2. Kapitel

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Kang

Am nächsten Tag war Kang deutlich besser gelaunt. Nicht nur freute er sich auf die Model, mit denen man wirklich toll zusammenarbeiten konnte, sondern er hatte auch Kontakt mit der Agentur aufgenommen, und irgendwie waren sie so begeistert, dass sie ihn kurzerhand arrangiert hatten. Ob das wirklich legal war, wusste Kang nicht, aber es war ihm ehrlich gesagt auch egal. Jetzt war er jedenfalls irgendwie Fotograf und Model gleichzeitig.

Als er ins Studio trat, kam Doori fröhlich auf ihn zu. »Kang!« »Doori!« »Herzlichen Glückwunsch! Ich glaub's nicht, jetzt bist du einfach Model. Wäre meiner Meinung nach schon viel früher nötig gewesen.« Ihr überschwängliche Art verwirrte ihn etwas, aber er ließ sich nichts anmerken und antwortete lächelnd: »Danke Doori. Ich helf dir aber noch so gut ich kann, so schnell wirst du mich nicht los.« Seine Kollegin grinste. »Besser so, besser so.«

Eine knappe Stunde später betraten die Models, natürlich begleitet von ihren Managern, das Studio. Einer der Männer – wenn Kang sich richtig erinnerte, hieß er Kim Seokjin – kam auf ihn zu. »Willkommen im ›Team‹«, sagte er und malte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft. »Danke«, sagte Kang lächelnd. Mehr zufällig traf sein Blick den von Jeon Jungkook, der ein bisschen weiter entfernt stand. Zaghaft zog Kang die Mundwinkel hoch, was der Andere kurz erwiderte, ehe er sich abwand, um mit dem Kleinsten der Sieben – wenn Kang sich richtig erinnerte, Park Jimin – zu reden.

Als Kang das erste Mal vor die Kamera sollte, zitterte sein ganzer Körper. Er hatte Angst, etwas falsch zu machen und alle zu enttäuschen. Dass mindestens sechs Augenpaare auf ihn gerichtet waren, machte die Sache auch nicht wirklich besser. Er hoffte, niemand nahm seine Anspannung war.

Jungkook

Der Arme. Gerne wäre Jungkook zu Kang gegangen und hätte versucht, ihn wenigstens etwas zu beruhigen. Aber er würde bestimmt total aufdringlich wirken und Kangs Nervosität nur noch schlimmer machen. Am liebsten hätte er ihn umarmt und-

»Jungkook...« Jimin stieß ihm mit dem Ellbogen in die Seite und grinste verschwörerisch. »Au! Was-« Jimin unterbrach ihn mit einem leisen »Pscht! Es fällt noch auf!« Jungkook sah ihn an und blinzelte ein paar Mal, ehe er antwortete: »Was fällt auf?« »Dass du auf den Eigentlich-Fotograf crushst«, murmelte Taehyung, der hinter ihnen stand, leise und versuchte, sein Grinsen zu verstecken, indem er zu Boden sah. Es funktionierte nicht wirklich, Jungkook sah es ganz genau. »Geht's euch gut?«, fragte er entgeistert.
»Klar, uns geht's super.« Jimin lächelte unschuldig. »Nur, weil ich schwul bin, müsst ihr mich nicht mit jedem erdenklichen männlichen Wesen shippen«, zischte Jungkook und hoffte, dass ihn nur die anderen Models hörten.

Es wäre bestimmt nicht förderlich für ihn (und die Agentur), wenn irgendwie an die Öffentlichkeit geriet, dass er auf Männer stand.

Kang

Am Abend saß Kang auf dem alten Sofa in seiner Wohnung und starrte an die Wand. Egal, an was er versuchte, zu denken, seine Gedanken wanderten immer wieder an den heutigen Tag. Er fragte sich immer noch, ob er wirklich so gut modelte, wie ihm gesagt wurde. Was ihn noch mehr verunsicherte, waren die anderen Model. Er hatte mitbekommen, wie sie während seines Shootings flüsternd miteinander geredet hatten. Kang stellte fest, wie paranoid er war, dass er sofort dachte, sie redeten über ihn.

Er seufzte und legte seinen Kopf in den Nacken. Als er die Augen schloss, erschien das Bild eines Gesichts vor seinem inneren Auge. Jeon Jungkook. Kang wusste nicht wirklich, was er von ihm halten sollte. Er war unglaublich begabt, aber er hatte auch irgendetwas an sich, das ihn unglaublich nervös werden ließ.

Kang wachte auf. Offensichtlich war er auf dem Sofa eingeschlafen, denn er saß immer noch darauf, beziehungsweise waren seine Beine noch wie im Sitzen positioniert, während sein Oberkörper in ungesunder Haltung auf dem Sitzpolster lag. Sein Rücken tat weh. Kein Wunder, so wie er da lag. Er ächzte und hob sein Handy auf, das auf den Boden gefallen war. 04:42 Uhr morgens. Er stand auf und wäre beinahe wieder auf sein Sofa gefallen. Sein Rücken tat so unvorstellbar weh. Hoffentlich war das bis zum Shooting wieder weg, sonst wäre er mehr oder weniger am Arsch.

Jungkook

04:33 Uhr morgens. Warum genau war Jungkook nochmal aufgewacht? Ach ja, ohne Grund, einfach so aus Spaß. »Schlaf ein, schlaf ein, schlaf ein...«, murmelte er zu sich selbst. Augenringe konnte er sich beim Shooting wirklich nicht erlauben, auch, wenn er geschminkt wurde. Allein der Fakt, dass er nicht genug geschlafen haben muss, würde alle verrückt machen. Aber er schlief nicht ein.

Also stand er kurzerhand auf, streckte sich und ging ins Bad, um auf die Toilette zu gehen. Danach setzte er sich in sein halbdunkles Wohnzimmer und scrollte durch sein Instagram. Es war nichts spannendes dabei, aber ein Profil stach ihm ins Auge. Er musste nicht lange überlegen, ob @songkang_b der Song Kang war, sein Profilbild war unverkennbar. Er öffnete Kangs DMs und tippte zögerlich eine Nachricht. »Hi, hier ist Jeon Jungkook, eins
der Models.« Er schickte sie ab, denn er konnte sie jederzeit löschen. Niemand war um diese Uhrzeit noch wach. Gerade wollte er auf ›Zurückrufen‹ drücken, da bekam er eine Antwort. Aish!

Don't see you like I should - SongkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt