Kapitel 2

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Bevor überhaupt mein Wecker geklingelt hat, bin ich wach.

Nicht das ich viel geschlafen habe, nein eher im Gegenteil, aber es war immerhin mehr als gewöhnlich.

Ich strampelte mich aus meiner fuselligen Sommerdecke und zog die bunt karierten Gardinen meines Fensters auf.

Zwar war es erst halb sieben und das in den Ferien, doch die Sonnenstrahlen strahlten bereits blendend in mein tapeziertes Zimmer
so, also sie sich vorgenommen hatten, mich heute den ganzen Tag extra anzustrahlen
(Also ob sie nichts besseres zutun hätten)

Ich lief zu meinem Schreibtisch hin worüber mein Kalender hing und kreuzte das letzte Feld an.
Das letzte Feld.
Ich muss zugeben, auf meinem Gesicht  breitete sich ein kleines Lächeln aus

In diesem Moment öffnete sich die quietschende Tür zu meinem Zimmer und mein Vater kam rein

" Was machst du denn für ein Lärm Elleneore? Und dann auch noch so früh am morgen?"

Ich schluckte
Ich hasste es wenn er mich so mit seinen winzigen Augen anstarrte
Mit seinen winzigen, ausdruckslosen Augen die jene meiner Kinderträume in Sekundenschnelle zerstört hatten.

"Ich, ich,
heute  fahr ich doch mit der Diakonie nach Straßburg, erinnerst du dich? Dafür hat mich  Dc. Pelster vor drei Monaten angemeldet "

Er starrte mich weiterhin nur fragend an.
Seine Blicke durchborten mich mit einem steinerndem Ausdruck

"Ja, und wann hattest du vor uns das zusagen?!"

"Hab ich doch schon"
Mein Finger zeigte auf die Pinnwand im Flur wo die Infobögen hingen

"Ja und wann hättest du vor es mir zu sagen?!"
Seine Stimme klang wütend
Ich wette, wenn er etwas in der Hand gehalten hätte, hätte er es schon auf den Boden geworfen.

"H...Hab ich aber doch"

Er schnappte nach Luft und und sah mich wieder nur an

Ich blickte hoffnungsvoll in seine Augen und betete innerlich dass er mir nicht auch noch das verbieten würde.

"Joa, wann ist das denn?"

"Heute, wie gesagt und um 8 treffen wir uns im Jugendtreff "

"Miriam!"
Er rief nach meiner Mutter

"Hmm"

"Unsere Tochter behauptet heute mit der Diakonie in die Schweiz -"-Frankreich-"

Er sah mich genervt an
"Jedenfalls nach Frankreich zu fahren. Weißt du was davon?"

Wieder kam nur ein halbschlafender Laut von ihr und dann folgte nur noch ein "Liebgemeintes"

,,Lass sie doch"

Mein Vater zischte schließlich ab und ich atmete auf.

Eine Träne kullerte mir aus dem Auge.
Normalerweise weine ich nicht so schnell aber bei meinem Vater schon.
Wie meine Therapeutin sagen würde:
Mein Vater ist hat eine ,, unberechenbare Seele"

Ich schaute auf die Uhr.
In genau einer Stunde sollte ich da sein.

Ich schnappte mir einen (so gut wie es ging) dünnen Pullover und zog  mir eine kurze Latzhose darüber.

Ich sah mich im Spiegel an.
Meine welligen, blonden Haare fielen mir wie üblich bis über die Brustspitze und über meine linke Schulter hatte ich meine Kuriertasche hängen.

Ich fand heute sah ich gut aus.
Besser als an vielen anderen Tagen.
Es gab Tage, wo ich mich gerne fertig mache und es gibt Tage, an denen ich am liebsten im Pyjama rumlaufen würde.
Oder garnicht.

Als ich gerade im Flur dabei war, mir meine bekrizzelten Chucks anzuziehen, brachte mir meine Mutter eine Tupperdose und eine Kanne mit Eiskaffee.
Normalerweise hasst sie es, wenn ich Kaffee trinke.

Zum Schluss  umarmte sie mich noch kurz was wirklich seltsam war und dann lief ich auch schon los.








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