„Immer in Formation bleiben! Harry über alles!", äffte ich gespielt ernst Moodys Kommandos nach als wir endlich wieder Boden unter den Füßen hatten.
Abrupt blieb Moody, der unsere Gruppe leitete, stehen und ich rannte noch immer mit ernstem Gesichtsausdruck fast in seinen breiten Rücken. Im ersten Moment dachte ich schon, er wollte mich jetzt endgültig in tausend kleine Stücke zerfetzen, vor allem jetzt da wirklich rein gar nichts auf dieser als so gefährlich angekündigten Mission passiert war. Doch stattdessen winkte er mich und Harry neben sich und drückte uns beiden je ein Stück vergilbtes Pergament in die Hand.
„Meine Kündigung? Hättest du mich nicht wenigstens darauf vorbereiten können?", schluchzte ich gespielt bestürzt und wirbelte empört mit dem Pergament vor seiner vernarbten Nase herum.
„Lies einfach und halt endlich mal deine Klappe, Y/N Figg", knurrte Moody - ganz klar, nicht zum Scherzen aufgelegt. Aber wann war der alte Miesepeter das schon einmal. Trotzdem tat ich wie mir geheißen und öffnete wie Harry artig das zusammengefaltete Blatt Papier. Das Hauptquartier des Phönixorden befindet sich am Grimmauldplatz Nummer 12, London.
Ich runzelte amüsiert die Stirn.
„Was ist der Phönixorden?", wollte Harry wissen, doch ehe ich zum Antworten ansetzen konnte, unterbrach mich erneut Moody.
„Nicht jetzt. Wenn wir drin sind."
Grob riss er mir das fleckige Pergament aus der Hand.
„Hey, das wollte ich als Souvenir behalten. Ich war noch nie Mitglied eines Superheldentrupps", protestierte ich lautstark, doch Moody ignorierte mich, griff nach Harrys Papier und ließ beide Stücke mit einem leichten Schwingen seines Zauberstabs in lodernde Flammen aufgehen. Ohne ein weiteres Wort, klopfte Moody zweimal kräftig mit seinem Gehstock auf dem steinernen Straßenboden der spärlich beleuchteten Straße, in der wir uns befanden.
„So eine Drama-Queen", zischte ich Harry belustigt zu, doch der blickte verwirrt auf die Häuserfront vor uns. Ich folgte seinem Blick und erblickte die Hausnummer 11 und 13. Von 12 war keine Spur.
„Scheint als hätte euer Hauptquartier Reißaus gemacht. Vielleicht nehmen euch ja die X-Men auf", verkündete ich schulterzuckend und schlug gleich darauf die Hände über den Kopf zusammen, „Moody und Wolverine. Ja, das würde passen. Besorgt Ihr mir dann ein Autogramm von Hugh Jackman?"
Keine Antwort.
„Konzentriert euch auf die Worte und seht noch einmal hin", ertönte plötzlich Remus Lupins sanfte Stimme von hinten. Widerwillig verdrehte ich die Augen und tat, was er mir riet. Das Hauptquartier des Phönixorden befindet sich am Grimmauldplatz Nummer 12, London. Plötzlich erschien zwischen Nummer 11 und 13 eine mitgenommene dunkle Holztür mit der Aufschrift Nummer 12 und umso länger ich hinsah, desto mehr schien sich die Häuserfront darum auszubreiten und die Muggelwohnungen rechts und links einfach wegzuschieben. Es erschienen eine Reihe schmieriger Fenster und plötzlich setzte sich Moody in Bewegung.
„Los kommt schon. Bewegung."
Der Trupp folgte ihm, allen voran der immer noch mit offenem Mund auf die Hausnummer 12 starrende Harry. Langsam ließ ich mich zurückfallen und blinzelte ebenfalls ungläubig auf die verschlissene schwarz lackierte Tür mit dem silbernen Schlangenknauf, der wir uns nun über die leere Straße näherten. Neben mir ging Lupin, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und angesichts meiner Ungläubigkeit und zeitweisen Sprachlosigkeit zufrieden lächelnd. Als wir die Tür schließlich erreichten, fand ich endlich meine Stimme wieder und flüsterte ihm verschwörerisch zu: „Das war echt verdammt cool. Aber sag das bloß nicht Moody."
Leise lachend drängelte sich Remus Lupin an mir vorbei, stupste zweimal energisch mit dem Zauberstab gegen die Haustür von Grimmauldplatz Nummer 12 und mit einigen geräuschvollen Klicken und Rascheln, als müssten sich erst einmal eine Unzahl an Schlössern und Ketten lösen, schwang sie schließlich nach innen auf. Als ich das Haus betrat, hatte Moody bereits die Gaslampen an den feuchten Wänden entfacht und humpelte mit Harry im Schlepptau den schmalen Gang entlang. An der Decke hing ein von Spinnenweben umwobener Kronleuchter, der aus einem anderen Jahrhundert zu stammen schien und ein Geruch aus muffigen Füßen und feuchter Erde stieg mir in die Nase. Während ich den anderen durch den Gang folgte starrten mich eine handvoll verrußter Poträts böse an. Ich streckte ihnen frech die Zunge heraus und erreichte schließlich den großen Empfangssaal, in dem Mrs. Weasley bereits in eine herzliche Umarmung mit Harry vertieft war.
„Sieht hier eher aus wie im Hauptquartier der bösen Handlanger des Bösewichts, die sich keine richtige Unterkunft leisten können", fügte ich an Tonks gewandt hinzu, während mein Blick halb belustigt halb angeekelt über eine Sammlung aus Schrumpfköpfen in einer Vitrine an der Wand wanderte. „Oh jetzt, hab ichs. Das ist dein Zuhause, Moody!"
Alistair Moody konnte sich ein leises krächzendes Lachen nicht verkneifen.
„Home sweet home", krächzte er und es schien, als sei all die Anspannung nach dieser geglückten Rettungsmission endlich von ihm abgefallen. Seine Freude schien sogar so weit zu gehen, dass er irgendwo in seinem verstaubten Hinterstübchen eine Prise Humor gefunden zu haben schien. Eigentlich war er gar kein so übler Mensch.
„Y/N", begrüßte mich nun Mrs. Weasley, da sie Harry zu genüge die muffige Luft zum Atmen abgedrückt hatte und schloss mich ebenfalls in die Arme, „Ich wusste nicht, dass du auch mitkommst. Aber das ist kein Problem, wir finden ein Zimmer für dich. Bei Gott, hier gibt es genug."
„Ich konnte Harry nicht alleine lassen", erwiderte ich erklärend, als sie sich hastig von mir löste, schlug lautstark die Hacken zusammen und salutierte in Richtung Moody, „Harry über alles! Immer in Formation bleiben!"
Der Rest der Zauber*innen lachte erleichtert auf, als werde ihnen erst jetzt klar, dass die Mission erfolgreich gewesen war. Eine Welle der Erleichterung schien durch die Reihen zu schwappen und die Gesichtsausdrücke jedes einzelnen lockerte sich.
„Ich konnte sier nicht davon abhalten, Molly", knurrte Moody wieder ganz der alte Stinkstiefel, „Ich bin sicher, er wartet schon. Keine Zeit für Y/Ns makabre Scherze. Sier ist sowieso viel zu gut drauf für meinen Geschmack." Er legte die Stirn in strenge Falten und wandte sich nach einem kurzen abschätzigen Seitenblick zu mir, fast schon gebieterisch den restlichen Wartenden zu. "Es liegt noch viel Arbeit vor uns." Wie gehorsame kleine Ameisen folgte ihm die Schar Zaubernde in einen Raum, der wie ein Essenssaal aussah.
„Man sieht sich, Leute. Immer schön stramm stehen", rief ich ihnen amüsiert hinterher und beobachtete lachend wie Harry, der ihnen folgen wollte, von Mrs. Weasley am Kragen zurück in die staubige Eingangshalle gezogen wurde.
„Harry, mein Lieber, ich zeige euch eure Zimmer. Essen gibt es erst nach der Versammlung." Mit diesen Worten stieg sie die Stufen hinauf, Harry noch immer an der Schulter gepackt, als ahnte sie genau, dass er sonst erneut Anstalten machen würde, den anderen hinterher zu rennen. Nach einigen gelangweilten Blicken in die nun leere Eingangshalle um mich herum, zuckte ich mit den Schultern und trottete den beiden hinterher.
Am Treppenabsatz blieb Mrs. Weasley vor einer der zahlreichen Türen stehen und verkündete: „Das ist dein Zimmer. Ron und Hermine müssten gerade da sein."
„Sei nicht zu hart zu ihnen, Harry. Wer weiß was Moody ihnen angedroht hat", rief ich ihm hinterher, als er in den Raum verschwand. Er hob als Antwort nur kurz die Hand. Ich zuckte mit den Schultern. Mal schauen, ob Hermine und Ron in einem Stück heute Abend zum Essen erscheinen. Gerade als Mrs Weasley den Gang weiter hinunter laufen wollte, um mir mein Zimmer zu zeigen, unterbrach ich sie mit einer lässigen Handgeste.
„Schon gut, Mrs. Weasley. Ich finde mich schon zurecht. Gehen Sie ruhig wieder nach unten. Und falls sie Hilfe beim Essen brauchen, sagen sie Bescheid."
Ohne auf eine Antwort ihrerseits zu warten, bog ich um die nächste Ecke ab und vernahm zufrieden, wie sie hastig die Treppen hinunter eilte. Jetzt begann der lustige Teil.
Wann hatte man schon mal die Chance ein Gruselhaus wie dieses auf eigene Faust zu erkunden? Wer weiß was ich finden würde? Einen Troll? Einen Drachen? Einen Hauselfen in der Unterwäsche seiner Herrin? Hier schien alles möglich.
Ein plötzlicher lauter Knall ließ mich zusammenzucken und ich wirbelte erschrocken herum. Bereit, alles zu bekämpfen. Sei es nun der Hauself in BH und Slip oder der Drache.
Fast schon enttäuscht ließ ich meinen Zauberstab zurück in die Hosentasche rutschen, als ich in der lautstark aufgeschlagenen Tür nur eine stämmige rothaarige Gestalt entdeckte.
„Nur ein weiterer Weasley", seufzte ich verdrossen und beäugte die muskulöse junge Person mit den Brandnarben am nackten Arm.
„Charlie Weasley, um genau zu sein", stellte diese sich breit grinsend vor und streckte mir die schwielige Hand entgegen. Ich schüttelte sie kraftvoll.
„Y/N Figg. In diesem Haus wimmelt es ja geradezu vor Weasleys. Ich hatte auf etwas Aufregenderes gehofft."
„Tut mir Leid, dich enttäuschen zu müssen. Was wäre dir denn lieber gewesen, Y/N?", Charlie grinste mich herausfordernd an und ließ die Hand wieder sinken.
Verträumt trat ich um ihn herum, spähte neugierig in sein dunkles Zimmer und entfernte mich dann rückwärts weiter in die Dunkelheit des unerforschten Ganges.
„Ich weiß auch nicht. Drachen, Vampire, Zombies. Irgendwas, was zu diesem Haus des Grauens passt." Er feixte mich frech an und ich fuhr nickend fort zu Sprechen. „Ja, zumindest ein kleines bisschen Nahtoderfahrung wäre ganz nett gewesen, stattdessen nur ein weiterer fröhlicher Weasley. Es ist zum Haare raufen."
Er lachte laut auf. Es war ein warmes dunkles Lachen - ungefähr so wie man sich das des Weihnachtsmanns vorstellte. Oder irgendeines anderen fülligen bärtigen Mannes deiner Wahl.
„Ich verstehe, warum meine Brüder und Moody dich so mögen."
„Oh, ja, Moody ist mein größter Fan. Werd ihn kaum los. Zu schade, dass er nicht mehr - pardon, noch nie - in Hogwarts unterrichtet hat. Wir könnten so viel Spaß zusammen haben."
Ein weiteres tiefes Lachen.
„Nun, denn, Y/N Figg, ich muss mich entschuldigen. Die anderen warten unten sicher schon auf mich."
„Nur zu, Husch, husch, mein Junge. Grüß Moody von mir und erzähl mir heute Abend, ob sein Glasauge danach vor Wut aus dem Kopf gesprungen ist."
„Viel Glück auf deinem Abenteuer."
Ich salutierte ihm lachend zum Abschied und Charlie Weasley verschwand leise vor sich hinkichernd um die Ecke.
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Schattenspiele im Mondschein
ФанфикDisclaimer: Diese Fanfiction ist auf deutsch verfasst und versucht so genderneutral wie möglich zu formulieren, damit sich jede Identität angesprochen fühlt :) Protagonist*in ist Y/N (your name, setz einfach deinen Namen ein). Ich nutze das Pronomen...