Kapitel 4 -Entscheidung-

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Mein Wecker klingelt und als ich ihn ausdrückte schaue ich auf die Zahlen: 6:30 Uhr. Ich rolle mich zurück auf den Rücken und schaue die Decke an. Eigentlich würde ich lieber liegen bleiben und heute nicht in die Uni gehen, aber auf der anderen Seite kann ich es kaum erwarten Principal James meine Entscheidung mitzuteilen. Also raffe ich mich auf und beginne meinen Tag.
——
Ich klopfe an der dunklen Holztür, welche ich öffne als die Sekretärin laut „Herein" brüllt. Bevor ich eintrete, streiche ich mir meinen Faltenrock, welcher mir bis zum Knie geht, grade und richte den Ausschnitt meiner Bluse. Dabei möchte ich ihn so weit wie möglich verstecken. Ich bin kein großer Fan von tiefen Ausschnitten oder sehr kurzer Kleidung.. Luise betitelt mich oft als „Oldmoney-prüde", jedoch mag ich meinen Kleidungsstil sehr und ich fühle mich sehr wohl. Luise ist dabei das komplette Gegenteil, sie zeigt gerne ihre Figur und sie weis definitiv wie sie ihre Kurven richtig in Szene setzt. Manchmal würde ich gerne mit ihr tauschen, nur so für eine Party..

„Hallo Mrs. Scott" grüßt mich James, „Ich vermute, dass du dich bereits entschieden hast?"

„Ja ich habe schnell eine Entscheidung fällen können!" sage ich und gebe James die Hand als Begründung.
Er bittet mich in sein Büro und weist mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Er selbst lässt sich, wie letzte Woche, auf seinen Stuhl plumpsen. Er räuspert sich als er fortfährt.
„So, dann lass mich doch mal hören wo ich dich anmelden darf." er lächelt mich an und legt seine Hände auf die Tastatur vor sich, bereit meine Worte mitzuschreiben.

„Ich habe mich für das Pressebüro hier in Großbritannien entschieden. Ich möchte gerne zum Silverstone Circuit während des GP von Großbritannien!" sage ich aufgeregt. Ich hoffe sehr das diese Möglichkeit noch besteht und nichts dazwischen gekommen ist.
James schaut mich erstaunt an und wartet einen Augenblick bis er antwortet.

„Ich hätte das nicht erwartet. Nicht, dass das eine schlechte Entscheidung ist, sondern das Sie sich für Motorsport interessieren."

Ich muss lächeln. Vermutlich aus Verlegenheit, weil ich keine Ahnung habe was ich auf sowas antworten soll. Er unterbricht die unangenehme Stille und beginnt in seinem Computer zu schreiben. Es dauert nicht lang als er den Bildschirm zu mir dreht.

„Hier sind alle groben Details über das Wochenende. Soll ich dir das ausdrucken? Weist du schon ob du an diesem Wochenende wirklich nichts anderes machen musst? Wenn ich dich anmelde, ist es verbindlich!" macht er mir klar. Dabei zieht er eine Augenbraue hoch und es fühlt sich ganz kurz an als wär er mein Vater.

Gedanklich schweife ich 16 Jahre zurück und sehe Bruchstücke aus meiner Kindheit. Mein Vater hat meine Mutter verlassen, als ich 8 war. Aus kindlicher Sicht betrachtet, war die Trennung ruhig und angenehm, jedoch je älter ich wurde, desto mehr merkte ich wie meine Mutter gelitten hat. Ich war nicht der einfachste Teenager und muss zugeben, dass ich meiner Mutter das Leben oft zu Hölle gemacht habe. Finanziell war mein Vater der pünktlichste Mann der Welt, jedoch hat er sich nie an Termine gehalten, die die Besuchszeiten von mir betroffen haben. Letztendlich hat also meine Mutter mich allein grossgezogen.

„Mrs. Scott?" fragt James und nimmt mich aus meinem Tagtraum heraus.

„Sorry!" Sage ich und halte mir kurz die Hand vor den Mund als ich realisiere, wo ich gedanklich war. „Ehm, ja klar. Ich habe an diesem Wochenende nichts anderes vor und verstehe die Verbindlichkeit!" sage ich schließlich.

„Alles klar." er pausiert. „Das war's schon! Ich schicke dir alle Informationen via Mail und dann kannst du dich für weiteres Registrieren. Anschließend werden deine Zugangsdaten kontrolliert und du solltest dann deine Karten bekommen. Dein Ansprechpartner von dem Pressebüro wirst du erst vor Ort kennenlernen."

Ich rutsche auf dem Stuhl freudig hin und her und höre ihm gespannt zu. Er erzählt mir noch, dass die Flüge und die Unterkunft von der Universität finanziert werden und ich mich somit darum nicht kümmern muss. Darüber bin ich froh, denn ich habe nur noch zwei Wochen um mich auf diese Reise vorzubereiten.. und meine Hausarbeit anzufangen.. diese hatte ich vor lauter Aufregung schon fast vergessen..

Der „Norris-Effekt"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt