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Leise schleiche ich mich mit meinen schwarzen Highheels, meiner Clutch und meiner Lederjacke in der Hand aus dem Schlafzimmer des Typen, den ich am Abend zuvor auf einem Måneskin- Konzert aufgerissen habe. Ich muss schnell hier weg!, ist mein einziger Gedanke und so schlüpfe ich so leise wie es geht aus dem Zimmer und haste die Treppe hinunter- mein nächster Weg führt mich aus dem Haus und direkt ins Taxi, was bereits auf mich wartet. Sobald ich sitze und angeschnallt bin, atme ich erleichtert aus und lasse mich entspannt ins schwarze Leder sinken. Mein Puls, der auf 180 ist, sinkt mit der Zeit und ich schreibe meinem Mitbewohner, dass ich in gut 20 Minuten Zuhause bin. Kurz darauf bekomme ich einen Daumen hoch zugeschickt und ich sehe aus dem Fenster- die Straßen ziehen so an mir vorbei.

,,Okay Mel, du musst mir alles erzählen!" Marko zieht mich so ungeduldig in die Wohnung, dass ich fast auf meine Füße lande. Er lacht und zieht mich nun sanfter ins Wohnzimmer, wo der Esstisch mit einem leichten Kater-Frühstück für mich und mit einem ausgiebigen Frühstück für sich selbst gedeckt ist. ,,Setz dich und wir frühstücken erstmal, bevor du mir von letzter Nacht erzählst!" Ich sehe ihn dankbar an und nehme erstmal einen Schluck von meinem Lieblingstee- Roibusch Karamell.

Die Dusche nach dem Frühstück ist eine perfekte Ausrede für mich, um mich vor den Fragensturm zu retten, der mich heute noch erwarten soll. Marko ist extrem neugierig. Dennoch liebe ich ihn und ich kann ihn zu 100 % vertrauen- er ist mein Fels in der Brandung.
Eine gute halbe Stunde später sitze ich aber in meiner ausgebeulten, schwarzen Jogginghose und einem Flanellhemd, was ich mir in der Männerabteilung einer großen Modekette mal gekauft habe, auf der Couch und schlürfe an meinem zweiten Tee. Marko setzt sich mir gegenüber und taxiert mich mit einem neugierigen Blick aus seinen braunen Knopfaugen. ,,Also? Jetzt erzähl mal! Wie war das Konzert? Wer war der Kerl, der dich davon abgehalten hat, nach Hause zu kommen? Wie groß ist sein? Ist er gut im Bett?" Er war nie der Typ, der Sachen subtil anspricht, sondern eher direkt und ehrlich. Ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus und ich erzähle erst vom tollen Konzert, von der Atmosphäre, die dort herrschte. Ich erzählte auch vom Damianos Crowdsourcing Surfing und wie die Menge ihn getragen hat. Besonders der weibliche Part der Gäste hat es genossen. Auch ich habe ihn kurz berühren können, nur bin ich nicht der Typ Frau, der deswegen gleich in Ohnmacht fällt. Dennoch finde ich ihn und seine Musik toll.

Marko wird immer ungeduldiger und knufft mich in die Nase. ,,Du weichst mir aus! Erzähl mir von der Nacht!" Ja, die Nacht, die daraufhin gefolgt ist. ich sehe in meinen Tee, spiele mit dem Beutel und schmunzle vor mich hin. Das Gefühl starker Hände, die nach ein paar Drinks um mich liegen und mich an einem stählernen Körper drücken, jagen mir einen angenehmen Schauer über den Rücken. Warme weiche Lippen mit piksenden Bartstoppeln spüre ich genau jetzt auf meinen und fahre mit meinen Fingerspitzen sanft über sie, um mich zu versichern, dass das Gefühl real ist. Seine Zunge fährt in meinen Mund und umschlingt meine in einen sanften und leidenschaftlichen Tanz. Wir wissen beide, dass wir diese Nacht gemeinsam verbringen. ,,Lass uns zu mir gehen...", nuscheln seine Lippen an meinen , und seine Hand zieht meinen Pferdeschwanz sanft nach hinten. Vor mir steht ein großer Mann mit dunklem braunen Haar. Sein Gesicht ist markant und seine Zähne blitzen perfekt strahlend weiß zwischen ebenso perfekten Lippen, die von einem extrem sexy aussehenden Drei Tage-Bart umrahmt sind. Seine Augen strahlen in einem intensiven und sanftem blau, die durch seinem dunkelblauen Hemd betont sind. Das Hemd hat drei offene Knöpfe, sodass man etwas Brusthaar erkennen kann. Ich bin wie gebannt von seinem intensiven Blick und hauche lediglich ein kaum verständliches ,,Ja.". Er lächelt und nimmt meine Hand. So verlassen wir die Bar, die wir nach dem Konzert aufgesucht haben. Verantwortungsbewusst hat er uns ein Taxi bestellt. Sobald wir losfahren, fangen wir wieder an zu knutschen und durch den Alkohol bin ich mutiger und fahre mit einer Hand in seinen Ausschnitt. ,,Du gehst ja ran, gefällt mir!", raunt seine tiefe Stimme mir zu und unsere Augen treffen sich. Ich lege einen Finger auf seine Lippen. ,,Heute wird nicht mehr geredet!", antworte ich und lege meine Lippen wieder auf seine, um ihn zu verstummen.

Marko sieht mich wie gebannt an und schweigt. Immer noch lächelnd nehme ich einen Schluck von meinem Tee. Er räuspert sich und knufft mich jetzt in die Seite. ,,Die Geschichte war bis jetzt ja schon heiß, aber du lässt ein paar wichtige Details aus!" Mein bester Freund schmollt. Ich zwinkere ihm zu und lege einen Finger an meine Lippen- Eine Lady schweigt und genießt. So heißt es doch, oder?

Der Gentleman in Blau und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt