Mafiosi, Ratten und andere Annehmlichkeiten

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Kennt ihr dieses Gefühl, wenn alles an eurem Körper sich anfühlt, als wäre eine Dampfwalze drübergefahren? Ja? Genauso hat das alles angefangen. Ich lag auf irgendwas unbequem Harten und es war stockdunkel. Auch, als ich meine Augen geöffnet hatte. Zu mehr war ich nicht in der Lage. Um mich rum nur Dunkelheit, tiefschwarz und undurchdringlich. Bis plötzlich aus dem Nichts eine kalte Hand, mein Handgelenk packte. Klingt gruselig? War es auch! Ich schrie auf und bekam sofort eine Ohrfeige von der zweiten Hand. Nein, ich habe immer noch nichts gesehen, aber ich spürte immer noch die Klammer um meinen Arm. Ich kann denken, stellt euch vor! "Halt den Mund und komm!", zischte eine Stimme, die ebenso dunkel war, wie alles um mich rum. Der Typ(eindeutig ein Typ) sprach mit so einem fiesen Akzent, den man eher in Mafiafilmen oder so erwartete.                                                Und das wusste ich auch, liebe Kinder: Mit Drogenbossen(oder so) spielt man kein Fußball. "Lass mich los!", giftete ich zurück. Der sollte sich bloß nicht einbilden, mir Angst machen zu können. "Mach erstmal das Licht an, dann..." ZACK! Die 2. Ohrfeige war deutlich heftiger gewesen. "Ach, jetzt auch noch frech werden, nachdem wir dich sowieso schon suchen mussten? Mach keine Zicken, Miensche, dafür steht zu viel auf dem Spiel!" er riss mich am Arm auf die Beine oder jedenfalls war das seine Absicht gewesen, glaube ich. Aber, ich hab ja schon gesagt: Dampfwalze. Ich fiel also unsanft von der Steinmauer(ich glaube, dass es eine war) und kämpfte erst einmal gegen eine Welle der Übelkeit. Vielleicht war der andere überrascht, jedenfalls gelang es mir, ihm meine Hand zu entreißen. "Nix da Mietze!", keuchte ich. "Such dir einen anderen, du Spaßvogel." Aber mir war noch was ganz anderes eingefallen: Wo war ich hier? Zu meiner Verteidigung: Ich war noch nicht so ganz wach und ich war gerade von einem Meter Höhe zu Boden gerissen worden, sodass mir im wahrsten Sinne des Wortes zum Kotzen war. Das beunruhigende war: Ich hatte nicht die leiseste Ahnung! Ich richtete mich gaaanz langsam auf bis ich auf die Knie gekommen war, um weiterzudenken. So eine Lücke war nicht gut! Also ich bin Jack... Und weiter? Scheiße! Ich erinnerte mich genauso viel, wie ich sehen konnte! Okay, keine Panik... Nochmal von - "Ich habe dir gesagt-" Achja, der Mafiatyp. Den hätte ich fast vergessen... Sage ich jetzt. Aber in dem Moment war es einfach: Doch PANIK!!! "WAS WILLST DU?", brüllte ich ihn an. Meine Stimme klang komisch, so gar nicht wie meine. "VERSCHWINDE!", quietschte ich. "LASS MICH-" Wieder seine kalte Hand. Diesmal hielt er mir den Mund zu. "Klappe!", befahl er scharf. Er klang wieder gefasster, aber immer noch genervt von mir. "Komm jetzt, Miensche!" Dann verschwand seine Hand. "Garantiert nicht!", entwischte es mir, bevor ich nachdenken konnte, aber die erwartete Ohrfeige blieb aus(meine Wange brannte auch so schon fürchterlich genug). Alles blieb still. Seltsam. Aber vielleicht hatte er ja aufgegeben. Obwohl das selbst für mich unwahrscheinlich klang. Der Typ hatte nicht wie einer gewirkt, den eine Absage abschrecken würde. Misstrauisch versuchte ich, etwas zu sehen, aber die Dunkelheit schien dadurch nur noch undurchdringlicher zu werden. Es raschelte hinter mir und ich drehte mich um. Irgendwer oder irgendetwas schien auf mich zuzukommen. Da raschelte es auch der anderen Seite. Etwas etwa halb so groß wie mein Unterarm huschte über meinen Schoß. Ich schrie auf und schoss in die Höhe. Ich hasste Ratten. Was Schlimmeres konnte man mir nicht antun. Zitternd umschlang ich meinen Körper mit den Armen und versuchte, meinen Verstand zu aktivieren, als ich ein leises Lachen hörte. Nur eine Handbreit von meinem Ohr entfernt. „Na? Bist du jetzt überzeugt?", raunte mein „Freund" durch die Finsternis. Meine Angst verwandelte sich schlagartig in kochende Wut. Ich wirbelte herum und schlug in die Richtung, aus der seine Stimme gekommen war. Doch ich erwischte ihn nicht. Da war nix. „Großartige Reflexe, das muss man dir lassen.", erklang seine Stimme, aus der ich echte Anerkennung heraushören konnte, wieder von hinten. Langsam wurde er mir unheimlich. „Wie machst du das?", fragte ich ihn misstrauisch aber auch ein wenig neugierig. „Das ist doch nicht mehr normal. Wieder dieses leise Lachen. Spöttisch und wissend zugleich. Und wieder aus einer anderen Richtung. „Du weißt ja gar nicht, wie recht du hast.", raunte der Fremde. Etwas an seinem Tonfall jagte einen Schauer über meinen Rücken. „Lass das!", zischte ich. In der Hoffnung, dass meine Stimme so fest klang, wie ich es beabsichtigte. „In Orrrdnung.", stimmte der andere mir zu, während sich sein Akzent wieder bemerkbar machte. „Keine Tricks mehr. Kommst du jetzt?" Es klang eher nach einem Befehl als einer Frage. Und das gefiel mir gar nicht. Komische Mafiatypen, die nachts herumschlichen und sich so zielsicher bewegten, hatten mir überhaupt nix zu sagen... Da raschelte es wieder. Ratten, schoss es mir durch den Sinn. Panisch machte ich einen Satz rückwärts und stieß mir prompt das Knie. Ein Fluch entfuhr mir unbeabsichtigt. Aber ich wollte hier weg. Auf der Stelle! „Komm!", befahl mir Mr. Unheimlich(ich hatte ihn für eine halbe Sekunde schon wieder vergessen gehabt), schnappte meine Hand und zog mich hinter sich her. Diesmal wehrte ich mich nicht, sondern folgte ihm widerstandslos. Bloß weg von diesem Ort. Im Dauerlauf rannten wir durch die Dunkelheit. Rechts, links, rechts, scharf links und wieder links. Mir war schleierhaft, wie der Typ, der mich durch die Nacht führte, den Weg fand ohne Lampe. Ich sah noch nicht einmal meine Hand, wenn ich sie mir vors Gesicht hielt. Aber er rannte unbeirrt weiter. „Wohin?", keuchte ich außer Atem, aber er zog mich weiter ohne zu antworten. Ich rang nach Luft, folgte ihm aber an seine Hand geklammert. Hätte er mich losgelassen, wäre ich wahrscheinlich völlig untergegangen. Ich konnte jetzt schon nicht mehr sagen, aus welcher Richtung wir gekommen waren. Und dann hörte ich noch andere Geräusche. Zu unseren Schritten mischten sich plötzlich weitere. Jemand rannte plötzlich neben uns her. Aufgebrachte Schreie erklangen hinter uns. Ich sah aus dem Augenwinkel Lichter aufblitzen und hörte jemanden scharfe Befehle erteilen. Wieder bogen wir ein paar Mal scharf nach rechts und links ab. Ich bewunderte insgeheim die Ausdauer meines Führers. Er schnaufte noch nicht einmal ansatzweise. Im Gegensatz zu mir. Der Unbekannte Dritte blieb die ganze Zeit über an unsere Seite. Wir rannten bis ich das Gefühl hatte, mein Brustkorb würde gleich platzen. Als Mr. Ich-bin-der-Boss abrupt stehenblieb, rannte ich voll in ihn rein. Ich hörte, wie er tief einatmete. Wahrscheinlich, um loszupoltern, doch eine fremde Stimme unterbrach ihn alarmiert. „Nicht jetzt! Mach auf!", zischte sie. Ich fragte mich noch, was sie gemeint haben könnte und ob das der geheimnisvolle Dritte gewesen war, als mich jemand ruppig vorwärtsstieß. „Los, mach schon!" Wieder die fremde Stimme. „Was machen?", fauchte ich zurück. Die Lichter unserer Verfolger kamen immer näher und das Geschrei wurde mit jeder Sekunde lauter. Das machte mich nervös, aber sie waren noch zu weit weg, als dass ich was hätte sehen können. „Steig ein!", drängte jetzt auch mein „Freund" mit dem Akzent. Einsteigen? Ich hatte keine Ahnung, was die von mir wollten. Die Verfolger kamen näher. „Jetzt mach schon!" Ich konnte die Anspannung in seiner Stimme hören. Wieder ein Knuff. Das reichte. „ICH SEH NIX, VERDAMMTE SCHEIßE!", fauchte ich. Sofort wurde mit einem gepressten „Sorry" ein Lämpchen vor mir angeknipst. Jetzt erst sah ich die Stufen direkt vor mir. Ohne nachzudenken stieg ich ein und ließ mich in den Sitz fallen. Nur eine Millisekunde später startete das Gefährt und schoss fast senkrecht in die Höhe. Ich wurde in den Sitz gepresst und schrie um mein Leben. Erst als die Fahrt wieder sanft in die Waagerechte ging, hatte ich wirklich Gelegenheit, zu realisieren, wo ich war und was hier gerade passierte. Vor mir lag ein Schaltpult mit Knöpfen und Schaltern, die surrten und blinkten. Vor der Frontscheibe unter uns breitete sich die Stadt aus wie ein riesiges bedrohliches Meer. Der Sitz, auf dem ich saß, war zerschlissen und drückte unangenehm und es roch auch nicht gerade frisch geputzt. „Willkommen in unserem Traumschiff!" Ich drehte mich zu dem Sprecher um. Dem Mafiatypen, der mich hierher geschleift hatte und nun lässig auf dem Fahrersitz saß, die Hände locker aufs Steuer gelegt. Die Funzel an der Decke erhellte seine Gesichtszüge nur dürftig. Aber das, was ich sah, überraschte mich. Er war jünger als erwartet, nicht älter als zwanzig, schätzte ich. Seine Gesichtszüge waren klar geschnitten und ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Willkommen in unserer Crew,Miensche."


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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 19, 2015 ⏰

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