53 ~ Positive Entwicklung

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Wenige Tage nachdem Henning aus dem Krankenhaus entlassen wurde, stand die dritte Gerichtsverhandlung gegen Marions Exmann an. Diesmal sollte Henning endlich seine Aussage machen, die er bisher aufgrund seines Krankenhausaufenthalts und der Reha nicht hatte machen können. Da es bereits die dritte Gerichtsverhandlung war und Henning der letzte Zeuge war der verhört wurde, sollte am gleichen Tag auch die Urteilsverkündung stattfinden. Während Marion ziemlich nervös schien, war Henning absolut entspannt. Er wusste schließlich das sie beide auf der richtigen Seite des Gesetztes standen. Die Beweise gegen Marions Exmann waren erdrückend, mit seinem letzten Einbruch in ihre Wohnung, hatte er jeden Zweifel selber zerstört den es an seine Schuld hätte geben können. Entsprechend war Henning sich sicher das der Richter Marions Exmann Gunna Schuldig sprechen würde. Da er gerade erst vor wenigen Monate aus dem Gefängnis entlassen wurde, war eine weitere Gefängnisstrafe beinahe sicher. Henning zog die Ausgehuniform der Polizei an, weil er wusste das seine Aussage dadurch mehr Gewicht haben würde. Normalerweise müsste er die Uniform nur tragen wenn er als Polizeibeamter eine Aussage vor Gericht machen musste oder wenn er zu einer wichtigen Dienstveranstaltung gehen musste. Daher hatte er vor der Verhandlung die Erlaubnis von Klaus eingeholt, das er trotz das es keine Dienstangelegenheit war seine Uniform tragen durfte. Sein Chef gab ihm die Erlaubnis schriftlich und so stand Henning herausgeputzt in seiner Uniform vor dem großen Gerichtsgebäude. Während er noch im
Flur warten musste, saß Marion bereits mit mit ihren Kollegen und Freunden, die als seelische Unterstützung mitgekommen waren, im Gerichtssaal. Als Henning aufgerufen wurde betrat er den großen Gerichtssaal durch eine alte zweiflüglige Holztür, die durch viele Verzierungen etwas sehr majestätisches an sich hatte. Die Stimmung im Raum war angespannt, der Angeklagte saß auf der rechten Seite des Saals und sah wütend zu Henning herüber. Sein Anwalt versuchte beruhigend auf ihn einzuwirken und es war eindeutig das der Richter ihm erst kurz vor Henning Eintreffen eine Rüge wegen seines Benehmens erteilt hatte. Henning in seiner schicken Dienstuniform, die Haare mit Gel nach hinten gestylt und den langsam wieder dicht nachgewachsenen Bart mit Bartöl zum glänzen gebracht, machte einen deutlich besseren Eindruck als Gunna, der mit wutrotem Gesicht und wild abstehenden etwas zu langen Haare trotz seines schicken Anzugs einen eher zweifelhaften Eindruck machte. Hennings Kollegen, die an seiner statt Marion zu den ersten beiden Verhandlungen begleitet hatten, hatten ihm berichtet das Gunna versucht hatte den Eindruck eines vertrauenswürdigen und anerkannten Bankmanager vor Gericht zu vermitteln, der keine Fliege etwas zu leide tun könnte. Doch wirklich hatte dieser Plan diesmal nicht funktioniert. In der ersten Gerichtsverhandlung die Marion gegen ihren Exmann durchgestanden hatte, war sein Schauspiel noch aufgegangen, was vor allen daran lag das Marion keine Aussage gemacht hatte. Doch diesmal war immer mehr über die schrecklichen Verbrechen des ehemaligen Bankmanagers herausgekommen. Marion hatte eine vollumfängliche Aussage gemacht und hatte dabei all die Misshandlungen die sie während ihrer Ehe hatte erleiden müssen vorgebracht. Auch die beiden ersten Einbrüche ihres Exmannes hatte sie detailliert wiedergegeben, obwohl diese Traumata schwer auf ihr lastete und es ihr entsprechend sehr schwer fiel dadrüber zu reden. Doch dank ihrer Aussage war die Maske des vertrauenswürdigen Bankmanagers endlich gefallen und die Versuche ihres Exmannes Marion als eine psychisch kranke Lügnerin hinzustellen, hatten nicht funktioniert. Stattdessen hatten seine Versuche dazu geführt, dass der Richter ihn mehrfach aufgefordert hatte, sich zurückzuhalten da er ansonsten weitere Anzeigen wegen falscher Verdächtigung oder wegen unwahrer Tatsachenbehauptung erhalten würde. Das sein Plan, Marion erneut vor Gericht in ein schlechtes Licht zu rücken diesmal nicht funktionierte, regte Gunna ziemlich auf und er benahm sich in der dritten Gerichtsverhandlung wie ein wütender Teenager der immer wieder dazwischenrief. Der Richter war von diesem Benehmen überhaupt nicht begeustert und hatte Gunna bereits am Anfang der Verhandlung mehrfach ermahnt.

Da sein Knie noch nicht wieder komplett stabil war, er aber auch keine Lust mehr auf die lästigen Krücken hatte, nutzte er einen schicken Gehstock den Martin ihm geliehen hatte. Dessen Vater hatte den Stock wohl jahrelang genutzt, war aber schon vor einigen Jahren verstorben weshalb der schicke Stock eh nur als Erinnerungsstück bei Martin in der Garderobe hing. Mit dem Stock war Henning deutlich schneller unterwegs als mit den Krücken und sah dabei auch noch wie ein altehrwürdiger Gentleman aus, da der Stock in schwarz mit silbernen Knauf wirklich sehr edel aussah. Alle Blicke im Raun folgten ihn, als er begleitet von dem lauten Klong-Geräusch des Stocks zum Anhörungsplatz schritt. Als Henning in der Mitte des Gerichtssaal auf dem dort stehenden Stuhl saß, begrüßte der Richter ihn.

Schicksalhafte BegegnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt