Familientreffen

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Freitag der 03.November

Adriana Sofia Marchetti

Ella bekam vor genau 7 Wochen ihren Sohn Eduard. Heute findet zu Ehren ihres Sohnes eine Familienfeier statt. Seit Eduard geboren ist, bin ich auch nicht mehr zum Arzt gegangen, da es anfingt, besser zu werden.

Ich stehe vor meinem Spiegel im Badezimmer und tusche mir noch einmal die Wimpern. Da wir alle zu Hause bleiben, ziehe ich etwas Hübsches, dennoch Bequemes an. Ich entscheide mich für ein beiges Oberteil mit einem dunkellangen Rock und Schlitz an der Seite. Dazu trage ich goldene Basic-Creolen und eine typische Louis Vuitton Tasche. In solchen Momenten, in denen ich mich für einen besonderen Anlass schick mache, fühle ich mich immer ein wenig aufgeregt, aber auch entspannt. Es ist eine Mischung aus Vorfreude und Nervosität, denn ich weiß, dass heute viele liebe Menschen um uns versammelt sind.

 Es ist eine Mischung aus Vorfreude und Nervosität, denn ich weiß, dass heute viele liebe Menschen um uns versammelt sind

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Leandros Eltern, Geschwister und mein Bruder Hugo sitzen alle an einem Tisch, die dazugehörigen Partner ebenfalls. Zwar sind Leandros Eltern getrennt, warum, weiß ich nicht, aber ich höre Gerüchte, dass sie seinen Vater mehrmals betrogen hat und schwanger von einem ihrer Affären wurde. Er bestraft sie dafür und das so lange, bis sie das Kind verliert. Würde jemand mir das antun, würde ich nicht einmal mehr in einem Raum sitzen, aber wer weiß, ob das überhaupt stimmt. Da sein Vater mir jetzt nicht so aggressiv vorkommt, erwarte ich das von ihm überhaupt nicht. Ein Mensch, der das einer Frau antun würde, wäre laut meiner Meinung ein sehr aggressiver, unglücklicher und rücksichtsloser Mensch, und das spiegelt sein Vater nicht wider. Im Moment wird gerade die Dessertspeise serviert. Die meisten von uns haben Crème brûlée, der Rest, glaube ich, hat einen normalen Schokoladenkuchen mit Kirschen. Das aktuelle Thema, über das wir alle reden, sind Erweiterungen in der Familie. Da jetzt nicht nur Nicolas und Ella ihren Sohn bekommen haben, sondern Mateo und Leticia auch ein Kind planen wollen, kommt das ebenfalls in die Runde. Ob denn ich und Leandro auch schon über Kinder und deren Planung gesprochen hätten. »Ma und Pa, ich muss euch leider mitteilen, dass wir darüber noch nicht wirklich gesprochen haben, da die Arbeit für uns beide eher vorgeht. Ich bin mir sicher, in den nächsten zehn Jahren werden wir euch ein Enkelkind schenken können, aber ich glaube, es wird nicht bald sein«, erklärt Leandro unsere Pläne seinen Eltern.

Tatsächlich sprechen wir wirklich noch nicht darüber, ob er Kinder will, ob ich Kinder will und wenn ja, wie viele wir denn wollen und wann wir damit anfangen wollen. Kinder sind kein leichtes Accessoire nebenbei; man muss viel Arbeit und Liebe in sie stecken. Allein die Kosten, die für ein Kind anfallen, sind nicht gerade gering. Ich bin mir sicher, dass mit den Gehältern von mir und Leandro dies kein Problem darstellen würde, aber dennoch sollte man das nicht vergessen. Ich selbst weiß nicht einmal, ob ich überhaupt Kinder haben möchte, da eine Schwangerschaft sogar lebensgefährlich sein könnte. Dies will ich gewiss nicht eingehen. In diesen Gedanken fühle ich mich hin- und hergerissen, zwischen dem Wunsch nach einer Familie und der Angst vor den Risiken.

Es ist 0:00 Uhr in der Nacht. Ich liege in Leandros Arm und kann immer noch nicht schlafen, da dieses Thema mit Kindern mich, seitdem wir es besprochen haben, nicht mehr aus meinem Kopf geht und mir auch keine Ruhe lässt, um zu schlafen. Allein die letzten Wochen mit dem ständigen Übergeben, Heißhungerattacken und der anhaltenden Müdigkeit lassen mich nachdenken. Da ich das mit Nemira alles besprochen habe , kam sie direkt auf eine Schwangerschaft. Diese Symptome sind einer der häufigsten Anzeichen einer Schwangerschaft, und da ich als Krankenschwester arbeitete, bevor ich Leandro kennenlernte, kam mir das auch schnell in den Kopf. Aber als das Ganze anfing, war ich bereits mitten in meiner Periode, weswegen ich nicht weiter darüber nachdachte. Da ich weiß, dass ich heute sowieso nicht mehr schlafen kann, versuche ich mich leicht und ohne große Geräusche aus Leandros Armen zu befreien. Ich gehe in unseren begehbaren Kleiderschrank, ziehe mir ein schnelles, schwarzes trägerloses enges Hemd an und eine weiße Lacoste-Jogginghose von Leandro. Dazu ziehe ich mir irgendwelche weißen Nike-Schuhe an und begebe mich nach unten. Dort angekommen, gehe ich zu unserem Autoschlüsselschrank und nehme mir meinen Brabus. Als ich gerade den Brabus öffne, kommt mir einer von Leandros Wachen entgegen. »Miss Marchetti, was machen Sie in so später Nacht noch hier draußen?« stellt er mir berechtigt die Frage. Der Wache sieht sehr jung aus. Auf seinem Namensschild steht Mikon.

»Mikon, dürfte ich fragen, wie alt Sie sind, wie lange Sie schon für meinen Ehemann arbeiten und wenn ich so dreist sein darf, ob Sie ein Geheimnis für sich behalten können?«
»Miss Marchetti, ich bin 22 Jahre alt und arbeite seit genau drei Jahren für Ihren Ehemann. Sie sind mein Boss, also werde ich natürlich ein Geheimnis für mich behalten können, aber ich hoffe, dass Ihnen mein Alter keine Probleme bereitet.« Ich lächle ihn an und fühle mich ein wenig beruhigt. Es ist gut zu wissen, dass ich mit jemandem reden kann, der mir nicht gleich den Kopf abreißt. »Es ist nur... ich kann nicht schlafen, und ich denke über einige Dinge nach, die mich beschäftigen«, erkläre ich ihm.
»Das kann ich verstehen, Miss Marchetti. Manchmal hilft es, einfach mal frische Luft zu schnappen oder einen kurzen Spaziergang zu machen«, schlägt Mikon vor, und ich nicke.
»Das ist vielleicht eine gute Idee. Ich werde ein wenig um das Haus gehen. Vielen Dank, Mikon.«

Ich schließe die Tür hinter mir und mache mich auf den Weg . Der kühle Nachtwind empfängt mich, und ich atme tief ein, um die frische Luft in meine Lungen zu ziehen. Die Dunkelheit umhüllt mich, aber die Lichter des Gartens sorgen für eine beruhigende Atmosphäre. Während ich um das Grundstück schlendere, denke ich über die bevorstehenden Veränderungen in meinem Leben nach. Der Gedanke an Kinder, an Verantwortung und an die Möglichkeit, eine Familie zu gründen, ist überwältigend. Ich fühle mich ein wenig verloren in meinen Gedanken, und die Ungewissheit scheint mich wie ein schwerer Mantel zu belasten. Ich frage mich, ob ich bereit wäre, diese Reise anzutreten. Was wäre, wenn ich nicht gut genug wäre oder versage? Plötzlich höre ich Schritte hinter mir. Ich drehe mich um und sehe Leandro, der mir nachgekommen ist. »Ich habe dich gesucht«, sagt er mit besorgter Stimme. »Ist alles in Ordnung?« »Ja, ich wollte nur nachdenken«, antworte ich, während ich versuche, ein Lächeln aufzusetzen. Er zieht mich in seine Arme und hält mich fest. »Du kannst mit mir über alles reden, weißt du das?«

Ich nicke und fühle mich in diesem Moment sicherer. »Ich mache mir nur Sorgen um die Zukunft und darüber, ob ich bereit bin, Kinder zu haben. Es ist eine große Entscheidung«, gestehe ich. Leandro seufzt und sieht mir in die Augen. »Es ist normal, sich darüber Gedanken zu machen. Wir müssen nicht sofort eine Entscheidung treffen. Lass uns einfach im Moment leben und schauen, wo uns das Leben hinführt.« Seine Worte sind beruhigend, und ich fühle, wie ein Teil meiner Anspannung nachlässt. Wir stehen eine Weile in Stille da, umgeben von der sanften Nachtluft, und ich genieße einfach die Nähe zu ihm. » Weißt du, ich habe darüber nachgedacht, dass wir, wenn die Zeit kommt, es gemeinsam schaffen werden. Wir sind ein Team«, fügt er hinzu und küsst mich sanft auf die Stirn. Wir gehen Hand in Hand zurück ins Haus. In diesem Moment fühle ich mich nicht mehr allein mit meinen Ängsten. Vielleicht ist es nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt habe. Das Leben ist unvorhersehbar, aber mit Leandro an meiner Seite weiß ich, dass ich bereit bin, den nächsten Schritt zu wagen, egal wie herausfordernd er auch sein mag. Als wir wieder im Schlafzimmer sind, kuschle ich mich an ihn und schließe die Augen. Der Gedanke an Kinder ist immer noch da, aber jetzt fühlt es sich nicht mehr wie eine Last an. Es ist mehr ein sanfter Schimmer von Hoffnung und Möglichkeiten, die die Zukunft bereithalten könnte. Mit dieser neuen Perspektive fällt es mir endlich leichter, in den Schlaf zu gleiten.

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