Erinnerungen

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Ich weiss nicht wie lange ich vor dem Haus stand, dass ich als meins bezeichnete..oder bis vor kurzem noch als meins bezeichnet hatte. Jetzt war es einfach ein Haus. Ein Haus in dem die misten meiner verhassten Erinnerungen auf mich warteten. Ich atmete tief durch. Ich hätte auch einfach wieder gehen können. Doch aus irgendeinem Grund konnte ich das mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Mein Gewissen wollte die schmerzhafteste Erinnerung nicht im Stich lassen. Die Erinnerung die immernoch so aktuell war, dass es jeden Tag aufs neue weh tat. Sie war wie ein Schnitt, den man bekommt, wenn man nicht vorsichtig genug mit Papier umgeht. So klein, dass er kaum zu sehen ist und dennoch groß genug, um bei jeder Berührung weh zu tun. Obwohl ich einen Schlüssel hatte, klingelte ich und sah genau dieser Erinnerung in ihre strahlenden blauen Augen. Hailey. Sie trug ihre kurzen Shorts und mein viel zu ausgebleichtes T-Shirt. Und sie lächelte. "Hey", war das einzige was über meine trockenen Lippen kam. "Hey." Ihre Stimme klang meilenweit entfernt. In meinem Kopf drehte sich immernoch alles um letzte Nacht. Ich wollte mich umdrehen und weglaufen..zu ihm. Zu Louis. Dahin, wo ich mich wirklich sicher und geborgen fühlte. "Hallo? Hörst du mir zu?!" "Hailey bitte..ich bin müde und hab grad keine Nerven mit dir über irgendwas zu disskutieren.." "Wie lang geht das schon mit dir und..Louis?!" "Hä? Was" Da geht überhaupt nichts. Er ist mein bester Freund und ich bin für ihn da. Entweder du siehst das ein oder du lässt es." Ich betrat das Haus und der kleine Papierschnitt wurde ein ganz kleines bisschen größer und tat ein ganz kleines bisschen mehr weh. "Du stinkst nach Rauch". Ich schloss kurz die Augen. "Passiert." Ich spürte Haileys kalte Blicke, die meinen Rücken förmlich durchbohrten. "Du kannst so scheisse sein Harry!" Bumm.

Die Haustür fiel zu. Der Schmerz ließ nach. Ich wusste das dieser Zustand nur so lange anhielt, bis sie wieder durch die Tür trat. Langsam und vorsichtig atmete ich ein. Es tat nicht weh. Louis sagt immer, das atmen und lächeln nur dann weh tut, wenn es nicht ernst gemeint ist. Wenn es gefaket ist. Ich ließ meine Tasche fallen und ging ins Bad. Mein müdes Gesicht starrte mich aus dem Spiegel an. Ein kleiner Teil von mir mochte den Schmerz den ich spürte, wenn ich hier war. Denn genau dieser Schmerz zeigte mir, dass ich doch noch in der Lage war etwas zu fühlen und nicht vollkommen gefühlskalt wurde. Doch ein viel größerer Teil von mir verabscheute den Schmerz, dieses Leben und alles, was damit zu tun hatte. Ich seufzte. Ich wollte und konnte Hailey nicht weh tun. Doch genauso wenig konnte ich Louis weh tun. Wobei der auch nicht wirklich Rücksicht auf mich nahm. Aber wieso auch? Für ihn war dieses ganze Affären ding ja völlig in Ordnung. Wahrscheinlich wollte er überhaupt nichts festes. Wahrscheinlich bildete ich mir jeden noch so winzigen Blick und jede noch so kleine Berührung einfach nur ein. Ich stützte mich am Waschbecken ab. Raus. Einfach nur raus. Raus aus diesem erinnerungsverseuchten Haus, am besten raus aus meinem Leben. Adios. Bye. Ich hätte gerne einmal neues Leben. Vielleicht finde ich ja irgendwo noch die zerknitterte Quittung für das alte. Ich ließ das Waschbecken los und versuchte erneut, vor mir selbst davon zu laufen. Und so irrte icb halb hilflos und halb froh niemanden anders zu sehen durch die engen Nebenstraßen Londons.

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