Prolog

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Sie hatte ihren Vater und ihre Stiefmutter noch nie so glücklich gesehen wie jetzt gerade, als sie die Gäste begrüßten und diese baten, sich zunächst in das Gästebuch einzutragen, bevor sie sich einen Sitzplatz suchten.

Ria stand versteckt hinter der Gardine in Alex Büro und beobachtete die beiden und die Gäste im Park hinter dem Rudelhaus. Alles war festlich geschmückt. Überall standen große weiße Schalen mit bunten Frühlingsblumen. Über die verstreut stehenden Stehtische hatte man blütenweiße Hussen gezogen und mit blutroten Schleifen und roten Rosen geschmückt. Weiße Stühle standen im Halbkreis vor einem ebenfalls reich geschmückten länglichen Tisch. Es war alles vorbereitet.

Ralf, Ria's Vater, hatte einen eleganten dunkelblauen Anzug an und sah darin umwerfend aus. Er strahlte, und niemand sah ihm an, dass er Anzüge eigentlich überhaupt nicht mochte. Doch heute stand er da in der Rolle des Brautvaters, obwohl Kaira, die Braut, nur seine Stieftochter war. Neben ihm stand die Mutter der Braut, seine immer noch makellos schöne Frau Maschara. Das tiefrote Kleid ließ ihre blonden Haare wie Gold glänzen und ihre tiefblauen Augen leuchteten wie sorgsam geschliffene Saphire.

Was für ein schönes Paar, dachte sich Ria und seufzte.

Jetzt entdeckte sie Tom, den Bräutigam, der nun strahlend ebenfalls die Hände der ankommenden Gäste schüttelte.

Ria grinste. Sie kannte Tom mittlerweile ganz gut und konnte ihm ansehen, dass er ganz schön nervös war. Dabei sah er blendend aus. Er hatte sich seine dunkelblonden halblangen Haare abschneiden lassen und seinen Dreitagebart abrasiert. Schade, fand Ria. So sah er viel zu gesetzt aus. Aber Haare wuchsen ja wieder.

Kurz zuckte sie zusammen, als sich hinter ihr die Tür öffnete und gleich wieder schloss.

„Hier bist du", murmelte eine dunkle tiefe Stimme und schon legten sich starke Arme um ihre Taille und feuchte Lippen zupften an ihrem Ohrläppchen bevor sie langsam ihren Hals hinunter wanderten.

„Stopp", flüsterte Ria und unterdrückte die aufsteigende Erregung. „Du weißt was passiert, wenn du jetzt weitermachst?"

„Oh ja", seufzte Alex und hauchte ihr einen Kuss auf ihre Haare.

„Tom ist ganz schön nervös", wechselte Ria schnell das Thema.

„Und wie", bestätigte Alex und kicherte. „So habe ich ihn noch nie erlebt."

„Braucht er doch nicht", lächelte Ria, „Kaira wird garantiert nicht nein sagen."

„Und du?", fragte Alex vorsichtig und umarmte sie noch ein bisschen fester.

„Ich bin nicht die Braut", flüsterte Ria und lehnte sich an ihn.

„Jetzt nicht. Aber in zwei Monaten."

Ria drehte sich in Alex Armen und blickte ihn nun direkt an.

„Hätte ich eine Wahl?", fragte sie leise.

Sanft streichelte Alex ihre Wange und blickte sie prüfend an.

„Du hast immer eine Wahl", erwiderte er schließlich. „aber, wenn du nein sagst, würdest du mir das Herz brechen."

„Siehst du", flüsterte Ria und lächelte schelmisch, „ich habe also doch keine Wahl."

Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn sanft auf den Mund. Sogleich legten sich seine Arme um sie und sein Kuss wurde fordernder.

Nach einem kurzen Anklopfen öffnete sich die Tür und der Kopf eines Mannes erschien im Spalt zwischen Tür und Türrahmen.

„Also, die Braut wäre fertig", berichtete er mit spöttischer Stimme. „Und wie sieht es bei euch aus? Seid ihr auch fertig, oder soll ich euch entschuldigen und die Gäste noch etwas vertrösten?"

„Irgendwann stopfe ich ihm sein freches Mundwerk", knurrte Alex, ergriff Ria's Hand und gemeinsam folgten sie Chris. Die Hochzeitsfeier konnte beginnen.

Die Silmertal-Wölfe - der BlutwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt