Akiras Sicht
»Wir sehen uns heute Abend. Schreib, wenn was ist«, verabschiedete ich mich von meinem Zwillingsbruder, der sich an diesem Tag mit einem Schulkameraden namens Marius treffen wollte.
Ihr Treffpunkt war der Vertretungsplan, wo sich unsere Wege für diesen Nachmittag trennten.
»Ja. Im Notfall melde ich mich. Bis heute Abend«, erwiderte er die Verabschiedung, woraufhin ich mich mit Viola und Nick zusammen auf den Weg zum Bus machte.Mir war nicht ganz wohl dabei ihn alleine gehen zu lassen, da ich wusste, was für eine Schwierigkeit dieses Treffen mit sich brachte. Der Vater dieses Marius ist im medizinischen Bereich tätig, was Luke stresste. Leider konnte ich ihn nicht begleiten. Er musste alleine dadurch.
Um mich abzulenken, redete ich ein wenig mit Viola. An der Bushaltestelle entdeckte ich zufälligerweise Luke und Marius. Mussten die etwa auch mit diesem Bus fahren? Wenn ja, wieso hab ich Marius noch nie in unserem Bus wahrgenommen?
Luke bemerkte meinen Blick und erwiderte diesen.»Bitte lass diesen Tag für ihn ohne große Zwischenfalle oder Panikattacken verlaufen«, hoffte ich und verlagerte mein Gewicht von dem einen Bein aufs andere.
Der Bus kam und wir setzten uns wie immer in einen der Vierersitze. Marius und Luke verzogen sich in die Mitte vom Bus. Sehen konnte ich sie nicht mehr.
Die Fahrt verlief wie immer.
An der Haltestelle Nähe Zuhause stieg ich aus.Es war seltsam ohne Luke heim zu laufen und auch alleine anzukommen.
Wie immer an kurzen Tagen gab es zur Mittagszeit etwas Kleines zu essen. Für mich war das Toast mit Käse. Ganz einfach.
Nach dem Essen ging es an die Hausaufgaben. Was erledigt war, war erledigt.»Donnerstag Vokabeltest. Och ne«, stöhnte ich beim Blick auf die aufgeschriebenen Hausaufgaben.
Alles beschweren nutzte nichts. So kamen die zu Lernenden Vokabeln auch nicht in meinen Kopf. Wäre ja auch zu einfach gewesen.Wohl oder übel musste ich sie auf den alt bewährten Weg lernen. Abschreiben und auswendig lernen. Dabei vergaß ich nach dem Vokabeltest zwar die Hälfte wieder, bis ich diese Vokabeln wirklich mal nutzen musste, aber was soll’s.
Mitten beim Lernen klopfte es an meiner Tür. Somit war ich nicht mehr alleine im Haus.
»Ja?«, sagte ich zu der Person vor der Tür, die daraufhin reinkam. Ich drehte mich um und sah Mom.Ich hatte mich mit ihr noch nicht ausgesprochen, weshalb ich über ihr Auftauchen in meinem Zimmer nicht erfreut war.
»Können wir reden?«, fragte sie und zuppelte an ihren mintgrünen T Shirt herum.
»Worüber willst du reden?«, wollte ich wissen und verschränkte die Arme.
»Mir ist aufgefallen, dass du mir aus dem Weg gehst und auch Gespräche mit mir vermeidest. Bist du immer noch sauer auf mich wegen der Sache bei Lukes erstem Kontrolltermin?«
»Die "Sache"? Du meinst wohl, dass du ohne unser Wissen versucht hast für Luke und mich irgend so einen Psychologen oder so ranzuholen«, konkretisierte ich es.
»Du stellst das so hin, als würde ich euch damit was Schlimmes antun«
Ein leichtes Auflachen konnte ich mir nicht verkneifen. »Besser wäre es gewesen, wenn wir gemeinsam darüber gesprochen hatten. Ich mag es nicht ins kalte Wasser geworfen zu werden«
»Dass man mit dir über Lukes Angst und Maßnahmen diesbezüglich nicht in Ruhe reden kann, hast du mir bereits am Tag von Lukes OP bewiesen.«»Wenn es um Luke geht, bin ich nun mal vorsichtiger«, stellte ich für sie klar.
»Das ist aber nicht gut. Du kannst ihn nicht immer beschützen. Besonders nicht, wenn es um seine Angst geht. Er muss die Erfahrungen machen, sonst wird es nie besser«, meinte sie.
»Natürlich wird es auch so besser oder wie willst du mir erklären, dass er mit Jules mittlerweile besser klarkommt und auch, dass er beim gestrigen Kontrolltermin mit Fädenziehen keine Panikattacke bekommen hat?«, zeigte ich die Fortschritte von Luke auf, die sie nicht zu sehen schien.
»Ja. Das ist Fortschritt, aber das sind Dinge, die selbstverständlich sind. Irgendwann steht die OP zum Entfernen des Metalls in seinem Arm an und die sollte er ohne Panik hinter sich bringen können. Dafür muss der Fortschritt aber deutlicher sein«
»Das weiß sogar ich, dass Fortschritt Zeit braucht. Du kannst das nicht erzwingen!«
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WKM - Angst vor Ihnen (Bonuskapitel)
RandomDieses Buch beinhaltet Bonuskapitel für die Hauptgeschichte WKM - Angst vor Ihnen. In diesem Buch werdet ihr ein paar Situationen aus alternativen Perspektiven lesen können.