Alte Freunde

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Klyfia

Septimus fühlte sich wie benebelt. Er konnte nicht denken und stand kurz vor einer Ohnmacht.

Der Tentakel stieß in Sekundenschnelle auf ihn zu. In seiner Verzweiflung schoss Septimus ein Feuerzauber durch den Kopf. Das war die einzige Möglichkeit mit dem Leben davon zu kommen! Er versuchte sich zusammen zu reißen, er hatte nur eine Chance.

Brennend heißes Wasser schoss aus seinen Händen und traf das Wesen unten in der Finsternis mit voller Wucht.

Augenblicklich verschwanden alle Tentakel in der Tiefe und das Drachenboot schien wieder an die Oberfläche zu treiben. Septimus sah es auf sich zu kommen, merkte noch wie er auf die Holzplanken auflag und dann hüllte ihn Dunkelheit ein.

"Septimus, wach auf!"

Septimus schlug die Augen auf. Sein Kopf dröhnte und seine Lunge fühlte sich an als wäre er kilometerweit gerannt. Er stöhnte und schloss die Augen wieder. Irgendjemand gab ihm eine Ohrfeige.

"412! Aufwachen!"

Septimus öffnete seine Augen wieder und erkannte nun die Gestalt, die sich über ihn beugte.

"Marwick!"

"Ja, ich bins, du Vollidiot. Hast mir einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Auf einmal kommt dieses Drachenboot hier vorbei und brüllt die ganzen Maschen zusammen und du liegst nur wie ein Toter da! Kannst du mir mal erklären was passiert ist? Solltest du nicht schon längst wieder in der Burg sein?"

Septimus richtete sich auf und erkannte das Schlafzimmer der Hüterhütte.

"Wo ist das Drachenboot?"

"Draußen. Es war unzähmbar und hat erst Ruhe gegeben, als ich ihm zum hundertsten Mal gesagt habe, dass du atmest!"

"Oh.", meinte Septimus nur.

"Wie oh? Du denkst dabei nur, dass diese Aktion ein bischen daneben ging, aber was ist mit mir? Du glaubst du kriegst hier Unterschlupf und mit meinen Nerven bin ich am Ende! Zuerst ein brüllendes Drachenboot und ich denke wir werden angegriffen, dann bist du scheintot, ich krieg mich selber kaum ein und dann macht dieses Drachenboot noch zustätzlich Stress und du sagst nur "Oh" dazu!"

"Oh.", entgegnete Septimus erneut.

"Ja, oh!", meinte Marwick und holte einmal tief Luft. "T'schuldigung", murmelte er dann.

"Nein mir tut's auch Leid", meinte Septimus. "Wirklich."

Die beiden saßen schweigend da. Dann stand Marwick auf und fragte:

"Willst du ein Glas Wasser? Du musst durstig sein."

"Ja, bitte.", antwortete Septimus.

Als Marwick wieder kam, saß Septimus mit verschränkten Beinen auf dem Bett. Gierig trank er aus dem Glas, das Marwick ihm gereicht hatte. Dieser wartete geduldig, bis Septimus ausgetrunken hatte, dann meinte er: "So. Und jetzt erzähl! Was ist passiert?"

Und Septimus erzählte ihm von seiner Reise. Als er geendet hatte, starrte Marwick ihn an.

"Und was glaubst du, hat dich da angegriffen?"

"Ich weiß es nicht, aber es hatte riesige Tentakel, fast wie ein Kraken!"

"Muss ja ein riesiges Vieh gewesen sein."

Septimus fing unwillkürlich an zu lachen. "Ja, das muss es wohl!"

Die beiden lachten sich kurz an, dann meinte Marwick ernst: "Die Anderen müssen sich Sorgen machen."

"Stimmt!", meinte Septimus und machte Anstalten aufzustehen.

"Ich muss sofort zurück in die Burg!"

"Nein, nein, nein! Du bleibst schön hier! Erstens bist du noch nicht ganz gesund, Zweitens bist du immer noch leichenblass und zitterst wie verrückt und Drittens lasse ich dich unter keinen Umständen jetzt aus dem Haus! Ein Sturm zieht auf!"

Marwick sprang plötzlich auf und hastete zur Tür."Gib mir ein/ zwei Sekunden und ich bin wieder da. Muss nur das Drachenboot fest verankern und mit Planen abdecken!", dann rannte er zur Tür hinaus.

Septimus stand auf und beobachtete Marwick vom Fenster aus. Dann blickte er Richtung Himmel und sah die schwere Wolkendecke. Er würde heute wohl wirklich nicht mehr weiter können.


"Aufstehen, Schlafmütze!", lachte ihn ein gut gelaunter Marwick an.

Septimus wusste nicht mehr, wann er eingeschlafen war, aber er schien due Nacht durchgeschlafen zu haben, denn als er aus dem Fenster blickte, sah er die Sonne über den Marschen aufgehen.

"Der Sturm ist vorbei, das Drachenboot unversehrt und es ist ein wundervoller Tag für eine Reise! Komm frühstücken!"

Die beiden aßen schweigen, doch Marwicks gute Laune schien erhalten zu bleiben.

"Wieso so gut gelaunt?", platzte Septimus heraus.

"Ach nichts!", meinte Marwick und stopfte sich schnell ein ganzes Brötchen in den Mund, sodass ihm weitere Fragen erspart blieben.

Als die beiden ihr Frühstück beendet hatten stellten sie die Teller beiseite um hinaus zu gehen.

Sie befreiten das Drachenboot aus dem Gewirr aus Planen und Seilen, in das es gehüllt war und dann meinte Marwick: "Warte kurz, bin gleich wieder da." und verschwand mit diesen Worten in Richtung Hüterhütte.

Septimus blieb beim Drachenboot und streichelte ihm die Nüstern um es ruhig zu halten. Er konnte seine Aufregung, angesichts des bevorstehenden Aufbruchs, spüren.

"Hallo", sagte da eine Stimme hinter ihm. Abrupt drehte Septimus sich um.

Dort stand ein junges Mädchen mit langen, blonden Haaren und veilchenblauen Augen. Sie war recht hübsch, schoss es Septimus durch den Kopf.

"Weißt du wo Wolfsjunge ist?", fragte sie.

Septimus musste sich ein verwundertes Lächeln verkneifen. Dass dieses Mädchen Marwicks anderen Namen kannte verwirrte und amüsierte ihn zugleich. "Er ist zur Hütte gegangen."

"Okay, danke! Hübsches Boot.", meinte sie mit einen fröhlichen Lächeln und verschwand ohne ein Wort der Erklärung in Richtung Hütte. Septimus beobachtete wie sie an der Tür angelangte und Marwick hinaus trat und die beiden sich umarmten. Er lächelte während die beiden ein paar Worte wechselten. Schließlich verschwand das Mädchen in der Hütte.

Septimus wartete auf seinen Freund, der jetzt den Hügel hinunter kam und als die beiden nur noch eine geringe Entfernung trennte grinste er ihn an.

"Du hast Besuch!", rief er Marwick zu. Dieser errötete auf der Stelle.

"Marlen ist eine Freundin.", sagte er.

"Marlen?", fragte Septimus amüsiert. Nun kannte er den Grund für Marwicks außerordentlich gute Laune an diesem Morgen.

"Scheinbar kennt auch sie dich gut, Wolfsjunge..."

Daraufhin errötete Marwick noch mehr.

"Das hat überhaupt nichts zu bedeuten!"

Septimus winkte lachend ab und Marwicks Blick wurde wieder ernst.

"Bereit zur Abreise? Hier, ich habe Proviant eingepackt.", mit diesen Worten reichte er Septimus ein Bündel.

Die beiden verabschiedeten sich voneinander und als das Drachenboot abhob blieb Marwick winkend stehen, aber schon bald sah Septimus ihn davoneilen.

Jedenfalls ist er in guten Händen..., dachte er und musste kurz an Rose denken. Bald würde auch er wieder zu Hause sein.

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Ein weiteres Kapitel geht zu Ende und wie immer Hoffe ich, dass es euch gefallen hat.

Bis zum nächsten Kapitel.

Eure Sonehri

Septimus Heap (8) - AyreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt