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Seit dieser ereignisreichen Nacht ist eine ganze Woche vergangen und ich bin auf meiner Arbeit in einem kleinen, süßen Café. Heute ist ein hektischer Tag- Ich liebe es.Und so laufe ich schnellen Schrittes zwischen den Plätzen und bediene die Gäste, wische die Tische  und kassiere die Bestellungen ab. Die Gespräche der Gäste drehen sich um das letzte Fußballspiel des Sohnes, die Schwangerschaft der ältesten Tochter oder über andere Ereignisse, wie dass der Partner immer noch seine dreckigen Socken und Boxershorts neben dem Wäschekorb fallen lässt. Ich muss innerlich grinsen, da ich weiß, dass ich diese Probleme Gott sei Dank nicht habe. Marko und ich achten beide gleichermaßen auf einen sauberen Haushalt, also muss ich mich nicht rumärgern, dass er nicht die Spülmaschine ausräumt oder sonstiges im Haushalt missachtet. Wir sind das perfekte Dreamteam.

„Mel, machst du mir bitte einen großen Milchkaffee und einen Bagel Lachs fertig?", fragt meine Kollegin mich, als ich gerade wieder hinterm Tresen erscheine. „Kommt sofort!" Fix wandert das Latex über meine Hände, das Brotmesser quer durch den Bagel und in knapp einer Minute ist der Bagel fertig und der Milchkaffee in Vorbereitung. „Du bist ein Schatz! Bringst du ihn mir vielleicht gleich an den Tisch Nr. 2?" Ich schüttele schmunzelnd den Kopf. So kenne ich meine Kollegin. „Geht klar, Stef!", antworte ich und bereite mein Tablett vor, was ich nehme und mich kurz rückwärts vom Tresen entferne, die Klapptür öffne ich mit meinem Hintern. Und gerade beim umdrehen passiert es.

Ein Fluchen ertönt im selben Moment, als das Tablett gegen ein Hindernis stößt- Der Bagel fällt zu Boden, samt Geschirr und Glas- der Milchkaffee ergießt sich über einen muskulösen Oberkörper, was von einem hellblauen Hemd bedeckt wird. Dadurch liegt das Hemd nun eng an und man sieht deutlich das Sixpack und mir stockt kurz der Atem, ehe ich mich sammeln kann und ein kaum hörbares „Ich bitte um Verzeihung...", vor mich hin murmele. Doch im selben Moment höre ich ein tiefes, freundliches Lachen. „Das kann doch mal passieren." Die Stimme kommt mir gleich bekannt vor und so schießt mir die Schamesröte ins Gesicht, als ich ihn sehe. Er grinst mich breit an und reicht mir seine Hand. Erst jetzt merke ich, dass ich noch immer auf meinen Knien bin. Beschämt greift meine Hand nach seiner und ich lasse mir hoch helfen.

Stef kommt mit einem Geschirrhandtuch zu uns und ich nehme es ihr schnell aus der Hand, als sie gerade versuchen will, seine Brust abzutupfen. Ich gucke sie an und schüttele den Kopf. Sie versteht und zieht sich zurück. Ich reiche ihm das Handtuch und er bedankt sich mit einem Lächeln, dann wischt er sich den Kaffee vom Körper.
„Es tut mir wirklich unfassbar leid! Ich hoffe, dass ich Sie nicht verbrannt habe!" Wieder lacht er. „Nein, alles gut!" Er lacht. „Aber ich glaube mein Milchkaffee wollte unbedingt schwimmen gehen und mein Bagel mit Lachs und Frischkäse hat beschlossen, ein kleines Bad zu nehmen. Wer sagt schon nein zu einem Spa-Tag im Café?" Jetzt muss auch ich lachen. „Ich könnte Ihnen ein Shirt geben. Damit Sie sich nicht...erkälten..." Er sieht mich an. „Waren wir nicht bereits beim Du angelangt?", er zwinkert mir zu. Ich räuspere mich schnell. „Ich hole Ihnen schnell eines...warten Sie hier..."

Hinten bei den Spinden der Mitarbeiter angekommen muss ich erstmal tief ein und aus atmen. Ich lege eine Hand auf meine Brust. Mein Herz schlägt wie ein Kolibri mit seinen Flügeln. Na toll Mel! Du bist ja eh sehr tollpatschig, aber natürlich stößt du gleich mit dem Mann zusammen, mit dem du was hattest. Typisch!, schimpfe ich mich aus und seufze. Dann nehme ich ein T Shirt in XXL, was ich als Größe bei seinen Muskeln vermute und gehe an einer mich frech angrinsenden Stef vorbei zu ihm rüber. Ihr Blick sagt: Du musst mir gleich alles erzählen!
Mir bleibt auch nichts erspart. Erst der neugierige Marko und nun auch Stef!

„Ich hoffe, dass es Ihnen passt.", ich reiche ihm das Shirt. Es ist ein Arbeitsshirt, aber zum Übergang sollte es reichen. „Vielen Dank, Mel!", er greift nach dem Shirt und unsere Finger berühren sich. Ein Stromschlag jagt durch meinen Körper und meine Hand zuckt etwas zu schnell zurück. Er grinst nur kurz und verschwindet in Richtung Herrentoilette.

„Mel, hilfst du mir mal bitte? Ich brauche zwei Kisten Espresso!", höre ich ihre Stimme. Okay, auf ins nächste Fragengewitter! Ich zwinge mich zu einem Lächeln und gehe nach hinten.

Hinten wartet sie bereits auf mich und verschränkt ihre Arme vor der Brust. „War das der Typ, den du nach dem Konzert aufgerissen hast?" Ich schweige und sie klatscht in die Hände. „Ertappt! Na, wie war's? Ich will alles wissen!"
Ich schweige kurz und überlege was ich ihr sagen kann und was nicht. Ich teile eigentlich ungern heiße Details aus meinem Privatleben.

Ich fing an nochmal vom Konzert zu erzählen und beschrieb die dröhnende Musik von Måneskin, wie sie mich in ihren Bann zog und die Texte von "I wanna be your Slave" mein Blut in Wallung brachte. Dass der atemberaubend aussehende große, muskulöse Mann mit den blauen Augen und dunkelbraunem Haar einen gewissen Teil zur Reaktion meines Körpers beigetragen hat, verrate ich mal nicht- sie muss schließlich nicht alles wissen.

Später komme ich zu dem Abend in der Bar, wo wir uns nach ein paar Drinks das erste Mal geküsst und wie seine starken Arme meinen Körper an seinen gepresst und wie unsere Zungen mit einander gespielt haben. Auch die Taxifahrt zu ihm nach Hause beschreibe ich ihr kurz und lasse lediglich die Details weg, die nur ihn und mich etwas angehen.

Ich erzähle ihr schließlich wie wir küssend in sein Schlafzimmer gegangen sind und uns dabei die Kleidung abgestreift haben. Wie jede seiner Berührungen mir eine Gänsehaut über den Rücken gejagt haben und ich beschreibe ihr noch das Feuerwerk der Gefühle, die mich in dieser Nacht verrückt gemacht haben.

„Und schließlich am Morgen darauf habe ich mich aus seinem Haus geschlichen und bin nach Hause gefahren!", ich zucke nur noch mit den Schultern. Wir nehmen einen Karton Espresso mit nach Vorne.

„Ich wollte gerade nach dir rufen." Er empfängt mich wieder mit seinem perfekten Lächeln und Stef nimmt mir mit einem verschwörerischem Lächeln den Karton aus den Händen. „Ich mach das schon!", wispert sie mir zu. Ich nicke kurz und widme mich dann meinem speziellen Gast zu. Das T- Shirt mit unserem Firmenlogo steht ihm ausgezeichnet und es betont ebenfalls wie das Hemd seine muskulöse Brust. Ich muss leicht schlucken. Reiß dich zusammen, Herr Gott nochmal!, ermahne ich mich. „Gut, das Shirt scheint Ihnen zu passen. Kann ich Ihnen vielleicht einen neuen Bagel und Milchkaffee bringen? Auf Kosten des Hauses, versteht sich!" Er hebt seine Hand und lehnt dankend ab. „Nein, ich muss leider wieder los. Aber ich wollte dir was da lassen. Und dich fragen, ob ich dich zum Essen einladen darf?" Ich kaue unbewusst auf meiner Unterlippe herum und denke nach. Das ist keine gute Idee. Ihr hattet eine Nacht zusammen und du bist gerade nicht auf eine Beziehung aus. „Ähm, ich weiß nicht Recht..." Er sieht mich verständnisvoll an und reicht mir einen Geldschein. „Ein kleines Trinkgeld wegen dem Shirt!" So verabschiedet er sich von mir und verschwindet aus dem Café. Ich sehe ihm nur verdattert nach und gehe wieder an die Arbeit.

Der Gentleman in Blau und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt