Teil 1

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Ich saß auf meinem Bett und starrte auf mein Handy, während Tränen auf die Bettdecke tropften.

Warum tut es so weh, wenn du jetzt gehst?
Und es vorbei ist?

Ey, es ist schon okay, wenn du jetzt gehst
Aber irgendwie auch nicht

Ich weiß nicht, was du mit mir gemacht hast
Und es macht mir grad' 'n bisschen Angst
Ey, es ist schon okay, wеnn du jetzt gehst
Aber irgеndwie auch nicht

Immer mehr Tränen suchten sich ihren Weg, doch ich konnte nicht aufhören das Lied wieder und wieder zu hören. Jede Zeile traf mich mit ins Herz und lies alle Gefühle wieder hochkommen.

„Lina hör auf! Bitte hör auf dir dieses Lied anzuhören", drang plötzlich die Stimme meiner Mitbewohnerin zu mir durch. „ Ich... ich kann nicht", stotterte ich und versuchte sie anzusehen. Durch meine verquollenen Augen sah ich nur verschwommene Umrisse, trotzdem konnte ich Ihren Mitfühlenden und doch auch vorwurfsvollen Blick spüren. „Doch du kannst", sagte sie streng und bevor ich reagieren konnte hatte sie mein Handy geschnappt und das Lied ausgeschalten. „Sophia... ich ... der Song... kennst du ihn?", stammelte ich und versuchte die immer noch aufkommenden Tränen wieder hinunterzuschlucken. „Ich kenn den Song – er hat ihn mir schon vor ein paar Wochen vorgespielt", erklärte sie und setzte sich neben mich. „Es geht um uns oder?", fragte ich ganz leise und sie nickte kaum merklich.
"Warum jetzt plötzlich?...... Warum genau heute?...... ich.. ich ..", stotterte ich leise vor mich hin und die Tränen fanden wieder ihren Weg auf mein Bett. Sophia nahm mich in den Arm und seufzte leise: „Ich wusste das der Song eine schlechte Idee ist." „Ichh.. dachte ich könnte ihn vergessen.. , aber es geht nicht." „Dann rede endlich mit ihm", schlug sie vor und ich sah sie entsetzt an. „Was soll das bringen? Er will sowieso nicht mit mir reden." „Doch Lina, er will mit dir reden. Warum glaubst du hat er genau heute diesen Song veröffentlicht? An dem Tag als ihr euch kennengelernt habt?" Ich sah sie verzweifelt an und dachte im nächsten Moment wieder an den Tag zurück:

1 Jahr zuvor am 14.2:
Ich trug gerade eine Kiste Bier zur Bar als ich ihn sah. „Gigi! Dich hab ich ja schon ewig nicht mehr gesehen", rief ich ihm freudig zu und er drehte sich verwundert um. „Lina hey", sagte er freudestrahlend als er mich erkannte. „Wie geht's dir?", fragte ich nach einer herzlichen Umarmung. „Gut und dir?" „Alles ok soweit", sagte ich grinsend. Wir unterhielten uns etwas als ein großer, gutaussehender, Typ auf uns zukam. „Gigi wo bleibst du den? Wir warten alle auf dich", sagte der Fremde lachend. Gigi verdrehte kurz die Augen: „Ich komm ja gleich, darf man sich nicht mal kurz unterhalten?" es klang vorwurfsvoll. „Man sorry! Die anderen sind am verdursten", sagte er sofort entschuldigend. Gigi wollte etwas erwidern, doch ich sprang ein: „geh ruhig, ich muss eh weiter arbeiten, wir sehen uns sicher nachher nochmal!" Er sah mich kurz skeptisch an, doch ich nickte nur lächelnd, bevor mein Blick zu seinem Freund wanderte. Er war ein großer, trainierter Typ mit braunen, verwuschelten, Haaren und einem wahnsinnig sympathischen Lächeln . „Dann bis später", sagte Gigi noch und drehte sich um, um zu gehen. "Kommst du jetzt?", fragte Gigi seinen Freund nachdem der keine Anstalten machte sich zu bewegen. Er lächelte mich nochmal schüchtern an, drehte sich dann jedoch um und folgte Gigi. Ich blieb noch ein paar Sekunden wie angewurzelt stehen und sah den beiden Männern nach, dann schüttelte ich irritiert den Kopf und ging mit der Bierkiste zur Bar um weiter zu arbeiten.
Obwohl seit dem treffen mit Gigi sicher zwei Stunde vergangen war und ich weder ihn noch seinen Freund seither gesehen hatte, lies mir der Wuschelkopf keine Ruhe. Ständig dachte ich an sein süßes Lächeln und seine schönen Augen, ich konnte mich gar nicht richtig auf die Bestellungen konzentrieren und als er plötzlich vor mir stand lies ich einen überraschten Schrei los. Er sah mich irritiert an, bevor er ein leises: „Ehh hey." rausbrachte. „h..e..y", sagte ich leise und starrte ihn einfach nur an. „Kann ich 4 Bier haben?", fragte er nach ein paar Augenblicken vorsichtig. „Ehhh.... Ja klar", sagte ich und löste mich langsam aus der Schockstarre. „Danke!", sagte er nachdem ich ihm die Bier hingestellt hatte und er verschwand wieder – um nur ein paar Augenblicke später wieder vor mir aufzutauchen. Diesmal sah er mich jedoch nur an. „hast du was vergessen?", fragte ich ihn irgendwann skeptisch. Er schüttelte den Kopf und grinste dabei verlegen. „Man Winc jetzt stell dich doch nicht so an! Er wollte fragen ob du Lust hast zu tanzen?" tauchte plötzlich Gigi neben ihn auf und Winc sah ihn kurz genervt an, bevor er mich wieder schüchtern anlächelte. „Ehh ich muss noch ne halbe Stunde arbeiten, dann gerne", sagte ich etwas überfordert, aber ich freute mich auch das er bzw Gigi gefragt hatte.
Eine halbe Stunde später holte er mich an der Bar ab. „Hey, ich bin übrigens Wincent", stellte er sich lächelnd vor. Ich musste kurz lachen, wir hatten uns ja noch nicht mal vorgestellt. „Lina – freut mich dich kennen zu lernen!" „Willst du tanzen?", fragte er nun nochmal selber, ich nickte und wir gingen auf die Tanzfläche. Da wir nach ein paar Songs ziemlich außer Atem waren, setzten wir uns an die Bar und unterhielten uns, wir redeten einfach über alles mögliche. Es war ein lustiges und sehr intensives Gespräch, deshalb bemerkten wir gar nicht wie die Zeit verflog. Irgendwann kam aber Gigi und sagte uns Bescheid, dass sie woanders hingehen wollten. Wir gingen zwar mit, führten unser Gespräch aber unbeirrt weiter. Mit ihm zu reden war so einfach und entspannt – dabei vergaß ich alles um mich rum.

 ......

 „Hallo Lina?", hörte ich plötzlich wieder die Stimme meiner Mitbewohnerin und  damit war auch der Tagtraum wieder vorbei. Irritiert sah ich sie an. „Du denkst doch ständig an ihn, also red jetzt endlich mit ihm!", sagte sie ziemlich direkt. „Nein Sophia! Ich bin nicht bereit und außerdem will Winc sicher nichts von mir wissen! Ich hab ihn damals einfach stehen gelassen und seither kein Wort mit ihm gewechselt", sagte ich verzweifelt. „Ja stimmt, ihm aus dem Weg zu gehen hast du die letzten Monate perfektioniert! Aber nun wird es Zeit das du das mit ihm klärst – immerhin hat er dir diesen Song gewidmet und dir damit das gesagt, was er damals noch nicht konnte." „Vielleicht hatte er diese Gefühle mal, aber nein, ich will nicht mit ihm reden! Ich bin nicht bereit mich auf etwas Neues einzulassen" sagte ich mit Nachdruck. „Lina es ist mittlerweile 2 Jahre her, er würde nicht wollen das du dich versteckst." ich schüttelte nur den Kopf und bat sie zu gehen.
Verzweifelt lies ich mich auf mein Kissen sinken. Ich konnte das nicht, auch wenn Winc was in mir ausgelöst hatte, es hatte sich in den letzten Monaten nichts daran geändert das ich mich auf nichts mehr einlassen wollte – nie wieder.
Wieder schaltete ich den Song ein, aber diesmal hörte ich ihn mit Kopfhörer damit Sophia nicht plötzlich wieder hier stand:

Kannst du noch 'n bisschen bleiben?

Es fühlt sich gut an mit uns beiden
Sag, kannst du noch 'n bisschen bleiben, bei mir?
Ich kann es gerade noch nicht zeigen
Dir die Gefühle nicht beschreiben
Doch kannst du noch 'n bisschen, bleiben mir?

Warum tut es so weh, wenn du jetzt gehst?
Und es vorbei ist?

Ey, es ist schon okay, wenn du jetzt gehst
Aber irgendwie auch nicht
Ich weiß nicht, was du mit mir gemacht hast
Und es macht mir grad' 'n bisschen Angst
Ey, es ist schon okay, wеnn du jetzt gehst

Aber irgеndwie auch nicht

Ich will Gefühle oft vermeiden
Schmeiß auf Schmetterlinge Steine
Doch diesmal ist es nicht das gleiche, bei dir 
....

Schmeiß auf Schmetterlinge SteineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt