zu stressig war, waren die Kopfschmerzen so penetrant, dass ich sie nur dich Gras in den Griff bekam. Die Droge war in den letzten Wochen für mich unverzichtbar geworden, denn mit ihr hatte ich diese Kopfschmerzen nicht.

Ich wollte mich bei John entschuldigen doch ich wusste, das es nichts bringen würde. Er würde es mir nicht lange übel nehmen so wahr John nicht. Aber schnell vergessen war bei ihm auch nicht drin. Das nächste Mal würde er wahrscheinlich vor meiner Tür stehen und zugucken wie ich den Post für Insta online stellte nur um sicherzugehen.

Bei dem Gedanken zuckten meine Mundwinkel. Das Gesicht von dem Blonden mir gegenüber verdunkelte sich. Sofort sanken meine Mundwinkel wieder. "Was ist so lustig?" Er nahm, sein Handy in die Hand schaute mich aber weiterhin an. "Nichts."

Ich fühlte mich wie ein kleiner Junge der beim Fußballspielen ausersehen mit dem Ball gegen ein Fenster geschossen hatte und auf einen Tadel von einem Elternteil wartete. Das Gefühl gefiel mir überhaupt nicht. John entließ mich aus seinem Blick. Ich nahm mein Feuerzeug aus der Hosentasche und einen Joint und stand vom Tisch auf.

"Geh kurz eine rauchen." Jonas nickte nur und unterhielt sich weiter mit Raphael, der immer noch in Hamburg war. Ich war überrascht über die Länge seines Besuches, vor allem das er Frau und Kind mit nach Hamburg genommen hatte. Alex stand auf und verließ mit mir unser Studio und trat mit mir auf den dazugehörigen Balkon.

Schweigend zündete er sich seine Zigarette an während ich mir meinen Joint anmachte. Alex rauchte in letzter Zeit immer weniger Joints, wegen seiner Freundin Mayla, die obwohl sie in Amsterdam gewohnt hatte, nicht auf das Zeug stand. Schade eigentlich.

Genauso hatte es auch bei Jonas angefangen, als er mit Ruby zusammen gekommen war und jetzt rauchte er kaum noch, hielt sich mit Alkohol zurück und war meistens pünktlich um 18 Uhr zum Abendessen zurück vorausgesetzt er war nicht mit kochen dran. Raphael war nicht besser.

Und doch, obwohl ich das Verhalten meiner Freunde irgendwie lächerlich fand und manchmal die Zeit von früher vermisste war ich doch trotzdem manchmal eifersüchtig. Zum Beispiel, wenn ich heute: sie würden gleich nach Hause gehen und ihre Frauen schon auf sie warteten oder wie glücklich und zufrieden sie wirkten, wenn sie von zu Hause erzählten.

Dagegen war das einzige, was ich in meiner Wohnung abends vorfand, wenn ich ihn nicht schon mit im Studio hatte mein Hund Chapo. Ich liebte diesen Hund, doch er war nun mal kein Partner auf Augenhöhe, mit dem man sich unterhalten konnte. Trotzdem musste ich mir eingestehen, dass ich kein Typ für eine Beziehung war. Der Job, die Drogen, der Druck, das alles machte eine Beziehung unmöglich.

"Wie geht es Mayla?" Fragte ich in die Stille hinein. Mein bester Freund nahm einen Zug von seiner Zigarette, blies den Rauch durch die Nase aus und antwortete mir dann: "Sie will mich dazu überreden, dass wir zusammen nach Australien fliegen." Er wirkte nicht wirklich begeistert.

"Was ist daran so schlimm? Australien soll voll schön sein." Ich nahm ebenfalls ein Zug von meiner Droge. "Um ehrlich zu sein...Es würde halt für zwei Monate sein. Ich weiß nicht, ob ich so lange weg sein möchte."

"Dann siehst du richtig was von dem Land. Für mich hört sich das geil an. Und wir kommen auch die Zeit ohne dich aus. Mayla brauch doch bestimmt die Zeit für Recherche, oder? Schreibt sie an einem neuen Buch?" Gequält nickte Alex.

Alex und Mayla waren schon zwei Jahre zusammen. Damals als wir sie in Amsterdam besucht hatten, hatten sich die beiden ineinander verliebt. Damals hatte sie ein Buch über einen Rapper in einem romantischen Buch geschrieben und sich Inspirationen von Alex geholt, ohne seine Einwilligung. Das hatte zu einem Konflikt zwischen ihnen geführt, doch zum Glück war das schon lange vergessen. Dafür waren die beiden mehr als glücklich und Mayla eine Bestsellerautorin dank des Buches.

"Ja. Sie macht mich verrückt. Ich unterstützt sie aber sie lässt überall kleine Notizzettel liegen mit irgendwelchen einfallen für ihre Bücher. Und ständig ist sie in ihren Gedanken versunken. Ich schwör' dir, ich werde langsam eifersüchtig auf ihre Charaktere in ihrem Buch. Anscheinend nehmen die gerade mehr Platz ein als ich." Ich musste auflachen.

Mitfühlend klopfte ich Alex auf die Schulter und drückte danach meinen Joint aus. "Das tut mir leid, man." Alex drückte ebenfalls seine Zigarette aus. "Muss es nicht. Sie liebt es, wenn ich ihre sage, dass mich das eifersüchtig machte." Sein Blick sagte mir eindeutig, wie toll sie es fand. Ich grinste. "Dann tut es mir nicht leid."

Danach gingen wir wieder rein und arbeiteten an unseren Projekten weiter. Spät am Abend kam ich nach einer kurzen Runde mit Chapo wieder nach Hause. Ich stieg Etage für Etage hoch. Im dritten Stock angekommen, wurde ich etwas langsamer. Durch den Schlitz sah man das drinnen licht war. Sie war also zu Hause.

Es klickte und ihre Tür öffnete sich. Erst da fiel mir auf, dass ich auf ihre Tür gestarrt haben musste. So verwirrt wie ich mich in meinem Inneren fühlte, sah sie mich an. "Guten Abend Maxwell." Sie lächelte mich leicht an. Ihr Lächeln wirkte zögerlich, angespannt und nicht ganz echt. Ich musste schlucken. "Guten Abend Luana." Erwiderte ich wie so ein Vollidiot.

Sie hatte eine Mülltüte in der Hand. Langsam ging sie an mir vorbei und ohne was zu sagen, verschwand sie nach unten. Ich sah ihr kurz hinterher, bevor ich weiter die Treppen hochstieg. IN ihrer Wohnung an dem morgen war es eine schöne Illusion gewesen doch im Hier und Jetzt in diesem Treppenhaus wusste ich ganz genau, dass ich für so etwas nicht gemacht war und mich eher von ihr distanzieren musste, auch wenn sie ich unbedingt nochmal küssen wollte.

Someone to Stay | Maxwell FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt