Kriegsopfer der Magie

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Gebrüll und Geschrei erfüllen die Nacht, die Geräusche eines Krieges. Es ist nicht sein erster und es wird nicht sein letzter sein. Er schreit Formeln zu Flüchen und Zaubern, lässt die Gegner zerbersten. Hier ein Feuerball, da ein Blitzschlag. Er steht sicher vor der Armee des Gegners, tötet und vernichtet aus der Entfernung heraus. Sie gewinnen, sie sind in der Überzahl, haben die besseren Soldaten und die besseren Magier. Er ist stolz auf sich, er atmet schwer und wischt sich Schweiß von der Stirn. Seine Hände zittern, er gibt sich Mühe es zu verstecken. Das Schlachtfeld vor ihnen ist blutig und voll Ruß seiner Feuerbälle und für einen Moment wurde es still.

Er runzelt die Stirn, er spürt, wie eine große Menge Mana angesammelt wird. Er sieht sich um, diese Macht hat keiner seiner Lehrlinge, es musste vom Feind kommen. Es legt sich Nebel über die gefallenen Männer. „Nekromantie!" Ruft er aus, während sich die ersten Leichen, erfüllt von dunkler Magie, wieder erheben. Sowohl Feinde als auch Soldaten der eigenen Armee stehen auf wackeligen Beinen in ihrem eigenen Blut. Sie stöhnen und grunzen als würden sie noch immer die Schmerzen ihrer Wunden spüren. Hunderte Männer setzen sich in Bewegung, auf die Überlebenden zu. Er sieht zu den anderen und sie scheinen genauso zu verstehen, wie er, dass sie gegen diese Masse nicht ankommen würden, er sieht seinen Lehrlingen an, dass sie nicht mehr konnten, sie wären nutzlos und er allein schafft es nur für kurze Zeit. Er hebt die Hände schwungvoll und erschafft eine Erd-Wand vor ihnen. „Lauft!" Schreit er dann, dreht sich herum und nimmt die Beine in die Hand. Seine Lehrlinge und Vorgesetzten folgen ihm. Er legt die Handflächen aufeinander, nuschelt im Lauf eine Formel. Er und die anderen nehmen an Geschwindigkeit zu, während die ersten Untoten die Erd-Wand erklommen oder den Weg um sie herum geschafft hatten. Sie rennen auf den Rand des Feldes zu, welches schon so oft Schauplatz einer Schlacht gewesen ist, immer sind sie mit dem Leben davongekommen und er hat nicht vor damit heute aufzuhören. Die Nachtluft brennt in seiner Lunge, wäre er allein, würden ihn solche körperlichen Kleinigkeiten nicht ausbremsen, doch muss er sich darauf konzentrieren auf allen die Verstärkung zu erhalten. Mit ihrem jetzigen Vorsprung holen die Untoten sie niemals auf. Mit siegessicherem, aber angestrengtem Grinsen sieht er wieder nach vorne und wird mit einem Schlag langsamer als vor ihnen Hände aus der Erde ragen und sich Körper frei buddeln. Die Leichen einer früheren Schlacht bauen sich vor ihnen auf, sie sehen schrecklicher aus, zerfressen, halb skelettiert. Er bleibt stehen, schaut nach hinten, zu den Seiten, sucht einen Fluchtweg. „Tut etwas!" Der Kommandant packt ihn bei den Schultern und schüttelt ihn „Macht etwas Magier!" Er weiß doch nicht was! Sie sind umzingelt. Er sieht auf seine Hände, sammelt restliches Mana, wenn er kämpft, hatte nicht genug, um die anderen schneller rennen zu lassen, aber wenn er nicht kämpft, haben sie nicht mal die Möglichkeit irgendwohin zu rennen. In seinen Handflächen fängt es an zu knistern und blitzen. Er ballt eine Hand zur Faust, bereit die Untoten von sich fernzuhalten. Rechte Schulter, er spürt schon fast den fauligen Atem, er holt aus, dreht sich dabei um und...kann seinen Augen nicht trauen. Vor ihm steht sie...oder das was von ihr übrig ist. Der Arm, den sie nach ihm ausstreckt, war bloß noch ein Skelett, ihre roten Haare sind ergraut, die Haut weiß und ledrig, er kann ihre Rippen sehen. Er zittert. Sie...nein...ihr untotes Selbst greift nach ihm. Er kann nicht ausweichen. Sie so zu sehen, so zerstört, von der Natur zersetzt, er spürt wie sein Herz bricht. Das kann er nicht zulassen, sie so zu entehren, er will sie so nicht sehen!

Die Sekunden die verstreichen wurden den Anderen zum Verhängnis, doch sein Kopf blendet ihren Kampf ums Überleben aus. Er nimmt ihre zerfallenen Hände, sie wehrt sich, ist zu schwach. Sie war eine Schönheit zu Lebzeiten, jetzt nicht mehr. Seine Beine werden weich, er bricht zusammen, zieht sie mit sich auf den Boden. Das kann er nicht mehr. Er hatte sie vergessen, aus seinem Kopf gedrängt... Seine zitternden Hände krallen sich an den untoten Körper seines Mädchens. Er weint, er schluchzt. Sein Mädchen...Er schreit auf, er kann das nicht, er schreit voll Wut und Verzweiflung, will es beenden, will sie nie wieder so sehen. Eine Druckwelle geht von ihm aus, verstummt seinen Schrei. Sie fallen zu Boden, sie alle fallen leblos auf den Boden. Und sie? Sie bewegt sich auch nicht mehr. Ihr Kopf fällt nach hinten, die schwarze Magie aus ihr ist verschwunden. Er zieht ihren Körper an sich, nimmt sie in den Arm. Er spürt kein Mana um sich herum, kein Lebenszeichen. Das Schlachtfeld so still, übersäht mit Leichen umgeben von einem Schleier. Er weiß was er getan hatte. Auf diesem Schlachtfeld würde kein Zauber mehr gesprochen werden, dafür hatte er sein Leben gegeben. Er sieht sie an, ihren leblosen Körper in seinen Armen, er lächelt ein letztes Mal. Er kippt zur Seite, bevor sein Körper den Boden trifft, war er bereits bei ihr.

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