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Die Übelkeit übermannt meinen Körper wie ein Tornado. Es kommt so schnell, dass ich nicht mehr reagieren kann und mich keuchend und würgend nach vorne beuge. Doch anstatt mich in meinen Schoß zu erbrechen, landet mein Mageninhalt in der hässlichen Obstschale von Harrys Tante. Zitternd atme ich ein, die Übelkeit bleibt, doch mein Magen ist leer.
"Ich wusste, dass dieses hässliche Ding irgendwann nützlich ist", brummt Harry und geht mit der Obstschale in die Küche. Ich lasse mich hingegen erschöpft nach hinten auf das Sofa sinken, mein Puls deutlich im Hals zu spüren.
"Hier", vernehme ich meinen Mann und nehme das Glas Wasser in die Hand, welches er mir reicht.
"Wir sollten zur Polizei."
Ein leises Lachen kommt über meine Lippen, bevor ich einen großen Schluck trinke.
Ich muss mir meine Zähne putzen.
"Die machen eh nichts. Haben sie nach dem ersten Einbruch ja auch nicht gemacht."
Eine Hand meines Mannes legt sich auf meinen Oberschenkel. "Aber sie haben doch auch die Videos gesehen." Augenrollend stelle ich das Glas auf den Couchtisch. "Ja, aber sie werden trotzdem nichts machen. Ist ja nichts passiert. Nur ein Irrer, der einen Brief schreibt."
Harry möchte protestieren, doch ich schüttele verneinend den Kopf und verschwinde mit meinen Krücken im Badezimmer, damit ich endlich diesen ekligen Geschmack aus meinem Mund bekomme.

Am Abend kommen Zayn und Liam vorbei. Mein körperliches Wohlbefinden hat sich nach dieser ganzen Aktion verschlechtert und nachdem ich mich noch zwei weitere Male übergeben musste, hat Harry seinen besten Freund angerufen.
"Gehirnerschütterung, Louis. Muss ich dich daran erinnern?"
Den tadelnden Blick hat Liam drauf, das muss man ja zugeben.
"Du solltest dich schonen."
"Würde ich ja gerne, wenn hier nicht irgendjemand Briefe verteilen würde."
"Hat Niall irgendwen gesehen?", möchte Zayn wissen und sieht mich besorgt an. Harry schüttelt seinen Kopf. "Nein, er meinte, dass die Straße komplett ausgestorben war."
Harry und ich hatten die gleiche Idee. Es hätte ja sein können, dass Niall den Fremden unwissentlich gesehen hat.
"Okay, was machen wir jetzt? Louis kann unmöglich alleine bleiben", erklärt Liam und setzt sich wieder auf den Platz neben Zayn.
"Ich werde mir Urlaub nehmen", bestimmt mein Mann und zieht die Wolldecke wieder über meinen Körper. "Aber... deine Beförderung" - "Ist vollkommen egal."
Ich will dagegen sprechen, doch Harry spricht einfach weiter. "Du bist mir wichtiger, als diese beschissene Beförderung."
Zayn verdreht seine Augen. "Hat ja auch lange genug gedauert, damit du das kapierst."
"Leute, bitte. Kein Streit mehr in diesem Haus, bitte."
Mein bester Freund schnaubt, während Harry noch enger an mich heranrückt. "Ich werde meine gesamten Überstunden einreichen. Damit sollte ich zwei Wochen voll bekommen."
"Ich kann meine Sichten aufteilen", bietet Zayn mir an, doch schnell schüttele ich meinen Kopf. "Du hast doch jetzt schon zu wenig Leute. Ich komme schon klar und wenn Harry hier ist, wird sich schon kein Verrückter hier hereinschleichen."

Unsere Freunde verschwinden, nachdem wir unser bestelltes Essen vertilgt haben und während Harry die Küche aufräumt und alle Türen überprüft, schleppe ich mich in das Obergeschoss.
Dauert eben ein bisschen länger mit den beschissenen Dingern.
Als ich endlich im Bett liege, Clifford stets an meiner Seite, kommt auch Harry dazu, verschließt die Tür hinter sich und schließt diese auf meine Bitte hin ab.
Vermutlich werde ich nie wieder mit offener Tür schlafen können.
"Ähm... ist es okay, wenn ich... also...", unsicher deutet Harry auf das Bett und ich nicke irritiert. "Natürlich."
Er nickt, krabbelt unter die Bettdecke und lehnt sich gegen die Kopfstütze. Stille entsteht und unbehagliches Gefühl umhüllt uns. Er macht sich Vorwürfe, das merke ich klar und deutlich. Ich hingegen bin hin- und hergerissen. Am liebsten würde ich mich einfach in seine Arme kuscheln, aber dann wieder ist da dieses Gefühl der Enttäuschung.
"Ich...", beginnt Harry, dreht sich dann auf die Seite und sieht mich an. "Es tut mir so Leid, Lou. Ich weiß nicht, wie ich das alles wiedergutmachen kann."
Ich drehe mich ebenfalls auf die Seite, greife nach seiner Hand und sehe in das anziehende Grün seiner Augen. "Du musst nichts machen, Haz. Gib mir einfach ein bisschen Zeit, okay? Für den Anfang bin ich einfach nur froh, dass du mir endlich glaubst und bei mir bist."

Verborgene SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt