Kapitel 2

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Ja, an diesem Tag war es tatsächlich passiert. Ich konnte endlich los lassen, mich auf ihn einlassen. Wir hatten Sex. In unserem neuen Heim. Auf der Liege in der dritten Etage. Die Liege, die ich gerade von unserem jetzigen gemeinsamen Bett aus betrachtete. Jedes Mal, wenn ich hier lag und diese Liege sah, schlich sich dieser Tag wieder in mein Gedächtnis. "Nell, bist du geistig noch anwesend?" laberte mir Marco mitten in meine Träumerei. Ich schüttelte kurz den Kopf und sah ihn an. "Hm?" machte ich fragend. "Tzz, wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken? Ich wollte wissen, wo Mario bleibt." wiederholte er. "Er wollte Sarah die Kulturtasche ins Krankenhaus bringen, die ich ihr gepackt habe. Sie lag lange genug in diesem öden Bunker, sie wollte sich mal wieder frisch machen." erzählte ich. Vor einer Weile hatte Sarah ihre Zwillinge auf die Welt gebracht, allerdings gab es - wie auch schon bei Marah - wohl Komplikationen, was mit einer unzureichenden Nährstoffversorgung zusammen hing, die wiederrum vor allem Sarah, aber auch die Zwillinge sehr geschwächt hatte. Glücklicherweise war das Ganze zu keinem Zeitpunkt lebensgefährlich, aber eine lange Schonfrist für Mutter und Kinder war drin. "Man, hättest du uns das machen lassen, wir wollen die Zwillinge auch mal sehen." beschwerte sich Leo und meinte damit sich, Marco und Mo. "Ihr hättet sie sowieso noch nicht sehen dürfen, weil sie auf der Säuglingsstation sind und sogar Sarah sie nur zum Stillen zu Gesicht bekommt. Außerdem könnt ihr ja-... AHH autsch! Aua..." schrie ich mittendrin auf und wimmerte leise. Die halbe Mannschaft, die sich bei Mario und mir zu Hause eingefunden hatte, sah bei meinem Schmerzenslaut auf. Erik legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. "Alles in Ordnung?" erkundigte er sich besorgt. Ich setzte mich wieder aufrecht hin, nachdem der Schmerz verklungen war. "Alles bestens. Es hat nur mal wieder getreten." beruhigte ich sie alle. Marco streckte sofort die Hand aus und legte sie flach auf meinen Bauch, wo das Baby sich nun nur noch mit sanftem Klopfen bemerkbar machte. Marco war jetzt schon total verliebt in das Kind und war mehr und mehr fasziniert von seinem Paten. Mo tunkte seinen Zeige- und Mittelfinger derweil wieder in die weiße Farbe und schmierte diese dann auf meinen 9-Monats-Bauch. Weil ich eben ja so in die Zeit versunken war, in der meine Hormone noch extrem verrückt gespielt hatten und ich deswegen auch nie das Bedürfis nach Sex gehabt hatte - wenn nicht gar eine Abneigung dagegen, betrachtete ich jetzt erst das Kunstwerk, das die Jungs da auf meinem Bauch fabrizierten. "Ein Fußball? Sehr kreativ, Jungs, muss ich schon sagen." lachte ich, verzog dann aber das Gesicht und hielt mir den Bauch, wo noch keine Farbe war, weil das Kind ein zweites Mal getreten hatte. Wenn auch nicht so hart. Verborgen blieb es meinen Jungs trotzdem nicht. Marco zog erst jetzt seine Hand zurück. "Krass, der Wurm randaliert da drin ja total." gab er von sich, da er nun den Tritt ja unter der eigenen Hand gespürt hatte. "Siehst du, der Kleine hält zu uns. Und so wie er tritt, wird er sowieso Fußballer." meinte Leo beschwichtigend. "Oder Fußballerin. Vielleicht ist es auch ein Mädchen." warf ich ein. Ja richtig, Mario und ich hatten uns bewusst dafür entschieden, das Geschlecht des Kindes nicht vorher zu erfahren. Schließlich gab es kaum einen schöneren Moment, als den, wenn man sein Kind in die Arme gelegt bekam und verkündet wurde 'Herzlichen Glückwunsch, es ist ein...' "Mario!" rief Marco auf einmal aus. Ich sah auf. Ein minimal verwirrter Mario stand im Türrahmen und wunderte sich, warum unser Schlafzimmer voller Menschen war. Er bahnte sich einen Weg durch die Leute. "Was macht ihr denn hier alle?" fragte er nun mehr an uns gewandt. "Wir malen." erwiderte Mo knapp. "Das sehe ich auch, aber äh... Ihr malt da auf meiner Frau, während ihr alle in unserem Bett liegt." verdeutlichte uns Mario. Nach diesen Worten schien er mich erst wirklich zu registrieren, beugte sich also herunter und küsste mich kurz. Wohliges Kribbeln bahnte sich durch meine Nerven und ich lächelte ihn an. "Wir wollen das Kind doch nur in diesem Stadium auf Fotos festhalten. Du als Instagram-King bist deinen Fans doch ein Babybauch-Foto schuldig." rechtfertigte Marco sich. "Meine Frau braucht vor allem Ruhe so kurz vor der Geburt." erwiderte Mario streng und setzte sich zwischen Marco und Erik, die da ebenfalls am Malen waren. Er legte seine Hand auf meine, die wiederrum immernoch auf meinem Bauch lag. "Hat es wieder getreten?" erkannte er anhand dessen und der angewinkelten Position meines linken Beins, die ich dann komischerweise immer genau so einnahm. Ich nickte. Mario beugte sich zu meinem Bauch hinab, strich einmal mit der Hand darüber - logischerweise da, wo noch keine Farbe war - und drückte dann seine Lippen auf meine Haut. "Hör mal, hier ist dein Papa. Es ist ja echt schön, dass du schon so einen harten Schuss trainierst, aber die Mama braucht auch mal ein bisschen Ruhe. Trainieren können wir, wenn du auf der Welt bist, alles klar?" sprach Mario zu unserem Kind. Unwillkürlich musste ich lächeln. "Es bewegt sich." verkündete ich. Mario lächelte zu mir hoch. "Ich kann es spüren." meinte er stolz. Seine Wange lag auf meinem Bauch, strahlte Wärme auf meine Haut aus. "Echt jetzt? Lass mich auch!" wurde Marco da gleich wieder aktiv und stieß Mario in die Seite. Dieser wich nur widerwillig zurück und tauschte mit Marco den Platz, sodass er sich ans Kopfende des Bettes lehnte und den Arm um mich schlang, während Marco nun wieder die Handfläche auf meinem Bauch platzierte. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, dann legte er wie Mario eben die Wange auf meine Haut. "Hallo, Erde an Baby, hier spricht Onkel Marco." säuselte er grinsend. "Baby an Onkel Marco. Denkst du echt, auf so 'nen Affen reagier ich?" antwortete Leo. Marco schreckte hoch und sah uns an. "Euer Baby ist schlauer als Leo! Es bringt korrekte Sätze zu Stande!" berichtete er. Wir lachten. Marco wollte sich wieder dem Babybauch widmen, als Leo ihn weg stieß. "Geh mit deiner Lache bloß von dem Kind weg, das hat einen Schaden, bevor es überhaupt versteht, was das für ein grausames Folterinstrument ist." witzelte er. (Dona, you know what I mean) Marco schnitt nur eine Grimasse. "Darf ich auch mal?" fragte Leo nun mich und deutete auf meinen Bauch. "Nur zu.", bestätigte ich und griff nach seiner Hand, als ich seinen überforderten Gesichtsaudruck feststellte, "Hier spürst du es am Besten." Ich legte seine Hand dorthin. Ganz vorsichtig berührte er meinen Bauch. Ich legte meine Hand wieder auf seine und übte etwas Druck aus. "Du musst nicht so vorsichtig sein." ermunterte ich ihn. Leo lachte unsicher. "Das fühlt sich an, als würde es gleich platzen. Ich habe Angst, dass es mir euer Kind gleich um die Ohren haut." Ich lachte nur. "Keine Sorge, bevor das passiert, bin ich hoffentlich im Kreissaal." Leo sah mich nur skeptisch an. "Schau, du kannst sogar...", setzte ich wieder an und nahm seine Hand, um seine Finger leicht in meine Bauchdecke zu drücken, "Jetzt guck." Alle starrten gebannt auf meinen Bauch, unter anderem Mats und Thomas erhoben sich vom Fußboden, um das Ganze zu verfolgen. Es dauerte nur wenige Sekunden, da erzitterte mein Bauch an genau der Stelle. Und das mehrmals hintereinander. Als es wieder verklang, wischte Mo die Farbe von seinen Fingern. "Jetzt will ich auch." verkündete er. Ich führte auch seine Hand zu der richtigen Stelle und er drückte vorsichtig dagegen. Mit der flachen Hand auf meinem Bauch wartete er auf die Reaktion. Ich spürte diese genau und Mo lächelte fasziniert. "Fühl mal, das ist voll krank." forderte er nun Erik auf, der mir zuerst einen fragenden Blick zuwarf. Ich lächelte ihn bestätigend an. Hand für Hand und Wange für Wange klebten also an meinem Bauch und das Baby schien sich über die Aufmerksamkeit förmlich zu freuen. Auch nach einigen weiteren Jungs schien es mit der Reaktion auf Stimmen und Berührungen nicht müde zu werden. Ich dagegen schon. Lächelnd schloss ich die Augen, während die Wärme und die liebevollen Gesten meinen Bauch umsorgten. Mario neben mir rührte sich und ich spürte seinen Blick auf mir. "So Leute, es reicht für heute. Das war genug Trubel." verkündete er schließlich und erhob sich. Ohne die Augen zu öffnen zog ich ihn zurück. "Lass sie, es tut gut, wenn das Kleine die Aufmerksamkeit mal nicht von mir fordert." beruhigte ich ihn. Seit dem Schwangerschaftstest ging das so. Er umsorgte mich von vorne bis hinten, sodass ich ihn teilweise schon zwingen musste, zum Training zu gehen. Aber auch das gelang mir nur, wenn Mario sicher sein konnte, dass ich nicht allein war. Eine Zeit lang war es immer Sarah gewesen, die bei mir war, wir hatten eine Art Schwangerschaftstalk eröffnet, aber Sarah war ja deutlich früher dran, von daher war auch das nun vorbei. Die letzten Wochen verbrachte ich oft mit Mario's Familie oder mit Mo und Leo. Mario aber vertraute keinem so richtig, ihm war es am liebsten, wenn er beim Essen sein Kind im Blick hatte, beim Schlafen, beim Duschen. Natürlich hatte mir Sarah's Situation in gewisser Weise Angst eingejagt. Ein Kaiserschnitt war nicht geplant, die Schwangerschaft verlief auf den Tag genau so, wie es vorhergesagt wurde und mir ging es gut. Aber so war es auch bei Sarah. Und nun lag sie im Krankenhaus und konnte ihre Kinder kaum sehen. Mario war tatsächlich der einzige, der versuchte, mir die Angst zu nehmen. Und das überraschte mich immer wieder aufs Neue. Wenn ich bedachte, wie viel Angst ich damals vor seiner Reaktion hatte...
-Flashback-
Seine Augen huschten über das Ultraschallbild, welches in dem gedimmten Licht schlecht zu erkennen war. Er hob leicht den Kopf, doch sein getrübter Blick ging ins Leere. "Du bist schwanger." sprach er mir langsam nach. Erst dann fixierten seine Augen mich. Er hatte Marco vollkommen ausgeblendet, der immernoch am Tisch saß und uns beobachtete. Ich ertrug seinen Blick nicht, hatte Angst, etwas darin zu sehen, was ich nicht sehen wollte. Ruckartig stand ich auf und mir wurde sofort wieder schwindlig. Ich griff blind nach der Stuhllehne und blinzelte. Marco stand sofort auf und wollte mich stützen, doch ich deutete ihm an, dass ich Abstand wollte. "Du bist Fußballer. Du bist jetzt 23 und ich 22. Wir können kein Kind großziehen. Dachte ich. Seit ich den Verdacht habe, habe ich mir geschworen, dieses Kind abzutreiben, weil ich dich mehr liebe, als ich es bei dem Kind jemals könnte. Ich weiß, dass du damit noch immer nicht klar kommst und deshalb wollte ich es dir erleichtern, es wegmachen lassen. Aber heute, als ich diesen Ultraschall gemacht habe, da habe ich das Herz dieses Wesens schlagen gehört. Und ich...ich kann es einfach nicht. Ich will es nicht umbringen, egal welche Konsequenzen. Und deshalb...ist es denke ich besser...we-wenn wir unsere Ehe...auflösen...bevor alles eskaliert." Ich bemühte mich, diese Worte mit Fassung zu tragen, ratterte alles so schnell wie möglich hinunter, aber meine Stimme brach immer wieder. "Nell, das kannst du nicht bringen, das ist-..." mischte sich Marco zum ersten Mal ein, doch ich unterbrach ihn. "Das ist nicht deine Entscheidung, Marco. Ausnahmsweise hast du dich rauszuhalten, okay?" fuhr ich ihn schwach an. "Du bist meine beste Freundin, ich kann nicht zulassen, dass du in dein Verderben rennst! Und dabei Mario gleich mitreißt! Und deinem Kind seinen Vater vorenthalten willst!" meinte er wieder, doch ich wandte mich sofort ab. "Es ist meine Sache." wiederholte ich leise. "Nein, ist es nicht." Beinahe überraschte es mich, dass Mario sich noch einmal rührte. Ich drehte mich um, Mario sprang auf und kam mit entschlossenen Schritten auf mich zu. Er stand direkt vor mir und ich starrte hoch in seine Augen. Er war wütend. Von der Angst getrieben, wich ich zurück, doch er griff sofort nach meinem Unterarm und schnürte mir die Durchblutung ab. Marco wollte dazwischen gehen, berührte Mario's Schulter. "Mario, mach keinen Scheiß. Lass sie." warf er ihm leise zu. Mario schüttelte seine Hand energisch ab. "Nein, Marco. Du lässt mich jetzt." fuhr er ihn an und sah dann wieder mich an. "Du kannst dich nicht von mir trennen." fauchte er. Ich zerrte an meinem Arm, aber er hielt ihn fest umklammert. "Ich werde es nicht abtreiben! Ich werde dieses Kind auf die Welt bringen und großziehen!" schrie ich ihn nun an. "Ohja, das wirst du." knurrte er. Auf einmal wurde sein Griff lockerer und seine Finger rutschten von meinem Arm in meine Hand. Auch meine andere Hand ergriff er. "Aber ich werde der Vater dieses Kindes sein." Seine Stimme war plötzlich viel sanfter. Deutlich angespannt, aber in keinster Weise so, als würde er auf bitterste Weise mit Ironie spielen. "Was?" stieß ich hervor. Auch Marco neben uns schien die Welt nicht mehr zu verstehen. "Du hast Recht, Nell. Das, was uns passiert ist, das war schrecklich. Und ich werde es nie verarbeiten. Aber aus Fehlern lernt man. Diesmal werde ich dich auf Händen tragen und dir jeden Wunsch von den Augen ablesen. Ich habe keine Zeit für ein Kind, das ist wahr. Aber ich nehme sie mir. Ich lasse dich nicht gehen. Dich nicht und unser Kind nicht." sprach Mario. "Unser Kind?" wiederholte ich kaum hörbar. Er zögerte, nickte dann aber unsicher. "Wenn du es willst, ziehe ich mit. Wenn du es abtreiben willst, muss ich dich umstimmen." sagte er und ließ mir damit keine Wahl. Ich konnte mich nicht rühren. Alles war taub. Wie in Zeitlupe sah ich, wie Marco Mario um den Hals fiel. "Ich bin so stolz auf dich. So stolz. Du wirst ein großartiger Vater." murmelte Marco aufgelöst, doch Mario's Aufmerksamkeit galt immernoch mir. Endlich löste sich Marco von ihm. Mario streckte die Hand aus. Er sagte nichts, sah mir einfach in die Augen. Langsam hob ich meine Hand und griff nach seiner. Er zog mich in seine Arme. "Wir schaffen das, mein Engel." Und mit diesen Worten begann ich erneut zu weinen. Vor Erleichterung, Unglaube und sogar Angst, das hier wäre nur in meinen Träumen passiert. Aber Mario hielt sein Versprechen.
-Flashback Ende-
Und wie er es hielt. In zwei Tagen stand die Geburt an und mir ging es wunderbar. Außer dass das Kind offenbar Spaß daran hatte, mich zu treten. Langsam kam es mir schon etwas seltsam vor. Jedes Mal, wenn ich an die Vergangenheit dachte, oder mir die Zukunft ausmalte, verpasste es mir einen Tritt. Ich war schon so paranoid zu glauben, es wäre eine Warnung. "Nell, bist du wach?" drang Erik's Stimme nun an mein Ohr. "Mhm..." machte ich nur. "Wir sind fertig." verkündete Mo. Ich seufzte und öffnete die Augen. "Holt jemand den Krahn?" bat ich scherzhaft. Marco und Mario sprangen sofort auf und halfen mir hoch. "Also länger als die zwei Tage halte ich es nicht aus, dann verpasse ich mir eigenhändig einen Kaiserschnitt." ächzte ich. Dann lief ich zu dem großen Wandspiegel, der sich im Zimmer befand. Ich betrachtete den Fußball auf meinem Bauch. "Eigentlich wollten wir noch darunter schreiben 'Mach ihn! Er macht ihn! Mario Götze!' Aber das könnte man dann doch etwas falsch verstehen. Außerdem hat es Marco verboten." erzählte mir Leo. "Kommt da der Frust wieder durch, weil du nicht dabei warst?" ärgerte ich Marco daraufhin. Er trat hinter mich, sodass ich ihn im Spiegel sehen konnte. "Nein, ich habe einfach Rücksicht auf dich genommen." motzte er empört. Ich lachte nur. "Können wir dann jetzt ein Foto machen, damit ich mich wieder hinlegen kann?" ächzte ich dann aber. Mein Rücken schmerzte, schließlich trug ich hier täglich das Gewicht eines Bierkastens mit mir herum. "Natürlich." sagte Mario schnell und kam auf mich zu. "Sehe ich arg scheiße aus oder nur so halb?" fragte ich ihn, als er vor mir stand. Er lächelte. "Dich kann nicht einmal eine schlaflose Nacht entstellen." schmeichelte er mir. "Bring bei der Geburt bloß keine solchen Sprüche. Ich glaube, Nell ist eine der Kandidatinnen, die ihre Männer während der Wehen aufs übelste beschimpfen." meinte Marco, der gerade sein Handy hervorzog. Ich öffnete empört den Mund. Ich streckte den Arm nach einem Kissen aus, kam aber dank weniger Zentimeter nicht heran. "Kissen." verlangte ich und schnippte ungeduldig mit den Fingern. Mats reichte mir mit fragendem Blick ein Kissen. Ich nahm es und warf es auf Marco. "Arschloch." konnte ich ihn nun endlich bestrafen. Dieser schüttelte aber nur den Kopf. "Okay, ich lag falsch, sie fängt jetzt schon an." korrigierte er sich. "Runterfahren und Foto machen, wir haben noch ein Training vor uns und ich hab keine Lust darauf, dass Jogi gleich vor der Tür steht." hetzte Mario. Ich sah ihn an. "Training? Ich wollte doch mit." warf ich traurig ein. "Kommt nicht in Frage. Du bist hochschwanger. Ich will nicht, dass unser Kind einen Ball abbekommt." lehnte Mario sogleich ab. "Man, ich sitz doch nur am Rand. Ich will mal wieder raus. Vielleicht kann ich das nicht mehr, wenn ich mich von der Geburt erholen muss." warf ich ein. "Mario, sie hat Recht. Wenn sie sich in der Verfassung fühlt, rauszugehen, dann sollte sie das auch." mischte sich Toni ein, der ja selbst bereits Vater war. "Eben wollte sie sich aber so schnell wie möglich hinlegen." murrte Mario. "Man, ich bin nicht aus Zucker und wenn, dann gebähre ich eben auf dem Trainingspla-...nghh..." Ich wollte mir schon wieder den Bauch halten, aber im letzten Moment fiel mir die Farbe ein, weshalb ich nach Mario's Hand griff und diese fest drückte. "Ist es soweit? Willst du in die Klinik?" fragte Mario aufgeregt. "Nein, ich darf mich einfach nicht aufregen." presste ich hervor. Er musterte mich besorgt. "Also schön, komm mit zum Training, dann habe ich dich wenigstens im Blick." gab er schließlich nach. Ich musste erstmal tief durchatmen, damit der Schmerz verklang. Dass es in letzter Zeit tatsächlich deutlich öfter zu solchen Schmerzattacken kam, erzählte ich Mario lieber nicht. So kurz vor der Geburt war das normal, er würde sich nur Sorgen machen. Wobei ich mir die ja selbst zu Genüge machte. Eine Geburt...man hörte ja so einiges... und die Ärzte hatten bereits gemeint, ein Kaiserschnitt wäre nicht einmal ganz so abwegig, weil ich nunmal klein und zierlich war. "Leute, wenn wir das Foto jetzt nicht schaffen, kommen wir zu spät." drängte Marco. Ich nickte schnell. Mario legte die Arme um mich und wir sahen daraufhin beide zu Marco, der das Foto machen wollte. "3, 2, 1..." zählte er herunter, als in der letzten Sekunde Leo ins Bild sprang, sich auf die Knie fallen ließ und seine Lippen auf meinen Bauch legte. "Och Leo!" beschwerte ich mich und haute ihm eins über die Rübe. "War sowieso klar, dass das kein normales Foto werden kann." kommentierte Marco grinsend. "Schickst du es mir?" bat Mario. "Ich lade es schnell für dich hoch." entgegnete er locker. "Du weißt mein Passwort?" fragte Mario ungläubig. Marco verdrehte die Augen. "Ist ja auch nicht besonders schwer. Aber ich behalte es natürlich für mich und poste nichts peinliches in deinem Namen." beschwichtigte Marco. "Ja, sicher, das nehme ich dir sofort ab." erwiderte Mario sarkastisch. Marco äffte ihn lautlos nach und verdrehte dann die Augen. Nur kurze Zeit später saß ich am Rand des Spielfeldes auf einer Bank und sah zumindest zu. Mo und Leo, die ebenfalls mitgekommen waren, hatten mir verboten, ihr Kunstwerk von meinem Bauch zu entfernen, weil sie in der 'natürlichen Umgebung eines Fußballs' - um Mo zu zitieren - ebenfalls Fotos schießen wollten, nur mit einer professionelleren Kamera. Ich hörte die ganze Zeit nur das Knipsen neben mir, bis ich irgendwann den Kopf zu Mo drehte und eine Grimasse nach der anderen schnitt. Aber auch das hielt ihn nicht auf. Ich stöhnte genervt auf, als gleichzeitig Aufruhr auf dem Platz aufkam. Bis eben war der Kader auf mehrere Gruppen aufgeteilt und in einer davon gab es wohl ein Problem. In den anderen Gruppen wurde das Training ebenfalls eingestellt. "Könnt ihr mal gucken, was da los ist?" fragte ich an Leo und Mo genannt. "Scheint irgendjemand verletzt zu sein." antwortete Mo nur und deutete auf die Aushilfe, die mich vertrat, seitdem ich nicht mehr arbeiten konnte und die gerade dazukam. "Wahrscheinlich Mister Verletzungsanfäl- oh..." lachte Leo, verstummte aber, als tatsächlich Marco aus der Gruppe humpelte. Meine Vertretung redete auf ihn ein, aber sein Ziel war ich. Er war seit seiner Verletzungsserie etwas empfindlich, was seine Behandlung anging. "Nell, ich muss mit dir reden. Allein." verkündete Marco, als er bei uns ankam.

Hui, bin ich krank? Ausnahmsweise mal ein normaler Cut? xD
Zur Info: Auch wenn es zeitlich völlig unlogisch ist, befinden wir uns hier gerade in der Vorbereitung auf #GERPOL in Frankfurt, also wundert euch nicht. Die Kenner werden wahrscheinlich schon wissen, dass es da also gerade um Marco's Zehenbruch ging ^^ Und noch ne kleine Anmerkung: Ich versuche so wenig wie möglich Schlaumeierei mit reinbringen, weil ich keine Ahnung von Schwangerschaften habe und euch keinen Wikipedia-Artikel schreiben will, also an alle, die schonmal schwanger waren: Verzeiht es mir xD
Und sorry dass es so lange gedauert hat, ich wollte meine Ferien ein bisschen genießen :D

Solange du hoffst {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt